Kostengründe: Nächste Streichung beim ORF
Inhalt
- Inhalte sollen teils erhalten bleiben
- Unklarheit
- Breites Themenspektrum
- Kritik von Seiten der Verleger
- Rückschritt
Der Österreichische Rundfunk (ORF) stellt seine erst im Jahr 2022 gestartete Kultur-, Gesellschafts- und Wissenschaftsplattform "Topos" mit Jahresende 2025 wieder ein. Diese Entscheidung wurde am Mittwoch vom ORF gegenüber der APA bestätigt. Der öffentlich-rechtliche Sender begründet das Aus mit "Kostengründen und strategischen Erwägungen". Damit endet ein ambitioniertes Online-Projekt, das ursprünglich als innovativer Raum für tiefgründige Inhalte und neue Erzählformen angetreten war.
Inhalte sollen teils erhalten bleiben
Trotz der Einstellung von "Topos" ist geplant, ausgewählte Inhalte auf anderen ORF-Plattformen weiterzuführen. In welchem Umfang dies geschehen wird und welche Formate konkret übernommen werden, ließ der Sender bislang offen. Es ist zu erwarten, dass einzelne redaktionelle Beiträge, Videoproduktionen und Bildstrecken in das bestehende digitale Angebot integriert werden, beispielsweise auf ORF.at oder in themenspezifischen Sendungsrubriken.
Unklarheit
Welche Auswirkungen die Entscheidung auf das Redaktionsteam und andere beteiligte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, ist derzeit nicht bekannt. Der ORF machte dazu keine konkreten Angaben. Klar ist: Das Aus von "Topos" wirft Fragen zur Zukunft von Spezialangeboten im digitalen Bereich des ORF auf, die oft mit erheblichem personellen und finanziellen Aufwand betrieben werden.
Breites Themenspektrum
"Topos" war als crossmediales Angebot für kulturinteressierte Nutzerinnen und Nutzer konzipiert. Die Plattform präsentierte lange Texte, kombiniert mit visuellen Elementen wie Fotos und Videos. Themen aus Kultur, Gesellschaft und Wissenschaft wurden in Formaten behandelt, die auch neue digitale Erzählweisen wie interaktive Reportagen und multimediale Features einschlossen. Zum Start war betont worden, dass sich "Topos" an ein aufgeschlossenes Publikum richte, das an zeitdiagnostischen Fragestellungen interessiert sei.
Kritik von Seiten der Verleger
Bereits seit dem Start von "Topos" wurde die Plattform von österreichischen Verlagen kritisch beäugt. Die Medienhäuser warfen dem ORF wiederholt vor, mit digitalen Angeboten wie ORF.at oder eben auch "Topos" in den Bereich klassischer Online-Zeitungen vorzudringen. Die sogenannte "Zeitungsähnlichkeit" wurde regelmäßig als Verstoß gegen das öffentlich-rechtliche Mandat kritisiert. Zwar war "Topos" offiziell von der Medienbehörde KommAustria genehmigt worden, dennoch blieb die Debatte um die Grenzen öffentlich-rechtlicher Online-Angebote bestehen.
Rückschritt
Die Einstellung von "Topos" markiert einen Einschnitt für den digitalen Kulturjournalismus in Österreich. Während sich private Anbieter oft aus wirtschaftlichen Gründen aus tiefgründiger Kulturberichterstattung zurückziehen, hatte der ORF mit "Topos" ein ambitioniertes Zeichen gesetzt. Nun bleibt abzuwarten, ob und wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk künftig weiterhin kulturelle Inhalte in vergleichbarer Tiefe und Qualität online zur Verfügung stellen wird.