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Hand eines Betrügers vor dem Laptop.
Mit glaubwürdigen Geschichten versuchen Gauner ihre Opfer zur Freigabe von Überweisungen zu überreden.
Mit glaubwürdigen Geschichten versuchen Gauner ihre Opfer zur Freigabe von Überweisungen zu überreden.
Daniel Scharinger / picturedesk.com

ACHTUNG: Gefinkelter Online-Betrug im Umlauf

29.06.2023 um 15:50, Simone Reitmeier
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Erst kürzlich tappte ein 18-jähriger Österreicher in eine dreiste Falle von Online-Gaunern. Ein hoher vierstelliger Betrag wurde von seinem Konto abgebucht.

Betrüger finden immer wieder Mittel und Wege, um ihre Opfer um den Finger zu wickeln. Laut einer Presseaussendung der Tiroler Polizei ist es erst kürzlich zu einem besonders dreisten Trickbetrug in Reutte gekommen.

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Bitte um Rücküberweisung

Auf Nachfrage von weekend.at hat die Tiroler Polizei bestätigt, dass auf das Konto eines 18-Jährigen zehn Euro von einem Unbekannten überwiesen wurden. Im Anschluss erhielt der Bursche einen Anruf und eine Online-Nachricht, dass die Überweisung ein Irrtum gewesen sei. Er solle das Geld doch bitte per Express an ein genanntes Konto zurücküberweisen. Gesagt, getan – das böse Erwachen ließ nicht lange auf sich warten. Nur einen Tag später wurde ein hoher vierstelliger Betrag von seinem Onlinekonto abgebucht. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. "Solche oder ähnliche Fälle gibt es immer wieder. Auch bei uns landete kürzlich einer auf dem Tisch, in dem behauptet wurde, es wäre eine irrtümliche Überweisung getätigt worden", erläutert Thorsten Behrens, Projektleiter von Watchlist Internet. Steigen die Opfer darauf ein, "kommen die Täter an den IBAN und weitere Daten", so Behrens.

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Wie werden Opfer ausgesucht?

Laut Behrens kaufen die Gauner passende Kontodaten und Telefonnummern wahrscheinlich im Darknet. Diese wiederum stammen meist aus Datendiebstählen bei Unternehmen. Im ersten Schritt wird überprüft, ob die Daten existieren und ob man mit den Betroffenen kommunizieren kann. Trifft beides zu, ist ein Opfer gefunden und es folgen teils raffinierte Betrugsversuche.

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Hand mit Handschuh auf der Tastatur.
Hat man bereits Geld überweisen, sollte man sofort Bank und Polizei verständigen

Mit Storys werden Zahlungen entlockt

Die Täter nehmen Kontakt auf, geben sich zum Beispiel als Bankmitarbeiter, Rechtsanwalt oder ähnliches aus. Mit erfundenen, jedoch glaubwürdigen Geschichten versuchen sie an die Bankzugangsdaten ihrer Opfer zu kommen und Überweisungen vorzubereiten. "Direkte Überweisungen sind nicht möglich, das geht nur per Lastschrift. Daher erzählen sie immer irgendwelche Storys, um durch die zweistufige Authentifizierung zu kommen", erläutert Thorsten Behrens.

Die Opfer werden sehr geschickt dazu gebracht, die Zahlungen freizugeben.

Thorsten Behrens, Projektleiter von Watchlist Internet

Getarnte Überweisungen

Beispielsweise wird einem weisgemacht, dass bei einer Überweisung etwas nicht geklappt hätte und man solle doch den Bildschirm teilen, um dem Problem gemeinsam auf den Grund zu gehen. Oder man solle einer Software den Zugriff genehmigen. "Oft kommen sie auch damit daher, dass ein Abo-Beitrag – zum Beispiel von Netflix – nicht bezahlt wurde. Man müsse den offenen Betrag sofort überweisen, ansonsten werde der Account gesperrt", informiert Behrens. Die Gauner versuchen, ihre Opfer zur Freigabe einer Überweisung zu überreden. Fällt man auf den Betrüger herein, erhalten die Diebe Zugriff auf ein Online-Konto und können Überweisungen veranlassen. In manchen Fällen sind diese sogar als vermeintliche Verifizierungen getarnt. Nimmt man sie an, überweist man in Wirklichkeit einen Geldbetrag.

Was tun, wenn man Geld überwiesen hat?

"Generell gilt, sich am Telefon, durch E-Mails oder per SMS zu keiner Aktion verleiten zu lassen. Das heißt auch, keine Anhänge oder Links in den Nachrichten anklicken und den Anruf zuerst überprüfen", so Behrens. Ist man aber bereits in die Falle getappt, gilt es möglichst schnell zu reagieren und umgehend Bank und Polizei zu verständigen.

Das Zeitfenster, in dem die Bank das Geld zurückholen kann, ist zwar äußerst klein, aber einen Versuch ist es wert.

Thorsten Behrens, Projektleiter von Watchlist Internet

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