Vier Gründerinnen im Porträt
Melanie Mühlböck zeigt, dass Mode nicht nur in den Metropolen zu Hause ist. Die 25-Jährige hat in Neumarkt im Hausruckkreis ihr Modegeschäft und Atelier eröffnet. Vor einem halben Jahr startete sie mit „Aufgmascherlt e.U.“ durch – in einer ehemaligen Fahrradwerkstatt, die nun bunt und kreativ daherkommt. Hier wird individuell entworfen, geschnitten und genäht – ganz wie bei den bekannten Haute-Couture-Marken. Der Unterschied: Mühlböck ist allein – und sie hat sich ganz der Trachtenmode verschrieben. Schon als Kind war sie von schönen Stoffen fasziniert und saß im nahe gelegenen Heimatort Michaelnbach hinter der Nähmaschine. Ihr Handwerk hat sie aber wie die großen Fashion Designer von der Pike auf gelernt. Dem Besuch des Modekollegs in Graz schloss sich nahtlos die Meisterklasse in Ebensee an.
Erster Businessplan
Schon während ihrer Ausbildung reifte der Wunsch nach Selbstständigkeit. Im Rahmen ihrer Masterclass erstellte sie einen Businessplan, der ihr heutiges Geschäftsmodell skizziert. „Mich reizen die Herausforderung und die vielen verschiedenen Aufgaben – vom Marketing über das Schneidern bis hin zum Kundenservice“, erzählt die junge Oberösterreicherin. Ihre Lehrerin war vom Konzept begeistert und ermutigte sie zur Umsetzung. „In der heimischen Modebranche sind Jobs rar, aber handgefertigte Mode liegt im Trend“, erklärt sie. Nach der Ateliereröffnung war das regionale Interesse groß. Nun plant die Jungunternehmerin, ihren Kund:innenkreis behutsam zu erweitern.
Mich reizen die Herausforderung und die vielen verschiedenen Aufgaben – vom Marketing über das Schneidern bis hin zum Kundenservice.
Selbst ist die Frau
Immer mehr Frauen, wie die junge Meisterschneiderin aus dem Bezirk Grieskirchen, setzen auf Unternehmertum und Selbstständigkeit. Die Zahlen sprechen für sich: Von den 5.730 im Vorjahr in Oberösterreich neu gegründeten gewerblichen Unternehmen wurden 48,3 Prozent von Frauen ins Leben gerufen – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 43,5 Prozent vor zehn Jahren. „Das ist ein Rekord: Noch nie haben so viele Frauen Einzelunternehmen gegründet. Bundesweit waren es 53 Neugründungen pro Tag“, betont Sarah Radinger, Geschäftsführerin von Frau in der Wirtschaft bei der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Auch erfreulich: Österreich führt mit 36 Prozent „Female Startups“ die EU-Statistik an. Und: In den nächsten Jahren stehen in Österreich mehr als 50.000 Unternehmen zur Übergabe an – viele davon werden von Frauen weitergeführt und sichern damit in den nächsten zehn Jahren rund 690.000 Arbeitsplätze. Frauen sind in allen Branchen aktiv, getrieben von dem Wunsch nach flexibler Zeit- und Lebensgestaltung, Eigenverantwortung und der Freiheit, die eigene Chefin zu sein. Erfreulich: Sieben von zehn dieser Unternehmen sind auch nach fünf Jahren noch erfolgreich am Markt, führt Radinger aus.
Gründen mit Sinn
Zu dieser Gruppe zählt auch Susanne Döberl. Die promovierte Betriebswirtin ist seit 2008 selbstständig, nachdem sie zuvor in führender Position im Messewesen in Salzburg tätig war. Ihre unternehmerische Reise begann in Steyr, wo sie zeitweise drei bis vier Unternehmen parallel führte. So betrieb sie unter anderem einen Mode- und Schönheitssalon und rief über ihre Eventagentur innovative Messeformate zu Themen wie Wein, Hochzeiten oder Advent in der Eisenstadt ins Leben. „Irgendwann hat mich das nicht mehr erfüllt“, erinnert sich Döberl. Eine neue Chance ergab sich unerwartet in Losenstein, südlich von Steyr: Das über die Grenzen bekannte Heilfasteninstitut Fessler stand zum Verkauf, da Gründer Roman Fessler in den Ruhestand ging und kein Nachfolger in Sicht war. Döberl, die seit 30 Jahren modifiziertes Heilfasten nach der Buchinger-Methode praktiziert und regelmäßig Gast in Losenstein war, erfuhr zufällig von den Verkaufsplänen. „Ich habe ein Jahr gebraucht, um die Entscheidung zu treffen. Seit dem 26. Juli 2024 gehört das Institut mir“, erzählt sie. In Anlehnung an ihren Hund, der im Institut immer willkommen war, taufte sie ihr Unternehmen „Anton GmbH“. Den Kauf des Hauses, des Grundstücks und der Firma finanzierte sie mit Bankkrediten und Eigenkapital. „Den Mutigen gehört die Welt – ich musste es einfach wagen“, sagt Döberl. Heute lebt sie überwiegend in ihrem eigenen Hotel, wo durchschnittlich 20 Gäste von ihrem Team betreut werden. Für Döberl ist der Ort ein echter „Kraftplatz“. Die Gäste bleiben meist zehn Tage. Das Morgenprogramm beginnt um 07.15 Uhr mit Gymnastik und endet abends mit Vorträgen.
