Handels-KV: Inflation zwingt zur Neuverhandlung
- Inflation zwingt zu Neuverhandlungen
- Vereinbarung aus dem Vorjahr fällt
- Positionen von Gewerkschaft und Wirtschaft
- Handel zwischen Teuerung und Umsatzdruck
Weil die Inflation über drei Prozent liegt, müssen die Sozialpartner den Handels-KV neu verhandeln. Der Doppelabschluss, der eigentlich bis Ende 2026 gelten sollte, verliert seine Gültigkeit. Ab Anfang November beginnen die Gespräche zwischen Wirtschaftskammer und Gewerkschaft.
Inflation zwingt zu Neuverhandlungen
Die Statistik Austria hat im Oktober die finalen Inflationswerte veröffentlicht. Im September lag die Teuerung bei vier Prozent, im August bei 4,1. Der Durchschnitt der letzten zwölf Monate überschreitet die Grenze von drei Prozent. Diese Zahl löst die im Vorjahr vereinbarte Neuverhandlungsklausel aus. Die Sozialpartner hatten sich 2024 auf eine automatische Öffnung des Kollektivvertrags geeinigt, sobald die rollierende Inflation diese Schwelle erreicht.
Vereinbarung aus dem Vorjahr fällt
Im Vorjahr hatten sich Gewerkschaft GPA und Wirtschaftskammer auf eine gestaffelte Erhöhung geeinigt. Je nach Inflationsniveau wären die Gehälter leicht über der Teuerung gestiegen. Ab einem Wert von 2,9 Prozent wäre nur ein Inflationsausgleich vorgesehen gewesen. Für eine Teuerung ab drei Prozent sollten die Sozialpartner erneut an den Verhandlungstisch zurückkehren. Diese Regelung tritt nun in Kraft, der Doppelabschluss gilt nicht mehr.
Positionen von Gewerkschaft und Wirtschaft
Beide Seiten bereiten sich auf schwierige Gespräche vor. GPA-Bundesgeschäftsführer Mario Ferrari fordert eine volle Abgeltung der Preissteigerungen. Er betont, dass steigende Kosten bei Energie, Lebensmitteln, Dienstleistungen und Mieten für die Beschäftigten kaum noch tragbar seien. Wirtschaftskammer-Handelsobmann Rainer Trefelik spricht von einem sachlichen Zugang. Er will in ruhiger Weise verhandeln, um Arbeitsplätze zu sichern. Der Handelsverband verweist auf hohe Personalkosten. Laut Geschäftsführer Rainer Will liegen diese im österreichischen Lebensmittelhandel um 31 Prozent über dem deutschen Niveau.
Handel zwischen Teuerung und Umsatzdruck
Der Handelssektor steht seit zwei Jahren unter Druck. Rund 450.000 Angestellte und Lehrlinge sowie 120.000 Arbeiterinnen und Arbeiter sind betroffen. Der Wirtschaftsabschwung 2023 und 2024 hat zu sinkenden Realumsätzen geführt. Insolvenzen im Mode-, Möbel- und Schuhhandel haben den Druck erhöht. Nach einem kurzen Plus im Frühjahr meldete die Statistik Austria im August wieder ein reales Umsatzminus. Die Sozialpartner wollen nun bis Jahresende einen neuen Kollektivvertragsabschluss erzielen.