Knalleffekt bei Benko-Insolvenz: Schulden explodieren
- Neue Forderungen und Details aus Innsbruck
- Geldflüsse werfen Fragen auf
- Hoher Kapitalbedarf durch Steuerkonstruktion
Im Insolvenzverfahren rund um die Familie Benko Privatstiftung hat es erneut einen Wendepunkt gegeben: Die Dimension der Forderungen stellt die bisherigen Schätzungen weit in den Schatten. Wie heute, Mittwoch, bekannt wurde, haben Gläubiger Ansprüche in Höhe von rund 2,36 Milliarden Euro angemeldet. Wie sich da zeigt, ist die finanzielle Schieflage der Stiftung gravierender als erwartet. Insolvenzverwalter Dr. Herbert Matzunski hat nach dem heutigen Termin vor dem Landesgericht Innsbruck lediglich 130,6 Millionen Euro als berechtigt anerkannt.
Neue Forderungen und Details aus Innsbruck
Bei der ersten Prüfungstagsatzung im Mai 2025 hatte Matzunski Forderungen von lediglich 49,5 Millionen Euro bestätigt. Nach neuer Prüfung sind nun rund 80 Millionen Euro zusätzlich anerkannt worden. Diese stammen von zwei insolventen Gesellschaften der SIGNA-Gruppe, deren Insolvenzverwalter die Ansprüche beim Landesgericht Innsbruck geltend gemacht haben. Insgesamt ergibt sich damit ein deutlich größeres Bild der finanziellen Verstrickungen zwischen der Familie Benko Privatstiftung und den zusammengebrochenen SIGNA-Firmen.
Geldflüsse werfen Fragen auf
Laut Klaus Schaller, Leiter des Kreditschutzverbands von 1870, haben die Geldflüsse zwischen der Stiftung und SIGNA bereits vor der Insolvenzeröffnung Fragen aufgeworfen. „Vor der Insolvenzeröffnung über die Familie Benko Privatstiftungen wurden beträchtliche Beträge von Gesellschaften der SIGNA-Gruppe vereinnahmt und sodann recht rasch an weitere SIGNA-Gesellschaften bzw. an Herrn René Benko persönlich weitergeleitet“, erklärt Schaller.
Ein Teil dieser Millionen sei im Rahmen von Kreditverträgen mit Rückzahlungsvereinbarungen geflossen, andere Summen jedoch „titellos“, also ohne rechtliche Grundlage. Nun würden die jeweiligen Insolvenzverwalter der betroffenen SIGNA-Gesellschaften die Rückführung dieser Gelder verlangen. Nach Schaller sei die Familie Benko Privatstiftung „ein Finanzierungsvehikel“ gewesen, das im Vorfeld der Pleite für interne Geldflüsse genutzt wurde.
Hoher Kapitalbedarf durch Steuerkonstruktion
Der enorme Kapitalbedarf der Stiftung erkläre sich durch ihre Rolle als Beteiligungsträgerin der SIGNA Holding GmbH. Die Familie Benko Privatstiftung hielt dort 10,1 Prozent – eine Beteiligung, die es der Gruppe ermöglichte, Grunderwerbsteuern in Österreich und Deutschland zu vermeiden. Diese Beteiligung war jedoch teuer: Jede Kapitalerhöhung der SIGNA Holding zwang auch die Stiftung zu hohen Nachschüssen, um die steuerliche Blockfunktion zu erhalten. So floss über Jahre hinweg ein Vielfaches an Geldern über die Konten der Stiftung – Mittel, die heute in der Insolvenzbilanz aufscheinen.