Gemischtes Doppel
Der Zufall führte auch bei der Gründung der Calma Compania GmbH in Altmünster Regie. Die Aromatherapeutin und Breathwork-Trainerin Hemma Marenzi tüftelte vor zehn Jahren in ihrem Zuhause am Traunsee an ihren eigenen Kompositionen aus ätherischen Ölen für einen Moskitospray. „Ich probierte so lange herum, bis ich die perfekte Mischung fand, die Mücken abhält, die Haut pflegt und gleichzeitig wunderbar riecht“, erzählt Marenzi. Ihre ersten Produkte testete sie an sich selbst, mit positiver Resonanz. Die Duftnoten und der schöne Teint blieben nicht unbemerkt. Sie füllte die Mischung zum Schutz gegen Gelsen in Glasflaschen ab, etikettierte diese und verschenkte sie im Freundes- und Familienkreis. Bei einem Get-together in einem Wiener Lokal lernte Marenzi ein paar Jahre später den Marketing-Experten und Fotografen Cornelius Klimt kennen, der ebenso an einem eigenen Moskitospray feilte. „Wir waren uns rasch einig, die Kräfte zu bündeln und die Idee gemeinsam weiterzuentwickeln“, erzählt sie. Klimts Kreativbüro nennt sich „Die Gute Compagnie“ und ist eine Reminiszenz an seinen berühmten Vorfahren Gustav Klimt und dessen Künstler-„Compagnie“. Zu Cornelius Klimts Kunden zählt die Vereinigung der „Schlosshotels & Herrenhäuser“, für die er 2021 auf Tour durch Österreich und Italien war. Seine ständigen Begleiter tags und vor allem nachts: Mücken. „Die chemischen Gelsensprays in den Hotels sagten weder mir zu noch passten sie zu dem Versprechen von Qualität und Nachhaltigkeit“, erklärt Klimt. Die beiden erkannten, dass es in einem hochwertigen Hotelsegment großen Bedarf für einen natürlichen und wohltuenden Moskitoschutz gibt. Gleichzeitig sind diese Häuser wichtiger Multiplikator für Endverbraucher:innen. Hotels bieten den 10-ml-Spray als Guest Amenity im Zimmer sowie 100-ml-Flaschen an öffentlichen Plätzen wie dem Pool / Tennisplatz oder im Restaurant oder an der Bar an. Gäste lernen das Produkt so kennen und können es im Hotelshop oder online (www.calmacompania.com) erwerben. Vergangenes Jahr wurde eine Test-Charge mit 600 Stück auf den Markt gebracht, die in wenigen Wochen ausverkauft war. „Der Vertriebsansatz über die Hotels hat sich als goldrichtig erwiesen“, so Marenzi. Die Österreicherin ist in Deutschland aufgewachsen und entstammt der Salzburger Unternehmerfamilie Moldan. „Das Unternehmertum wurde mir in die Wiege gelegt. Mein Vater hat uns Kindern immer gesagt: ‚Macht euch selbstständig, da könnt ihr wirklich etwas bewegen‘.“ Ob dem tatsächlich so ist, lässt Marenzi dahingestellt. „Ich habe mich in meinen Angestellten-Verhältnissen auch sehr wohlgefühlt und viel bewirken können, zum Beispiel als Leitung Online-Marketing für BIPA in Wiener Neudorf.“
Das Unternehmertum wurde mir in die Wiege gelegt. Mein Vater hat uns Kindern immer gesagt: ‚Macht euch selbstständig, da könnt ihr wirklich etwas bewegen.‘
Die Braut, die sich traut
Von der Angestellten zur Unternehmerin – das ist auch die Geschichte von Viktoria Reinthaler und Stephanie Winklhofer-Ranftl. Weil die beiden auf der Suche nach einem Brautkleid enttäuscht wurden, beschlossen sie kurzerhand selbst, ein Brautmodengeschäft in Ried im Innkreis zu eröffnen. Das Unternehmer-Duo in spe nahm an einem Businessplan-Wettbewerb der Stadt Ried teil. „Dadurch erhielten wir wertvolle Unterstützung und Begleitung bei der Gründung unseres Unternehmens. Das gab uns den Mut, das Projekt in Angriff zu nehmen“, sagt Winklhofer-Ranftl. Ihre Idee: ein Brautatelier in einem gemütlichen Wohnzimmer-Ambiente statt in einem üblichen Geschäft mit Schaufenstern. Der „Safe Space“ für Bräute, das „Brautatelier“ wurde 2020 eröffnet. Im Vorjahr erfolgte die Gründung der Herrenzimmer Mode GmbH in Ried nach demselben Erfolgsmodell: eine wohnliche, entspannte Atmosphäre, in der sich die Männer auf die Suche nach dem perfekten Anzug konzentrieren können. Der Concept-Store bietet auch eine Bar. Geöffnet wird nur nach Terminvereinbarung: „Wir können die Ressourcen somit gezielt auf die gebuchten Termine abstimmen.“