Außerirdisches Leben: Hallo, ist da jemand?
Inhalt
- Kein Leben wäre Platzverschwendung
- Leichenteile von Bakterien
- Heiße Kandidaten
- Spurensuche im All
- Sehnsuchtsort Mars: Gernot Grömer im Shorttalk
- Exkurs: Skurrile Alien-Theorien
Wenn Menschen an Außerirdische denken, entstehen in ihren Köpfen oft Bilder von grünen Männchen mit großen Augen in runden Ufos, die lautlos durch die Galaxie gleiten. Diese Vorstellung ist längst Teil der Popkultur, doch mit der Realität hat sie nichts zu tun. Wissenschaftler suchen seit Jahrzehnten nach kleinsten Hinweisen auf extraterrestrisches Leben, um eine der größten Fragen der Menschheit zu beantworten: Sind wir wirklich allein im Universum?
Kein Leben wäre Platzverschwendung
„Wenn die Erde der einzige Ort im Kosmos wäre, an dem Leben entstanden ist, wäre das bei der enormen Zahl an Sternen und Planeten eine ziemliche Platzverschwendung“, vermutet der österreichische Astrophysiker und TV-Moderator Gernot Grömer. Allein in unserer Galaxis, der Milchstraße, gibt es Milliarden Sonnen, viele davon mit eigenen Planetensystemen. Es sei zwar nicht zwingend, aber sehr wahrscheinlich, dass irgendwo Leben entstanden ist. Noch fehlt der Beweis, doch die Suche wird dank technischer Fortschritte immer gezielter. Fast jede Woche werden neue Exoplaneten entdeckt, manche mit erdähnlicher Masse, andere mit Hinweisen auf Ozeane. „Setzt sich diese Entwicklung fort, könnten unserer oder der nächsten Generation die entscheidenden Nachweise gelingen“, so Grömer.
Leichenteile von Bakterien
Wer dabei an hochintelligente Wesen denkt, irrt. Gesucht werden nicht außerirdische Zivilisationen, sondern kleinste Spuren von Leben – sogenannte Biomarker. Das können Gase wie Methan, Ozon oder Dimethylsulfid sein. Im Idealfall findet man laut Grömer ein DNA- oder Zellwandfragment, also „Leichenteile von Bakterien“. Wahrscheinlicher sind jedoch über lange Zeit haltbare mineralogische Signaturen in Gesteinen, die biogene Prozesse verraten. „Auf dem Mars suchen wir mit Rovern nach dem, was nach Milliarden Jahren von Einzellern übrig bleibt“, erklärt Grömer. Die Entdeckung von Leben wird also vermutlich viel unspektakulärer sein, als man es aus Science-Fiction-Filmen kennt.
Heiße Kandidaten
In unserem Sonnensystem gelten drei Orte als spannend: der Mars, der Jupitermond Europa und der Saturnmond Enceladus. Auf dem Mars fand die NASA in einem alten Flussdelta Mineralien, die auf biologische Prozesse hindeuten könnten. „Sie sind bei niedrigen Temperaturen und auf der Erde nur durch Lebewesen entstanden. Eine bessere Erklärung gibt es bislang nicht, das sorgt für Gänsehaut“, sagt Grömer. Auch die Monde Europa und Enceladus gelten als vielversprechend. Beide sind von einer dicken Eisschicht bedeckt, unter der sich salzhaltige Ozeane verbergen. Gezeitenkräfte könnten dort Wärme und chemische Energie freisetzen – ideale Voraussetzungen für einfaches Leben. Selbst jenseits des Sonnensystems gibt es Hinweise: Auf dem Exoplaneten K2-18b entdeckten Forschende Spuren von Stoffen, die auf der Erde nur von Mikroorganismen produziert werden.
