Ich packe Dinge an und investiere
CHEFINFO: Hohe Kosten, sinkende Margen in der Industrie. Hochreiter scheint davon nur bedingt betroffen zu sein, wenn man sich den Erfolgslauf Ihrer Gruppe ansieht.
Wolfgang Hochreiter: Wir sind voll betroffen, aber wir verfolgen eine ganz klare Philosophie: Wir gehen hoch fokussiert vor. Unsere Produkte sind stark technologisiert und automatisiert, und wir konzentrieren uns darauf, von wenigen Produkten große Mengen zu produzieren. Das ist unsere Stärke. Die Lasagne ist dafür ein Paradebeispiel. Nur so erreichen wir günstige Einkaufspreise und eine derart hohe Qualitätssicherung für unsere Produkte.
Zweitgrößter Lasagne-Produzent Europas, Pizza-Beläge für Food-Giganten und Salami für die USA. Steckt dahinter ein Masterplan?
Hochreiter: Ganz und gar nicht. Alles hat sich Schritt für Schritt entwickelt, mit vielen Höhen und Tiefen. Ich bin von Natur aus risikobereit: Ich packe Dinge an, wage mich vor und investiere, wo ich Potenzial sehe. Unlängst haben wir einen alten Freund und Vertriebskollegen getroffen und die vergangenen Jahre Revue passieren lassen. Unser Ansatz ist bis heute derselbe: Wenn uns ein Geschäftsfeld zusagt, es zu unserem Portfolio passt, dann steigen wir ein. Ob am Ende alles gelingt, das bleibt immer abzuwarten.
Peter Weidinger: Wir sind bei Investitionen stets hochgradig kalkuliert vorgegangen. Wolfgang hat immer erst die Grenzen der bestehenden Kapazitäten ausgereizt – oft bis zu 115 oder 120 Prozent –, bevor eine Erweiterung entschieden wurde. Sobald wir dann gebaut haben, waren die neuen Kapazitäten in der Bauphase im Wesentlichen bereits durch Aufträge abgesichert.
Warum sind gerade im Mühlviertel so viele erfolgreiche Firmen?
Hochreiter: Ganz sicher sind es Sturheit und ein gewisses Streben nach Erfolg. Die Öffnung nach Tschechien war großes Glück für alle grenznahen Betriebe. Die Arbeitskräfte waren entscheidend – egal, ob für Baumeister, Lebensmittelhersteller oder Türenhersteller. Ohne dieses große Potenzial hätten wir niemals so expandieren können.
Haben Sie Produktionsbetriebe jenseits der Grenze?
Hochreiter: Nein, wir sind in Bad Leonfelden, in Reichenthal, in Perg – und vor zwei Jahren haben wir einen Betrieb in Belgien gekauft. Das war eine strategische Entscheidung; auch dort produzieren wir Lasagne.
In Perg haben Sie das ehemalige Manner-Werk übernommen und produzieren Fertiggerichte für den Einzelhandel. Wie läuft es dort?
Hochreiter: Das Manner-Werk haben wir nicht nur in den Zahlen, sondern auch baulich gründlich saniert. Aktuell läuft monatlich mehr als eine Million an Pasta-Gerichten im Zweischicht-Betrieb vom Band, und wir fahren gerade eine neue Asia-Linie mit Reis hoch.
Wo stehen Sie in fünf bis zehn Jahren, wenn es so weiterläuft?
Weidinger: Im Fertiggerichte-Bereich weiter stark wachsend. Da steckt noch viel Potenzial in der Internationalisierung: Märkte wie Amerika, China oder Russland – Letzterer hoffentlich mit etwas Entspannung in den nächsten Jahren. Im Fleischbereich gibt‘s Expansionsideen. Wir bleiben dran, wachsen organisch und wagen vielleicht den Sprung in völlig neue Produktfelder.
Mehr Wachstum bedeutet mehr Fleisch. Wo kommt das her?
Hochreiter: Aktuell beliefern uns 53 Schlachthöfe. Wir kaufen alles blutfrei zu – nur in einem kleinen Segment mit Knochen – und das ausschließlich von namhaften Betrieben in Österreich und der EU. Anders würde es gar nicht gehen. Wir verarbeiten täglich zwischen 250 und 300 Tonnen Fleisch, da müssen die Lieferketten natürlich just in time laufen, um pünktlich an unsere Kunden zu liefern.
Das klingt nach einer ziemlich großen Herausforderung?
Hochreiter: Das ist sie auch. Unsere Kunden reduzieren ihre Lagerbestände massiv – nicht nur wegen der Haltbarkeit, sondern auch aus Finanzierungsgründen. Wir haben enge Lieferfenster: Um 13 Uhr muss die Ware im Lager der Lebensmittelketten sein. Ist sie um 14 Uhr noch nicht da, wird sie abgelehnt und wir zahlen Strafen.
Was macht den Erfolg aus?
Hochreiter: Unsere Produktentwicklung vor Ort ist erstklassig. Der schlechte Ruf von Fertiggerichten ist längst überholt. Schauen Sie sich unsere Lasagne an: Tomaten aus Italien, Durumgrieß aus Niederösterreich, Käse aus Deutschland oder Österreich, Fleisch ebenso. Was soll da bitte schlecht sein?