Hauptsache billig: Jedes dritte Grillfleisch aus dem Ausland
Einen Monat lang hat die Umweltschutzorganisation WWF die Grillsortimente in den Flugblättern von sechs österreichischen Supermarktketten untersucht. Das Ergebnis: 297 Fleischprodukte wurden in diesem Zeitraum verbilligt angeboten. Bei all den Teuerungen, denen der Otto-Normal-Verbraucher aktuell ausgesetzt ist, wäre das ja eigentlich Grund zur Freude. Doch das erschreckende an der Rabattanalyse ist, dass jedes dritte Fleisch aus dem Ausland stammt. Auch die billigsten Produkte in den Prospekten waren importiert: etwa ein Kilo Grillwürstel um 2,99 Euro und ein Kilo Hendlschenkel um drei Euro.
Schlechte Schweinehaltung zementiert
Schweinefleisch war im Untersuchungsraum (25. April bis 23. Mai) am häufigsten in Aktion – mit einem Rekordrabatt von 53,9 Prozent, dicht gefolgt von Geflügel mit 50 Prozent. Danach folgt Rindfleisch mit 36 Prozent. „Gerade beim Schweinefleisch sind die gesetzlichen Standards extrem niedrig, wodurch solche Extrem-Rabatte überhaupt erst möglich werden – sie zementieren also immer schlechte Haltungsbedingungen“, bemängelt Verena Weissenböck von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten und ergänzt: „Fast die Hälfte der rabattierten Produkte trägt außerdem das AMA-Gütesiegel. Das ist besonders irreführend, da damit ein Schnäppchen und gleichzeitig Tierwohl suggeriert wird.”
Uns muss klar sein: In Wahrheit gibt es kein Billigfleisch, denn wenn ein Produkt um die Hälfte weniger kostet, leiden zuallererst die Tiere, dann die Umwelt und die Landwirtschaft – und letztlich zahlen wir alle den Preis für diese Verramschung von Lebensmitteln. – Verena Weissenböck, Vier Pfoten Kampagnenleiterin
Jedes zehnte Grillprodukt vegetarisch
Laut WWF handelte es sich bei den Angeboten um konventionelle Waren, die im Vergleich zu biologischen Produkten häufig unter ökologisch bedenklicheren Bedingungen und geringeren Tierwohlstandards hergestellt werden. Biofleisch selbst wurde hingegen kaum angeboten und nur jedes zehnte Grillprodukt in den Prospekten war vegetarisch oder vegan.
Die aktuelle Preispolitik erschwert eine klimafreundliche Entscheidung. Schon jetzt ist der Fleischkonsum drei Mal höher als von Fachleuten empfohlen. – WWF-Expertin Hannah-Heidi Schindler

Forderungen gegen „Billigfleisch-Irrsinn“
Der WWF fordert ein grundlegendes Umdenken im Handel und eine öko-soziale Ernährungswende von der Politik. „Die Bundesregierung muss den klimaschädlichen Billigfleisch-Irrsinn eindämmen und im Gegenzug ressourcenschonende Lebensmittel stärker unterstützen.“, sagt Schindler. Besonders wichtig dafür sei eine verpflichtende Kennzeichnung aller Fleischprodukte nach Herkunft und Tierwohl im Handel und in der Gastronomie. Zusätzlich plädiert der WWF angesichts der hohen Teuerung für ein dauerhaftes Senken der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte.