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Porträtfoto von Florian Senoner von buycycle
Mit zwei Freunden hat er buycycle gegründet: Florian Senoner.
Mit zwei Freunden hat er buycycle gegründet: Florian Senoner.
buycycle

Digitaler Marktplatz: Jungs-Trio mischt Bike-Szene auf

28.11.2023 um 10:41, Simone Reitmeier
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Mit buycycle hat Florian Senoner gemeinsam mit zwei Freunden den ersten digitalen Marktplatz für ausschließlich gebrauchte Fahrräder ins Leben gerufen.

Jonas Jaeger, Theo Golditchuk und Florian Senoner haben sich – wie könnte es anders sein – über ihr gemeinsames Hobby, das Fahrradfahren, kennengelernt. Um möglichst günstig an gute Fahrräder zu kommen, haben die drei sämtliche Online-Marktplätze durchforstet und festgestellt, dass es keine Plattform für gebrauchte Fahrräder gibt. Et voilá, die Idee zu buycycle war geboren. Mittlerweile ist das Trio erfolgreich als Unternehmer unterwegs und beschäftigt am Firmenstandort in Bayern rund 50 Mitarbeiter – alles begeisterte Fahrradfahrer. Wir haben Gründer Florian Senoner auf den Zahn gefühlt und wollten genau wissen, wie das Konzept funktioniert. Und vor allem, welche Vorteile Käufer und Verkäufer haben.

Onlinemarkt für Fahrräder

weekend.at Florian, mit buycycle betreibst du mit zwei Freunden einen digitalen Marktplatz  ausschließlich für gebrauchte Fahrräder. Wie kommt man auf so eine Idee?
Florian Senoner: Wir fahren alle drei gerne Fahrrad, kennen uns in diesem Bereich wirklich gut aus und waren schon immer auf der Suche nach neuen Fahrrädern. Vor allem im Secondhandbereich, denn unsere Wunschräder liegen im oberen Preissegment ab ca. 2.000 Euro. Gleichzeitig wollten wir auch unsere alten verkaufen. Außer Ebay gibt es dafür aber keine wirkliche Alternative, auch nicht international. Dazu kam die Marktsituation mit massiven Lieferengpässen während der Corona-Pandemie. Daraus ist die Idee entstanden, einen Online-Marktplatz für gebrachte Räder zu etablieren.

weekend.at Aber was unterscheidet euch nun konkret von Plattformen wie ebay, willhaben, spock & Co.?
Florian Senoner: Wir fungieren als neutrale Instanz zwischen Käufer und Verkäufer, kümmern uns um Zahlung und Versand. Wir ziehen das Geld des Käufers ein, parken es auf einem Treuhandkonto und geben es erst frei, wenn das gekaufte Rad der Spedition oder dem Käufer übergeben wurde. Ein Kauf ist grundsätzlich nur dann möglich, wenn die Karte oder Paypal ausreichend gedeckt ist. Und wir kümmern uns um den Versand, so dass sowohl Kauf als auch Verkauf ortsunabhängig sind. Das hat den Vorteil, dass die Auswahl um ein Vielfaches größer ist.

Wir kümmern uns um den Versand, so dass sowohl Kauf als auch Verkauf ortsunabhängig sind. Das hat den Vorteil, dass die Auswahl um ein Vielfaches größer ist.

Florian Senoner, Gründer von buycycle
Die Gründer von buycycle: Theo, Flo und Jonas.
Das Trio hinter buycycle: Jonas Jaeger, Florian Senoner und Theo Golditchuk.

Garantie für Secondhand-Bikes

weekend.at Und wie sieht es mit einer Garantie für die Bikes aus?
Florian Senoner: Da wir hauptsächlich Privatkunden haben, gibt es keine klassische Garantie auf die Räder selbst. Aber wir bieten ein Rückgaberecht an. Der Käufer hat somit immer das Recht, sich innerhalb von 48 Stunden zu melden, wenn die Ware nicht der Beschreibung entsprechen sollte. Wir prüfen das, und wenn wir es bestätigen, muss der Verkäufer das Bike zurücknehmen. In einigen Fällen können wir auch die Option anbieten, die Mängel in unserer Werkstatt zu beheben und dem Käufer zurückzuschicken. Wenn das nicht gewünscht ist, kann das Rad mit einem Abschlag an uns oder wieder über die Plattform verkauft werden.

weekend.at Bietet ihr auch gebrauchte E-Bikes an?
Florian Senoner: Im Moment haben wir nur einige Mountain-E-Bikes im Angebot, aber wir vermarkten das Elektrosegment noch nicht gezielt. Von all unseren Rädern sind nur zehn Prozent E-Bikes. Das hängt damit zusammen, dass der Versand und der Check wegen des Motors um einiges aufwändiger sind. Es gibt viele verschiedene Anbieter, Diagnosetools und Softwares – da sind wir noch nicht auf dem neuesten Stand.  

Von all unseren Rädern sind nur zehn Prozent E-Bikes.

