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Oliver Bertram und Andreas Gnesda mit dem druckfrischen Office Report 20213 in Händen | Credit: Niklas Schnaubelt
Oliver Bertram und Andreas Gnesda mit dem druckfrischen Office Report 20213.
Oliver Bertram und Andreas Gnesda mit dem druckfrischen Office Report 20213.
Niklas Schnaubelt

Büro: Geteilter Arbeitsplatz als neue Normalität

21.06.2023 um 10:09, Rudolf Grüner
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Home Office-Boom & Co: Die Arbeitswelt ist im totalen Wandel begriffen. Wie – und vor allem wo – wir heute schon arbeiten, zeigt der neue Office Report.

Der frisch präsentierte Office Report 2023 vom Bürospezialisten teamgnesda zeigt die sich rasant ändernde Job-Realität nach Corona auf: Der fixe Arbeitsplatz an fünf Tagen in der Woche hat ausgedient. Home Office und Remote Work stehen für die Transformation. 90 der Befragten haben bereits auf ein Sharing-Modell umgestellt. Knapp zwei Drittel der Mitarbeiter finden das bereits gut, wie die Daten belegen. Trotzdem sind nur gut 60 Prozent der Arbeitsplätze an einem durchschnittlichen Arbeitstag belegt. Am „Lieblings-Bürotag“ – dem Mittwoch – auch nur knapp über 80 Prozent, wie Oliver Bertram und Andreas Gnesda herausgefunden haben.

Das bedeutet, dass der Platzbedarf für die klassische Schreibtisch und Sessel-Kombi sinkt. Aktuell entfallen auf 10 MitarbeiterInnen und Mitarbeiter rechnerisch 7,8 Schreibtische. Bei einem weiteren Rückbau im Verhältnis 10 zu 6 könnten in Folge bis zu 30 Prozent an Fläche eingespart werden. Die Experten raten freiwerdende Räume für neue Interaktionsflächen zu verwandeln. Die physische Teilanwesenheit fordert neue Raumkonzepte für das notwendige Miteinander.

Büro als moderne Begegnungszone

„Die Digitalisierung hat Formen der Zusammenarbeit möglich gemacht, die vor wenigen Jahren nicht realisierbar gewesen wären. Dennoch bedeutet sie nicht das Ende des Büroarbeitsplatzes. Der simple Grund dafür ist, dass Menschen das Miteinander suchen – und zwar im Setting ‚Büro‘. Entsprechend brauchen wir viel mehr interaktionsorientierte und hochwertige Büroflächen. Denn eine integrierende Office-Gestaltung wirkt sich positiv auf die ArbeitgeberInnenattraktivität und das Zugehörigkeitsgefühl aus“, sagt Oliver Bertram, CEO von teamgnesda. Die Studie unter Geschäftsführern, die knapp 100.000 Büromitarbeiter an gut 75.000 Arbeitsplätzen abdeckt, bestätigt ihren Appell. 75 Prozent der Befragten gab an, dass es mehr Maßnahmen zur Förderung der Zugehörigkeit brauche. Folglich müsse das Büro ein Ort der Begegnung sein.

Eine integrierende Office-Gestaltung wirkt sich positiv auf die ArbeitgeberInnenattraktivität und das Zugehörigkeitsgefühl aus.

Oliver Bertram, CEO teamgnesda

Home Office wird nicht missbraucht

Dass Home-Office ist jedenfalls gekommen ist, um zu bleiben: Mehr als 90 Prozent der Befragten sehen hier keinen Weg zurück ins alte Büroleben. 77 Prozent sind überzeugt, dass die Produktivität durch Home-Office beziehungsweise Remote Work gefördert wird. 87 Prozent geben an, dass Home-Office nicht missbräuchlich genutzt wird.

Das Vertrauen in das neue „büro-unabhängige“ Arbeiten seitens der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ist daher sehr hoch. Laut Office-Report arbeiten derzeit 81 Prozent mehr als einen Tag nicht im Büro, 36 Prozent mehr als zwei Tage. Die Idealvorstellung ist für 89 Prozent mehr als einen Tag nicht vom Büro aus zu arbeiten und für 40 Prozent sogar mehr als zwei Tage.

