Faschingsbeginn: Darum feiert man am 11.11.
- Die ersten Spuren des 11. November
- Ordnung und Übermut
- Die politische Seite der Elf
- Von Preußen zum Rhein
- Martinstag in Wien
Am 11. November um 11:11 Uhr findet im deutschsprachigen Raum der Faschingsbeginn statt. Das Datum ist fest im Kalender verankert, sein Ursprung liegt tief in der Geschichte. Zahl, Kirche, Politik und Brauchtum greifen ineinander.
Die ersten Spuren des 11. November
Im Mittelalter markierte der 11. November das Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres. Die Ernte war eingebracht, zur Feier ließ man Wein ausschenken. Für Knechte und Mägde begann die freie Zeit vor dem Winter. In vielen Regionen wurde gefeiert, gegessen und getrunken. Zugleich stand der Tag im Zeichen des heiligen Martin von Tours, dessen Gedenktag auf dieses Datum fiel. In der frühen Christenheit begann an diesem Tag eine vierwöchige Fastenzeit vor Weihnachten. Wer sich an die kirchliche Ordnung hielt, nutzte den Vorabend zum Schlemmen. Der Brauch, noch einmal ausgelassen zu feiern, stand am Anfang des Faschings.
Ordnung und Übermut
Später rückte die Zahl in den Mittelpunkt. Die Elf galt in der biblischen Zahlenlehre als Sonderfall. Zwischen der Zehn, Symbol der Gebote, und der Zwölf, Zahl der Apostel, steht sie außerhalb der göttlichen Ordnung. Wer die Elf wählte, stellte sich gegen die Regel. Genau das tat der Karneval. Die Narren spielten mit der Auflösung der Ordnung, mit Umkehr und Spott. Der Elferrat wurde zum sichtbaren Zeichen dieser Haltung. Selbst die Uhrzeit 11.11 Uhr trägt diese Symbolik. Die kleinste Schnapszahl markiert das Ende der Norm und den Beginn der Ausgelassenheit.
Die politische Seite der Elf
Im 19. Jahrhundert bekam die Elf eine zweite Bedeutung. Manche Karnevalisten erklärten, sie sei ein Spott auf die Parole der Französischen Revolution. Aus „Egalité, Liberté, Fraternité“ entstehe das Kürzel ELF. Ob das je beabsichtigt war, bleibt zweifelhaft. Wahrscheinlicher ist, dass die Zahl auch politische Ordnungssysteme persiflierte. Viele Stadt- und Gemeinderäte zählten damals zehn oder zwölf Mitglieder. Ein Elferrat karikierte das Prinzip der Gremienmacht. Das närrische Gremium stellte sich bewusst zwischen die Fronten – nicht ganz ernst, aber mit System.
Von Preußen zum Rhein
Eine weitere Spur führt nach Bonn. Der Karnevalsexperte Horst Bachmann verwies auf eine Anordnung des Jahres 1823. Preußen wollte den rheinischen Karneval in feste Bahnen lenken. Zwischen dem Dreikönigstag am 6. Januar und der weihnachtlichen Fastenzeit lag eine Lücke von vier Wochen. Der 11. November bot sich als früher Start an. Damit begann der organisierte Karneval, wie er heute bekannt ist. Schon im 14. Jahrhundert hatte der „Geckenverein zu Kleve“ sein Siegel mit dem Wahlspruch „Ey, lustig, fröhlich“ versehen – abgekürzt ebenfalls ELF. Der Kreis schloss sich über Jahrhunderte.
Martinstag in Wien
In Wien ist der 11. November bis heute als Martinstag bekannt. Der Tag erinnert an den heiligen Martin von Tours, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte. In Schulen ziehen Kinder mit Laternen, in Wirtshäusern gibt es die traditionelle Martinsgans. Für viele Wienerinnen und Wiener markiert er den Beginn der Winterzeit. Mit dem Faschingsauftakt teilt er das Datum, nicht aber den Inhalt. Während die Kirche an Nächstenliebe erinnert, beginnen draußen die Narren zu feiern.