Florian Senoner, Gründer von buycycle
Ein Fahrrad in einem Lagerraum.
Zahlung und Versand wird komplett von buycycle übernommen.

15.000 Fahrräder auf Buycycle

weekend.at Und wie viele Räder befinden sich gerade auf eurem Marktplatz?
Florian Senoner:
Im Moment sind wir bei 15.000 bis 16.000 Fahrrädern. Pro Tag kommen etwa 200 neue Bikes dazu. Außerdem bauen wir gerade einen Online-Marktplatz in den USA nach dem gleichen Konzept auf.

weekend.at Wow, nicht schlecht. Wie genau läuft die Zustellung ab?
Florian Senoner:
Sobald die Zahlung bei uns eingegangen ist, wird der Verkäufer informiert und vereinbart mit unseren Logistikpartnern einen Abholtermin. Wir arbeiten unter anderem mit UPS, DHL Express und Fedex zusammen. Das Verpackungsmaterial schicken wir direkt an den Verkäufer, der in der Regel ein bis zwei Wochen Zeit hat, das Rad versandfertig zu machen. Der Transport ist bis zu 15.000 Euro versichert. Das heißt, wenn beim Transport etwas schief geht, ist der Verkäufer abgesichert.

Wert eines Fahrrades berechnen

weekend.at Den Wert eines Fahrrads zu berechnen, ist für viele sicher nicht einfach. Hast du Tipps, wie man den Preis möglichst realistisch veranschlagen kann?
Florian Senoner: Dafür haben wir auf Basis unserer bisherigen Verkäufe und Daten eine KI entwickelt, die anhand eines Algorithmus den Preis ermittelt. Dabei werden zum Beispiel der Zustand des Rades, das Alter, die UVP oder der Antrieb berücksichtigt. Insgesamt arbeitet die KI mit rund 15 Faktoren. Zusätzlich kann man das Fahrrad in unsere App hochladen und in der sogenannten "Bike Garage" sehen, wie sich der Wert in der nächsten Zeit entwickeln wird. Das soll die Entscheidung erleichtern, wann es Sinn macht, das Rad zu verkaufen.

weekend.at Habt ihr viele Kunden in Österreich?
Florian Senoner: Unser Kernmarkt ist nach wie vor Deutschland, weil wir dort im ersten Jahr quasi exklusiv unterwegs waren. Mittlerweile verkaufen wir an die 1.000 Räder pro Monat, 10 bis 15 Prozent davon gehen nach Österreich.

Florian Senoner beim Fahrradfahren mit einer Freundin.
Florian Senoner hat selbst drei Fahrräder zu Hause.

Ohne Werbung, mit Provision

weekend.at Wie funktioniert eigentlich das Business hinter dem Marktplatz? Also, wie verdient ihr eure Brötchen damit?
Florian Senoner: Am Anfang hatten wir geplant, das Ganze über Werbung zu finanzieren. Davon sind wir aber wieder abgekommen, weil wir unsere Kunden nicht zu sehr vom Fahrradkauf selbst ablenken wollen. Deshalb haben wir uns für ein Provisionsmodell entschieden. Der Käufer zahlt 5 Prozent, Verkäufer und Spediteure zwischen 2,5 und 4,5 Prozent – je nach Standort.

weekend.at Der Käufer zahlt also eine höhere Provision als der Verkäufer?
Florian Senoner: Genau. Das hat den Hintergrund, dass wir erst ein entsprechendes Angebot auf dem Marktplatz brauchen, bevor wir die Verkäufer stärker zur Kasse bitten können. Aber auch diese Provision wird wahrscheinlich etwas steigen, unser Ziel sind insgesamt 10 Prozent. Mittlerweile haben wir auch Investoren an Bord, die das Unternehmen finanziell und mit Know-how unterstützen.

Der Käufer zahlt 5 Prozent, Verkäufer und Spediteure zwischen 2,5 und 4,5 Prozent – je nach Standort.

Florian Senoner über das Provisionsmodell von buycycle

Fan von Stahlrahmen

weekend.at Es gibt noch ein paar private Dinge, die uns interessieren würden. Wie viele Fahrräder hast du persönlich zu Hause?
Florian Senoner: Momentan fahre ich ein Specialized-Bike - Carbon, schöne Laufräder, elektronische Schaltung. Ich habe es gebraucht über unsere Plattform gekauft und bin sehr zufrieden damit. Insgesamt habe ich ein Renn- und ein Stadtrad sowie ein Mountainbike. Bei uns gibt es aber auch Mitarbeiter, die fünf Räder haben. (grinst) Aber eigentlich bin ich ein großer Fan von Stahlrahmen mit hochwertigen Komponenten. Das möchte ich mir irgendwann einmal leisten.

weekend.at Fährst du bei professionellen Radmarathons mit?
Florian Senoner: Momentan fehlt mir etwas die Zeit, aber normalerweise fahre ich immer beim Marathon in Südtirol mit, da ich ja selbst Südtiroler bin.  

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