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Flaschenpost mit eingerolltem Brief in einer Glasflasche, angespült am Strand von Wharton Beach in Australien.
Am Wharton Beach von Australien wurde eine mehr als 100 Jahre alte Flaschenpost aus dem 1. Weltkrieg gefunden.
Am Wharton Beach von Australien wurde eine mehr als 100 Jahre alte Flaschenpost aus dem 1. Weltkrieg gefunden.
ADragan / iStock

Unglaublich: Flaschenpost aus 1. Weltkrieg gefunden

30.10.2025 um 11:17, Stefanie Hermann
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Am Wharton Beach in Australien wurde eine über 100 Jahre alte Flaschenpost entdeckt. Zwei Soldaten schrieben 1916 im 1. Weltkrieg an ihre Familien.

Am Wharton Beach bei Esperance im Westen Australiens hat eine Familie eine außergewöhnliche Entdeckung gemacht. Beim regelmäßigen Müllsammeln fand Peter Brown gemeinsam mit seiner Tochter Felicity und Ehefrau Deb Brown eine unscheinbare Schweppes-Flasche knapp oberhalb der Wasserlinie. Erst bei näherem Hinsehen wurde ihnen klar, welchen Schatz sie eigentlich gefunden hatten: eine mehr als 100 Jahre alte Flaschenpost aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.

Zwei Soldaten schrieben 1916 von Bord eines Truppenschiffs

In der Flasche befanden sich zwei handgeschriebene Briefe, datiert auf den 15. August 1916. Verfasst wurden sie von den australischen Soldaten Malcolm Neville (27) und William Harley (37), die an Bord des Truppenschiffs HMAT A70 Ballarat unterwegs waren. Das Schiff war wenige Tage zuvor von Adelaide aufgebrochen, um Soldaten an die Westfront in Frankreich zu bringen. Beide Männer gehörten zum 48. Australischen Infanteriebataillon.

„Wir sind so glücklich wie Larry“: Stimmen aus dem Jahr 1916

Die Briefe spiegeln die Stimmung der Soldaten in den ersten Tagen ihrer Überfahrt wider. Neville schrieb an seine Mutter Robertina in Wilkawatt, dass es ihm „richtig gut“ gehe und das Essen „bis auf eine Mahlzeit, die wir auf See beerdigt haben“, hervorragend sei. Trotz starken Seegangs beschrieb er seine Laune mit den Worten: „Wir sind so glücklich wie Larry.“ Harley, dessen Mutter zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war, richtete seine Nachricht an den Finder der Flasche und wünschte ihm, „dass es ihm so gut geht wie uns jetzt“.

Vage Ortsangaben und eine Botschaft an die Zukunft

Beide Soldaten machten keine genauen Angaben zu ihrem Standort. Neville notierte lediglich „Irgendwo auf See“, während Harley von „Irgendwo in der Bucht“ sprach. Gemeint war die Great Australian Bight, ein weites Meeresgebiet zwischen Adelaide und Esperance. Neville bat den Finder ausdrücklich, den Brief seiner Mutter zu überbringen. Harley erlaubte, dass sein Brief behalten werden dürfe.

Ein Jahrhundert im Sand verborgen

Laut Finderin Deb Brown dürfte die Flasche über Jahrzehnte im Sand vergraben gewesen sein. Durch starke Erosion und Wellengang sei sie erst in den letzten Monaten wieder freigelegt worden. Das Glas zeigte keine Beschädigungen, und obwohl das Papier feucht war, blieb die Schrift bis heute lesbar. Die Flasche dürfte nur kurz im Wasser getrieben haben, bevor sie an Land gespült und im Sand konserviert wurde.

Bewegende Reaktionen der Nachfahren

Die Browns nahmen nach der Entdeckung Kontakt zu den Nachfahren der Soldaten auf. Ann Turner, Enkelin von William Harley, zeigte sich tief bewegt: „Es fühlt sich wie ein Wunder an, als würde sich Großvater aus dem Grab melden.“ Herbie Neville, Großneffe des gefallenen Malcolm Neville, sagte: „Es klingt, als sei er ziemlich glücklich gewesen, in den Krieg zu ziehen. Es ist einfach traurig, dass er sein Leben verloren hat.“ Beide Familien bewahren die Briefe heute als wertvolle Erinnerung auf.

Tragisches Schicksal der Verfasser

Die beiden Soldaten, deren Briefe den Krieg überdauerten, erlitten ein tragisches Schicksal. Malcolm Neville fiel 1917 in Frankreich. William Harley wurde zweimal schwer verwundet, überlebte den Krieg. Er starb 1934 an Krebs; laut seiner Familie eine Spätfolge eines Gasangriffs im Schützengraben.

Quellen und weiterführende Informationen

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