Österreich: Steuern gefährden Wohlstand
Inhalt
- Geringe Quote in der Schweiz
- Progressive Lohnsteuer
- Geringere Wertschöpfung
- Rückgang bei Investitionen
- Die soziale Seite
Österreich gehört zu den Ländern mit den weltweit höchsten Abgaben auf den Faktor Arbeit. Nach aktuellen Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) beträgt die sogenannte Abgabenquote – also der Anteil von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen an den gesamten Arbeitskosten – rund 47 Prozent für einen alleinstehenden Arbeitnehmer mit Durchschnittseinkommen.
Geringe Quote in der Schweiz
Das heißt mit anderen Worten: Von jedem Euro, den ein Arbeitgeber für einen Beschäftigten aufwendet, fließen fast fünfzig Cent direkt oder indirekt an den Staat. Damit liegt Österreich deutlich über dem OECD-Durchschnitt von etwa 35 Prozent und auch weit über Ländern wie den USA, wo die Belastung bei rund 30 Prozent liegt. Nur Belgien und Deutschland weisen ähnlich hohe Quoten auf, während etwa die Schweiz mit knapp 24 Prozent eine wesentlich geringere steuerliche Belastung des Faktors Arbeit kennt und damit einen klaren Wettbewerbsvorteil erzielt.
Progressive Lohnsteuer
In Österreich ist also der sogenannte Tax Wedge – also die Lücke zwischen den Arbeitskosten für den Arbeitgeber und dem Nettolohn des Arbeitnehmers – besonders groß. Das liegt vor allem daran, dass die Finanzierung des österreichischen Sozialstaates weitgehend über Abgaben auf Arbeit erfolgt. Arbeitnehmer führen vom Bruttolohn knapp 18 Prozent an Sozialversicherungsbeiträgen ab, Arbeitgeber zahlen zusätzlich über 22 Prozent. Hinzu kommt die progressive Lohnsteuer, die ab einem bestimmten Einkommen stufenweise von 20 auf bis zu 55 Prozent steigt.
Geringere Wertschöpfung
Sehen sich Unternehmen im internationalen Vergleich mit hohen Personalkosten konfrontiert, kann dies ein klarer Standortnachteil sein. Gerade für kleine und mittlere Betriebe in arbeitsintensiven Branchen bedeutet dies eine große Hürde, da jeder zusätzliche Mitarbeiter einen erheblichen Fixkostenblock auslöst. Auch bei der Entscheidung internationaler Konzerne, wo sie ihre Produktions- oder Dienstleistungsstandorte ansiedeln, spielen die Lohnnebenkosten eine zentrale Rolle. Denn eine hohe Lohnquote bedeutet, dass ein geringerer Anteil der Bruttowertschöpfung bei den Unternehmen verbleibt.
Rückgang bei Investitionen
Gabriel Felbermayr, Direktor des österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO), weist darauf hin, dass nur mehr rund 30 Prozent der generierten Wertschöpfung bei Unternehmen verbleiben, und zwar vor Abschreibungen und Zinsen. Dementsprechend lagen auch die Unternehmensgewinne und Einkommen aus selbstständiger Tätigkeit im Jahr 2024 um 7,6 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die gesunkenen Betriebsüberschüsse in Kombination mit hohen Arbeitskosten und einer schwachen Nachfrage haben zu einem deutlichen Rückgang bei den Investitionen geführt und schmälern damit die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. Besonders betroffen sind Branchen mit geringer Kapitalintensität, die kaum Spielraum für Rationalisierungen haben. Langfristig droht dadurch nicht nur eine Schwächung des Unternehmenssektors, sondern auch ein Rückgang bei Innovationen, Beschäftigung und damit letztlich beim gesamtwirtschaftlichen Wachstum.
Die soziale Seite
Doch die hohen Lohnnebenkosten haben auch klare Vorteile, die nicht übersehen werden dürfen. Sie sind die Basis für ein dichtes Netz an sozialen Sicherungssystemen, die in Österreich international als Vorzeigemodell gelten. Krankenversicherung, Pension, Arbeitslosenunterstützung und Familienleistungen werden durch die Abgaben finanziert und gewährleisten eine Absicherung, die in Ländern mit niedrigerer Belastung so nicht existiert. In den USA etwa kann ein Krankheitsfall schnell zur finanziellen Katastrophe werden, wenn keine ausreichende private Versicherung besteht. In Österreich dagegen ist die medizinische Versorgung für alle gesichert, unabhängig vom Einkommen. Auch das Pensionssystem bietet eine vergleichsweise hohe Sicherheit, auch wenn es angesichts des demografischen Wandels zunehmend unter Druck gerät, wie die aktuell geführte Diskussion über die Anpassung der Pensionen für das Jahr 2026 zeigt.