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Frau hält positiven Schwangerschaftstest in den Händen
iStockpoto.com/Preeyaporn Leekiatanan

Betroffene über ihre Abtreibung: "Keineswegs leichtfertig"

27.06.2022 um 10:48, Cornelia Scheucher
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Mit 16 wurde Sabrina* von ihrem damaligen Freund schwanger. Sie entschied sich für eine Abtreibung. Mit uns hat sie über die Erfahrung gesprochen.

weekend: Was waren deine Gründe für den Abbruch?

Sabrina*: Es war eine sehr emotionale Entscheidung und ich habe lange darüber nachgedacht und mir alle möglichen Szenarien ausgemalt. Schlussendlich hatte ich das Bedürfnis, erst selbst zu reifen, um irgendwann in die Mutterrolle hineinwachsen zu können. Für mein Kind wollte ich nur das Beste und in der damaligen Situation konnte ich keinen der Punkte, die ich mir vorgestellt habe, erfüllen. 

weekend: Wie ist es dir danach ergangen?

Sabrina*: Mit meiner Familie, Freunden und einer Therapeutin habe ich viele Gespräche geführt, denn das Reden hat mir sehr geholfen. Natürlich war da auch die Was-wäre-wenn-Frage oder die Angst, ein schlechter Mensch zu sein. Gleichzeitig war da aber eine große Erleichterung. Gerade in meinem jungen Alter hat die Situation einen enormen Druck ausgelöst. 

weekend: Und wie waren die Reaktionen aus deinem Umfeld?

Sabrina*: Sehr unterschiedlich. Manche haben es gut für gut geheißen und mich unterstützt. Andere haben mich gefragt, wie ich mich dabei fühle, ein Kind abzutreiben, wenn ich doch weiß, dass es Menschen gibt, die keine bekommen können. Ich persönlich hätte mir weniger Feedback zu meinem Abbruch gewünscht. Denn auch, wenn ich diesen Weg gegangen bin, war die Entscheidung keineswegs leichtfertig. 

Junge Frau in einer Gesprächstherapie
Eine Gesprächstherapie hat Sabrina* dabei geholfen, die Situation zu verarbeiten. 

weekend: Würdest du dich erneut für eine Abtreibung entscheiden?

Sabrina*: Mittlerweile stehe ich fest im Leben und habe im Gegensatz zu damals eine starke Partnerschaft. In meiner jetzigen Situation würde ich mich für das Kind entscheiden. Würden es die Gegebenheiten nicht zulassen, würde ich mich aber vermutlich erneut dagegen unterscheiden. Für mich ist die größte Voraussetzung, die lebenslange Verantwortung, die mit einem Kind kommt, übernehmen zu wollen und nicht zu müssen. Jedes Kind hat das Recht, eine wunderbare Erziehung zu genießen und in einer angstfreien Umgebung aufwachsen zu können. 

weekend: Du hast den Abbruch in einer Grazer Privatklinik durchführen lassen. Hast du dich gut aufgenommen gefühlt?

Sabrina*: Der Arzt war sehr kompetent, hat mich über alle möglichen Risiken aufgeklärt und das gab mir schlussendlich ein gutes Gefühl. Es ist wirklich sehr wichtig, sich vorab gut zu informieren. Gespräche mit Ärzten können, zumindest was das Thema Risiko angeht, viele Sorgen nehmen.

weekend: War es schwer, Infos über Abtreibungsmöglichkeiten zu bekommen?

Sabrina*: Nein, gar nicht. Meine Abtreibung war 2013, da gab es im Internet bereits genug Informationen darüber.

Die Entscheidung war keineswegs leichtfertig! 

weekend: Wie stufst du den Umgang der Gesellschaft zu diesem Thema ein?

Sabrina*: Ich finde es gut, dass immer mehr Menschen ihre Erfahrungen auf Social Media teilen und somit auch die Akzeptanz steigt. Das große Problem sehe ich in der Bewertung. Das Gegenüber kritisiert den Abbruch oft mit negativen Argumenten. Am Ende des Tages ist es jedoch eine höchst persönliche Entscheidung, die von außenstehenden Personen weder getroffen werden soll noch kann. 

*Name von der Redaktion geändert 

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