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Menschen liegen und sitzen unter Strohdach-Sonnenschirmen an einem gut besuchten Strand auf Mallorca. Der Sand ist hell, das Meer türkisblau, eine blaue Flagge weht im Wind.
Am Balneario 6 auf Mallorca tummeln sich wieder Sonnenhungrige, nachdem das Badeverbot aufgehoben wurde.
Am Balneario 6 auf Mallorca tummeln sich wieder Sonnenhungrige, nachdem das Badeverbot aufgehoben wurde.
travelview / iStock

Hai-Alarm: Mallorca hisst nach Angriff rote Flagge

23.07.2025 um 10:40, Stefanie Hermann
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Nach einer schweren Bissverletzung wurde der Playa de Palma gesperrt. Jetzt gibt es Entwarnung: Es war kein Hai. Vermutet wird ein Drückerfisch als Verursacher.

Am Dienstagvormittag ist es an der Playa de Palma zu einem größeren Zwischenfall gekommen. Eine ältere Urlauberin wurde im Wasser verletzt. Erste Durchsagen der Rettungsschwimmer sprachen von einer „Hai-Attacke“. Der betroffene Strandabschnitt beim bekannten „Balneario 6“ wurde sofort gesperrt, ebenso der benachbarte Abschnitt „Balneario 7“. Die rote Flagge wurde gehisst, Schwimmen war vorübergehend verboten. Inzwischen wurde Entwarnung gegeben, der Strand ist für Sonnenhungrige und Badende wieder freigegeben.

Schwere Verletzung durch Biss im Wasser

Gegen 11:30 Uhr meldeten Augenzeugen eine schwer verletzte Frau im flachen Wasser. Die 85-jährige Italienerin wurde mit einer klaffenden Wunde an der linken Wade an den Strand gezogen. Laut Medienberichten blutete die Frau so stark, dass das Unterhautgewebe sichtbar gewesen sei. Rettungskräfte leisteten Erste Hilfe und brachten sie in die Clínica Rotger in Palma.

Strandabschnitt evakuiert

Nach dem Vorfall wurde der gesamte Strandbereich zwischen den Balnearios 1 und 10 geräumt. Sicherheitspersonal forderte Urlauber per Lautsprecher in mehreren Sprachen auf, das Wasser umgehend zu verlassen, die rote Flagge wurde gehisst. Jetskis patrouillierten im betroffenen Küstenabschnitt, um das Tier ausfindig zu machen, das die Verletzung verursacht haben könnte.

Erste Vermutung: Hai-Attacke

Da die Wunde tief und großflächig war, vermuteten die Rettungsschwimmer zunächst einen Haiangriff. Eine entsprechende Durchsage wurde wiederholt über Lautsprecher gemacht. Im Mittelmeer leben mehrere Haiarten, unter anderem der Blauhai.

Laut dem Meeresforschungsinstitut Imedea habe sich die Zahl der Hai-Sichtungen rund um die Küsten Mallorcas zuletzt erhöht – das teilte die Forschungseinrichtung bereits im April mit. Dabei handelt es sich in der Regel um vereinzelte Sichtungen von Blauhaien, die auch im aktuellen Fall kurz vor dem Vorfall gemeldet wurden. Diese Tiere verirren sich meist nur dann in strandnahe Bereiche, wenn sie alt, krank oder orientierungslos sind, betonen Meeresbiologen. Eine direkte Gefahr für Badende besteht dadurch kaum. Angriffe auf Menschen sind extrem selten und basieren – wenn überhaupt – fast ausschließlich auf Verwechslungen, etwa wenn ein Hai die Silhouette eines Surfers mit einer Robbe verwechselt.

Experten bezweifeln Hai-Theorie

Auch im Juni sorgte eine seltene Beobachtung für Aufsehen: In der Adria wurde ein Weißer Hai gefangen und später wieder freigelassen. Auf Mallorca selbst wurde wenige Tage vor dem aktuellen Vorfall ein Blauhai in Küstennähe gesichtet. Meeresbiologen äußerten dennoch früh Zweifel an der Hai-These. „Die Wunde sieht nicht nach einem Hai aus“, erklärte Debora Morrison von der Stiftung des Palma Aquariums gegenüber der Mallorca Zeitung.

Bislang gibt es keinen dokumentierten Haiangriff auf Badegäste in den westlichen Mittelmeergewässern. Besonders der gefürchtete Weiße Hai ist äußerst selten an den Küsten des Mittelmeers anzutreffen.

Spurensuche im Meer: Wer ist der wahre Verursacher?

Nachdem eine Hai-Attacke als unwahrscheinlich gilt, wurde zunächst spekuliert, dass es sich um eine Verletzung aus einer Begegnung mit einem Stachelrochen oder Blaufisch handeln könnte. Die Form der Wunde passt laut Meeresbiologen aber eher zum Gebiss des Drückerfischs. Die Tiere können bei der Revierverteidigung oder Brutpflege überaus aggressiv werden.

Drückerfisch: Heimisch und bissig

Drückerfische wie der Graue Drückerfisch sind im Mittelmeer keine Seltenheit. Sie werden bis zu einem Meter lang, haben meißelartige Zähne und gelten als revierbildende Einzelgänger. Vor allem zur Brutzeit verteidigen sie ihr Territorium mit Bissen und Trommellauten. Wie die deutsche Bild berichtet, soll es in den Gewässern Mallorcas bereits in den vergangenen Wochen zu weiteren Bissverletzungen gekommen sein. Experten sehen auch einen möglichen Zusammenhang mit steigenden Wassertemperaturen, die die Fische näher an die Küsten bringen könnten.

Nahaufnahme des Mauls eines Drückerfischs mit deutlich sichtbaren, meißelartigen Zähnen und einer kleinen Putzergarnele auf der Unterlippe.
Ein Drückerfisch zeigt seine kräftigen, meißelartigen Zähne – mit diesen kann er Korallen zerbeißen oder sogar Menschen verletzen.

Wie schützt man sich vor Fischbissen

Auch wenn Verletzungen wie diese selten sind, kann man Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um Verletzungen im Wasser vorzubeugen.

  • Bei roter Flagge oder Durchsagen: sofort aus dem Wasser
  • Keine Tiere im Wasser reizen oder füttern
  • In der Dämmerung oder bei schlechter Sicht nicht schwimmen
  • Bei Begegnungen mit größeren Tieren: ruhig bleiben, nicht hektisch bewegen
  • Hinweise und Empfehlungen der lokalen Rettungskräfte ernst nehmen

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