Istanbul-Hotel: Neue Details nach dem Todesdrama
Inhalt
- Hotel versiegelt
- Acht Personen festgenommen
- Neue Verdachtsfälle belasten die Situation
- Giftspur oder Lebensmittelvergiftung?
Nach dem Tod einer Mutter und ihrer zwei kleinen Kinder erschüttert ein möglicher Vergiftungsfall den Istanbuler Stadtteil Fatih. Die Familie aus Deutschland war am 9. November zum Urlaub angereist und in einem zentral gelegenen Hotel untergebracht. Innerhalb weniger Tage entwickelten alle vier Familienmitglieder schwere Beschwerden, zwei Kinder starben bereits am Montag, die Mutter erlag am nächsten Morgen ihren Symptomen. Der Vater befindet sich weiterhin in intensivmedizinischer Behandlung.
Hotel versiegelt
Am Mittwochmorgen rückten Polizei und Gesundheitsbehörden erneut zu dem Gebäude aus. Nach umfassenden Untersuchungen wurde das Hotel vollständig geräumt und von der Stadtverwaltung versiegelt. Die Ermittler stellten fest, dass kurz zuvor im Erdgeschoss des Hauses eine Schädlingsbekämpfung durchgeführt worden war. Dabei sollen Substanzen verwendet worden sein, die normalerweise in der Landwirtschaft eingesetzt werden, Stoffe, die bei unsachgemäßer Anwendung für Menschen gefährlich sein können.
Nach Angaben der Behörden wurden alle relevante Materialien, Dokumente und Proben sichergestellt. Die Analyse der verdächtigen Substanzen läuft. Besonders brisant: Die Familie wohnte im ersten Stock, während andere Gäste in höheren Etagen untergebracht waren.
Acht Personen festgenommen
Die Ermittlungen führten noch am selben Tag zu mehreren Festnahmen. Unter den bisher acht Verdächtigen befinden sich laut offiziellen Angaben: der Hotelbesitzer, ein Hotelangestellter, der Betreiber eines Lokals, ein Straßenverkäufer, ein Café-Besitzer, der Sohn des Schädlingsbekämpfungsunternehmens, sowie zwei Mitarbeiter der Firma, die die Pestizidbehandlung durchgeführt haben.
Sie sollen in den kommenden Tagen der Staatsanwaltschaft vorgeführt werden. Ihnen werden fahrlässige Tötung, unsachgemäße Anwendung giftiger Substanzen sowie Verstöße gegen Hygienevorschriften vorgeworfen.
Neue Verdachtsfälle belasten die Situation
Der Fall wurde noch rätselhafter, als am Dienstag zwei weitere Touristen, die im selben Hotel untergebracht waren, mit starker Übelkeit und Erbrechen in eine Klinik gebracht wurden. Sie gelten als wichtige Zeugen und möglicherweise als weitere Opfer.
Ein dritter Gast, der die beiden ins Krankenhaus begleitete, zeigte keine klassischen Symptome, allerdings stellten Ärzte eine auffällige Verlangsamung seiner Herzfrequenz fest. Auch er wurde zur Beobachtung stationär aufgenommen.
Der Istanbuler Gesundheitsdirektor Abdullah Emre Güner bestätigte, dass alle drei ausländischen Gäste stabil seien, aber weiter überwacht würden. Man nehme die Fälle ernst und untersuche „jede mögliche Quelle der Kontamination“.
Giftspur oder Lebensmittelvergiftung?
Die ersten Vermutungen hatten sich auf Straßenessen und Lebensmittel aus der Umgebung konzentriert. Die Familie hatte am Vortag angeblich Muscheln und Kumpir gegessen. Doch die Festnahmen und die nun entdeckten Pestizidspuren im Hotel deuten auf eine andere Richtung hin.
Ob tatsächlich giftige Rückstände im Gebäude für die Todesfälle verantwortlich sind, ist noch offen. Die Analyse der Proben gilt als entscheidend.