Pleite: Linzer Chemiefirma insolvent
Inhalt
- Massive Kostensteigerungen und Druck aus Asien
- Fehlende Planungssicherheit
- Vermögenslage und mögliche Liquidation
- Hintergrund: Chemie aus Linz mit internationalem Anspruch
Ein schwerer Schlag für die oberösterreichische Industrie: Das Linzer Spezialchemie-Unternehmen ESIM Chemicals GmbH hat Insolvenz angemeldet. Das Landesgericht Linz eröffnete am Mittwoch das Konkursverfahren über das Vermögen der Gesellschaft.
Laut dem Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) belaufen sich die Passiva auf rund 118 Millionen Euro, während die Aktiva lediglich etwa 3,8 Millionen Euro betragen. Betroffen sind rund 289 Beschäftigte und etwa 190 Gläubiger, wie auch der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) bestätigte.
Massive Kostensteigerungen und Druck aus Asien
In einer Stellungnahme erklärt Geschäftsführer Frank Wegener, man habe in den vergangenen Wochen intensiv versucht, den Betrieb zu stabilisieren. Eine Restrukturierung aus eigener Kraft sei jedoch nicht mehr möglich gewesen. „Wir haben alle Optionen geprüft, aber letztlich blieb uns nur der Insolvenzantrag. Wir tragen Verantwortung für unsere Mitarbeiter und Gläubiger“, so Wegener.
Als Hauptgründe für die Zahlungsunfähigkeit nannte das Unternehmen massiv gestiegene Energie- und Lohnkosten sowie einen zunehmenden Wettbewerbsdruck durch Überkapazitäten in Asien. Die asiatische Konkurrenz habe die Preise in den vergangenen Jahren stark gedrückt, was die Margen erheblich belastete.
Fehlende Planungssicherheit
Neben dem Kostendruck spielten laut Insolvenzantrag auch verlorene Großkunden, hohe Fixkosten und ein überhöhter Verschuldungsgrad eine entscheidende Rolle. Zudem seien geplante Neuprojekte im Bereich Business Development nicht realisiert worden.
Der AKV nennt in seiner Analyse weitere Ursachen: Wesentliche Kundenverträge sollen bereits im Sommer und Herbst 2025 auslaufen, wodurch eine langfristige Planung unmöglich wurde. Auch nach 2028 habe es laut dem Unternehmen keine belastbaren Aufträge oder verbindliche Nachfrageprognosen mehr gegeben.
Vermögenslage und mögliche Liquidation
Im Falle einer Liquidation werden die Gesamtverbindlichkeiten laut AKV auf rund 147,6 Millionen Euro geschätzt. Das verwertbare Vermögen belaufe sich demnach nur auf etwa 33 Millionen Euro, deutlich weniger als notwendig, um die Forderungen der Gläubiger zu decken.
Noch ist offen, ob ein Sanierungsverfahren eingeleitet werden kann oder ob eine Zerschlagung des Unternehmens unvermeidlich ist. Die Insolvenzverwalter prüfen derzeit, ob Teile des Betriebs oder Produktionsanlagen veräußert werden könnten.
Hintergrund: Chemie aus Linz mit internationalem Anspruch
ESIM Chemicals wurde 2015 aus der früheren DSM Fine Chemicals (ehemals Chemie Linz) ausgegründet. Das Unternehmen spezialisierte sich auf Spezial- und Zwischenprodukte für die Agrar-, Pharma- und Chemieindustrie und galt als bedeutender Partner internationaler Auftraggeber. 2018 übernahm der US-Investmentfonds Sun European Partners den Betrieb vom französischen Investor Ardian. Der Konzern beschäftigte zuletzt rund 300 Mitarbeiter und galt als einer der wichtigsten Chemieproduzenten in Oberösterreich.