Robokids
Inhalt
- Gen Z unterrichtet Alphas
- Abflug nach Singapur
- Robotik in der Volksschule
- Schule und Wirtschaft – it‘s a match
Stellen Sie sich vor, Ihr 7-jähriges Kind kommt aus der Volksschule und erzählt: „Heute habe ich einen Roboter programmiert.“ Was nach kindlicher Phantasie, asiatischer Elite-Schule oder Wunderkind klingt, ist Teil der Techniktalente-Initiative der Digital Mile (DiMi) Linz. „Wir wollen Kinder für Technik begeistern, sie motivieren und ihnen die nötigen Skills vermitteln“, erzählt Georg Spiesberger, Geschäftsführer des TECH HARBOR und Initiator der DiMi. Das Grundkonzept dafür wurde schon vor zwölf Jahren von der HTL und dem
Techno-Z in Braunau entwickelt. „Wir haben das Ganze für Linz adaptiert, insbesondere war uns die Skalierbarkeit sehr wichtig, um alle Schulen einbinden zu können.“ Doch bevor es heuer in die erste Volksschule ging, standen Jugendliche der 7. und 8. Schulstufe im Fokus. „Diesen wird in sechs Monaten gemeinsam mit HTL-Schülerinnen und -Schülern Programmieren beigebracht. Dabei gibt es pro Schule ein Patenunternehmen aus der Wirtschaft, das sie dabei begleitet.“ Im Juni bzw. Juli werden im Zuge eines „Talentetags“ alle Schülerinnen und Schüler in die HTLs eingeladen. „Wir laden alle ein, weil manche sich unsicher sind, ob Technik für sie passt. Durch niederschwelliges Ausprobieren können sie das am besten herausfinden.“
Gen Z unterrichtet Alphas
Danach geht es in die Umsetzung. Zwei bis drei HTLer unterrichten in einer der teilnehmenden Schulen, das Patenunternehmen finanziert die dafür nötigen LEGO® Robotik-Sets. „Wir haben Lehrende der Gen Z, die ehrenamtlich und in ihrer Freizeit Kinder unterrichten. Dabei entstehen natürlich auch freundschaftliche Beziehungen.“ Drei Monate dauern die Ausbildungen in je vier Modulen. Der zweite Teil – weitere drei Monate – startet am 1. Jänner. „Dann wird der Wettbewerb freigeschaltet, das Pünktchen auf dem i, wo das Erlernte in die Praxis umgesetzt wird und zwar im Eigenstudium.“ Im letzten Turnus bestand dieses Mal die Aufgabe – anlässlich der heurigen Ski-WM in Saalbach – einen Roboter so zu programmieren, dass er durch das WM-Stadion fährt und mindestens zehn Töne der Hymne spielt. „Faszinierend war, dass bei den 22 Teams 22 verschiedene Lösungsansätze bzw. andere Vorgehensweisen herauskamen.“ Mittlerweile beteiligen sich zwölf Schulen an dem Projekt. „Das Feedback aller Beteiligten ist sensationell.“ Generell, so Spiesberger, sei der entscheidende Erfolgsfaktor, „dass Unternehmen, HTLs, Schulen und die Bildungsdirektion an einem Strang ziehen, nur so kann eine Initiative dieser Dimension nachhaltig funktionieren“.
Abflug nach Singapur
Das Projekt wurde auch von der Bildungsdirektion abgesegnet. Apropos: Lehrer müssen sich bei den Inhalten nicht auskennen. Es gibt also keinerlei Barrieren. „Sie müssen das Projekt nur beaufsichtigen.“ Die Technik-Talente werden zudem ins Patenunternehmen eingeladen, um den Bezug zwischen Erlerntem und der Realität zu vermitteln. Für eine Schule zahlte sich die Teilnahme am Projekt besonders aus: „Die TNMS3 der Stelzhamerschule Linz hat sich für das Weltfinale der ‚World Robot Olympiad‘ qualifiziert. Sie fliegt im November nach Singapur.“
Robotik in der Volksschule
Doch die DiMi und ihre nach Technik-Talenten dürstenden Mitgliedsunternehmen gingen vergangenes Jahr einen Schritt weiter. „Mit 13 ist man fast schon spät dran. Daher entschlossen wir uns, in die Volksschulen zu gehen. Wir haben acht LEGO® Robotik-Sets und acht Tablets angeschafft. In den Volksschulen liegt der Klassenteiler bei 24, je drei Schülerinnen und Schüler teilen sich daher ein Set.“ Auch in diesem Fall muss das Lehrpersonal nicht technik- oder gar programmieraffin sein. Die Sets sind so selbsterklärend, dass die Lehrenden die Funktionsweise sofort und problemlos vermitteln können. „In den Volksschulen stehen Dinge am Lehrplan wie Präsentationen, Teamarbeit oder IT-Vorbereitung. All das decken wir damit ab, denn die Kinder programmieren die Roboter, erstellen dann Videos von ihrem Werk und präsentieren es stolz vor der Klasse.“ Nur ein „Problem“ gibt es, so Spiesberger: „Die Kinder sind so begeistert, dass sie alle das Set mit nach Hause nehmen wollen.“ Das geht natürlich nicht, denn sie sind Eigentum der DiMi und das hat auch seine Vorteile: „Wird das Equipment nicht verwendet, kommt es wieder zurück, ganz nach dem Leistungsprinzip.“
Schule und Wirtschaft – it‘s a match
Apropos Leistungsprinzip: Für Georg Spiesberger ergeben sich im Rahmen der „Techniktalente“ ganz nebenbei neue Potenziale. „Wir bringen die Wirtschaft und das Lehrpersonal näher zusammen. Oft glaubt man, das seien unterschiedliche Welten, doch die beiden Seiten verstehen sich viel besser, als man meinen würde.“ Das Ziel ist daher, Schule und Wirtschaft noch besser zu vernetzen, so ist nun auch das EIS (Education Innovation Studio) der PH Oberösterreich mit dabei. Sie bilden Lehrpersonal aus. Doch leider sind nicht alle Institutionen im Bildungswesen so aufgeschlossen. Spiesberger und die DiMi wollten das Erfolgsprojekt oberösterreichweit ausrollen, das Bildungsministerium stoppte aber die Euphorie. Es gäbe bereits ein Tool, das digitales, lösungsorientiertes Denken fördere: den „digi.case“. Was dieser Holzbaukasten mit Digitalisierung und Programmieren zu tun haben soll, bleibt aber selbst den talentiertesten und begabtesten Technik-Talenten ein Rätsel.