Workation als Anreizfaktor

Viele arbeiten aber nicht nur im eigenen Haushalt oder in der Firma. „Es gibt noch eine es noch eine ganze Welt voller potenzieller Arbeitsplätze, sogenannter dritter Orte: Das Kaffeehaus, die Parkbank, der Zug, oder gar der Strand. Stichwort „Workation“, so Andreas Gnesda, CEO von teamgnesda. Diese neue Flexibilität birge viel Potenzial für Arbeitszufriedenheit und Produktivität sind sich die Eperten einig. Hier müssten Arbeitgeber, die hier etwa Sicherheitsbedenken äußern oder den totalen Kontrollverlust über ihre Mitarbeiter fürchten noch dazulernen.

Es gibt noch eine es noch eine ganze Welt voller potenzieller Arbeitsplätze, sogenannter dritter Orte: Das Kaffeehaus, die Parkbank, der Zug, oder gar der Strand. Stichwort „Workation".

Andreas Gnessa, CEO von teamgnesda

Arbeiten, wo man gerade ist

Der Report zeigt auf, dass heute schon 25 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr als ein Viertel der Remote-Zeit nicht im Home-Office verbringen, sondern dritte Orte als Working Space nutzen. „Das bedeutet aber auch, dass umso mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Vorteile genießen, desto mehr steigen die Anforderungen an die Arbeitsumgebung, wenn sie dann eben doch ins Büro kommen. Diese Trends sind nicht das Ende, sondern eher der Ursprung für ein neues Miteinander“, kommentier Gnesda die Ergebnisse .

Präsentation des Office Report 2023 im Heuer am Karlsplatz | Credit: Niklas Schnaubelt
Präsentation des Office Report 2023 im Heuer am Karlsplatz.

Nachhaltigkeit zieht ein

Im Rahmen der Studie wurden auch Nachhaltigkeitsziele abgefragt. 90 Prozent der Studienteilnehmer erklären, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu mehr Nachhaltigkeit motivieren zu wollen. Das reicht vom konkreten Verhalten im täglichen Büroleben bis hin zum Entwickeln neuer Ideen für noch mehr Effizienz. Als konkrete Maßnahmen zu mehr Nachhaltigkeit in den Büros werden unter anderem genannt: 92 Prozent motivieren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum nachhaltigen Handeln, für 88 Prozent ist die Senkung des CO2-Footprints wichtig, bei 87 Prozent gibt es ein Konzept zur Vermeidung von Abfall und für 84 Prozent sind Recycling und nachhaltige Anschaffungen essenziell. Was die An- und Rückreise zum Büro betrifft, kommen 43 Prozent öffentlich, 32 Prozent fahren mit dem PKW oder Motorrad, 15 Prozent nehmen das Fahrrad und 10 Prozent gehen zu Fuß. Übrigens: Würden die in Bürojobs tätigen Österreicher zwei Tage pro Woche im Home-Office verbringen, würde das eine Einsparung von 754.000 Tonnen CO2 pro Jahr zur Folge haben. Das entspricht knapp einem Prozent der gesamten CO2-Emissionen des Landes.

Barrierefreie Büros

Auch den Bedarf und Wunsch nach barrierefreien Büros haben Österreichs Unternehmen bereits am Schirm. Knapp 85 Prozent geben an, über den eigenen Status in Sachen Barrierefreiheit ein vollständiges oder sehr gutes Bild zu haben. „Die durchschnittliche Bewertung der eigenen Büros im Hinblick auf die bauliche Barrierefreiheit liegt bei 7,12 auf einer Skala von 1 bis 10.

65 Prozent geben an, verschiedene, inklusive Büroraum-Optionen zu haben“, so Bertram. Dabei gibt er allerdings zu bedenken, dass die Definitionen von Barrierefreiheit hier weit auseinandergehen. Viele würden laut Bertram darunter nur Rampen und barrierefreie WCs verstehen. Ein umfassendes Konzept wäre jedoch, den Erfordernissen aller Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen gerecht zu werden.

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