Spurensuche im All
Doch wie sucht man in solchen Entfernungen überhaupt nach Leben? Der Mars ist rund 228 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, der Mond Enceladus mehr als eine Milliarde Kilometer. Beim Exoplaneten K2-18b sprechen wir von 124 Lichtjahren, also Billiarden von Kilometern. Für technisch erreichbare Welten wie den Mars kommen Rover mit Mini-Laboren zum Einsatz. Sie analysieren Gestein, Boden und Atmosphäre direkt vor Ort. Außerhalb des Sonnensystems blicken Teleskope wie das James-Webb-Observatorium tief ins All. Es erkennt anhand von Lichtanalysen, ob ferne Planeten möglicherweise eine lebensfreundliche Atmosphäre besitzen. Gleichzeitig lauschen Radioteleskope nach ungewöhnlichen Signalen. Noch ist es still und dunkel, aber vielleicht entdecken wir irgendwann doch etwas, das uns zeigt: Wir sind nicht allein.
Sehnsuchtsort Mars: Gernot Grömer im Shorttalk
Der Weltraum fasziniert – und bleibt zugleich eines der größten Rätsel der Menschheit. Astrophysiker Gernot Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraum Forums, spricht über die Suche nach außerirdischem Leben, die Zukunft bemannter Marsmissionen und die Verantwortung der Menschheit im Universum.
Wird es der Menschheit gelingen, außerirdisches Leben zu entdecken?
Gernot Grömer: Wir sind womöglich die erste Generation, die wirklich in der Lage ist, diese Suche systematisch zu betreiben. Unsere oder die nächste Generation könnten den entscheidenden Schritt schaffen, auf Leben zu stoßen. Das kann noch Jahrzehnte dauern – theoretisch könnte es aber schon übermorgen so weit sein.
Macht Ihnen der Gedanke, nicht allein zu sein, Angst?
Gernot Grömer: Ich finde das faszinierend und beruhigend – es nimmt etwas von der kosmischen Einsamkeit. Wären wir allein im Universum, folgte daraus eine enorme Verantwortung für unsere Spezies.
Wenn Sie die Wahl hätten, welchen Himmelskörper würden Sie besuchen?
Gernot Grömer: Den Mars. Er ist der erdähnlichste Planet im Sonnensystem und erreichbar. Allerdings würde ich dort nur hinreisen, wenn die Rückreise auf die Erde möglich wäre.
Wird der Mensch jemals auf den Mars fliegen?
Gernot Grömer: Die Frage ist nicht ob, sondern nur wann. Sind Ressourcen und der politische Wille vorhanden, ist das in zehn Jahren optimistisch und in 20 Jahren plausibel. Wie den Mond sehe ich den Mars als einen Ort, an dem eines Tages Menschen leben werden.
Exkurs: Skurrile Alien-Theorien
Reptiloiden: Eine Verschwörungstheorie, die sich seit Jahrzehnten hartnäckig hält. Eine außerirdische, bösartige Kreuzung zwischen Menschen und Reptilien lebt unerkannt unter uns. Angela Merkel, Barack Obama und Bill Clinton sollen solche Echsenmenschen sein.
Aliens im Erdinneren: Anhänger dieser bizarren These glauben, dass sich bereits hochintelligente Außerirdische auf der Erde befinden. Sie würden sich in Hohlräumen im Erdinneren vor den Menschen verstecken.
Pyramidenerbauer: Der Schweizer Autor Erich von Däniken veröffentlichte 1968 das Buch „Erinnerungen an die Zukunft“, in dem er postulierte, dass Außerirdische schon vor Jahrtausenden Kontakt mit der Menschheit gehabt hätten.
Mondstation: Hartgesottene Ufologen sind überzeugt, dass der Mond eine von Aliens erschaffene Basis ist, um Menschen zu beobachten und Experimente an ihnen durchzuführen.
Area 51: Der Klassiker unter den Alien-Mythen. In der US-Geheimbasis Area 51 sollen angeblich UFOs und außerirdische Leichen untersucht werden. Zum Beispiel das angeblich 1947 in Roswell abgestürzte Flugobjekt.
Majestic 12: Anhänger dieser Theorie glauben, dass eine geheime US-Kommission namens „Majestic 12“ bereits Kontakt mit Aliens habe und sogar mit ihnen zusammenarbeite.