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Geldanlage mit grünem Gewissen.
Geldanlage mit grünem Gewissen.
Colourbox/fxxu/Photocase

Nachhaltige Investments

26.04.2022 um 13:43, Weekend Magazin Vorarlberg
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Geldanlagen, die zu sauberen Meeren, verträglichen Energiequellen und weniger Armut sowie Ungleichheiten führen: Grüne Investments sind aktuell angesagt wie nie.

Gutes tun und dabei Geld verdienen: Grüne Investments bieten viele Möglichkeiten zu einer umweltfreundlicheren Welt beizutragen. Was nachhaltige Geldanlagen auszeichnet und wie damit Geld verdient werden kann, erklärt Experte Roland Rupprechter im Interview.

Weekend: Was hat Nachhaltigkeit mit Geldanlage, Aktien und Börsenkurse zu tun?
Roland Rupprechter:
An der Börse ist die Bedeutung des Nachhaltigkeitsprinzips stark gestiegen. Immer mehr Anleger investieren in nachhaltige Anlagen. Das Anlagevolumen privater Anleger hat sich in Österreich von 2019 bis 2021 mehr als verdoppelt und beträgt zum 31. Dezember 2021 rund 50 Milliarden Euro. Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit hat mit der Ukraine-Krise einen deutlichen Schub bekommen. „Gerade jetzt verstärkt sich das noch, da aufgrund der hohen Öl- und Gaspreise nach sauberen Alternativen gesucht wird. In Zukunft werden staatliche Konjunkturpakete, die einen Übergang zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaft fördern, unverzichtbar sein und das Thema weiter unterstützen“, so Roland Rupprechter, MBA, Geschäftsführer der bankunabhängigen R&B Research und Vermögensmanagement Gesellschaft gegenüber dem Weekend Magazin.

Weekend: Was versteht man unter nachhaltigem Investieren?
Roland Rupprechter:
Wer Geld anlegt, tut dies in der Regel, um eine angemessene Rendite zu erzielen. Doch für immer mehr Anleger ist der finanzielle Gewinn nicht mehr das alleinige Motiv. Sie wollen ihre Geldanlage auch kritisch hinterfragen und nachhaltig investieren. Nachhaltig heißt, dass das Geld nicht in den Händen von Unternehmen landen soll, die der Umwelt schaden, die Ressourcen ausbeuten oder die in fragwürdigen Aktivitäten wie Waffenhandel, Atomkraft, Kinderarbeit oder Glücksspiel verwickelt sind. Nachhaltig investieren bedeutet eine Geldanlage in ökologische, ethische und soziale Standards, kurz: ESG-Standards.

„Die Zukunft lässt sich nicht vorhersagen – aber richtiges nachhaltiges Investieren hilft dabei, die Zukunft zu gestalten.“ Roland Rupprechter CEO R&B Research & Vermögensmanagement GmbH

Weekend: Welche nachhaltigen Anlageformen gibt es?
Roland Rupprechter:
Nachhaltig angelegt werden kann auf verschiedene Weise: Vom Direktinvestment in Windräder über grüne Anleihen (Green Bonds) bis hin zu aktiv gemanagten Umwelt Fonds und ETFs, die einen Aktienindex nachbilden. Wer in Fonds mit einem „Ex“-Präfix einsteigt, bestimmt, was er ausdrücklich nicht unterstützen möchte: beispielsweise Tabak, Alkohol, Landminen, Streumunition, Atom- und Chemiewaffen oder Erdölindustrie. Wer etwas für das Weltklima tun möchte, entscheidet sich für Fonds oder ETFs mit Firmen, die ausdrücklich politische Klimaziele wie das Pariser Klimaabkommen oder niedrigen CO2-Ausstoß unterstützen. Soll gesellschaftlich-ökologisch etwas bewegt werden, dann sind Fonds rund um das „Impact Investing“ eine gute Wahl.

Weekend: Sind ESG-Anlagen risikoreicher?
Roland Rupprechter:
ESG ist eine recht junge Anlageform, es gibt noch keine Langfristbetrachtungen zur Renditenentwicklung über 20 oder 30 Jahre. Studien der ZEW, der Europäischen Wirtschaftsforschung, stellen dem ESG-Geschäft jedoch gute Noten aus. Danach schnitten ESG-Fonds nicht schlechter ab, als die Mutter-Indizes aus denen sie gefiltert wurden. Oft waren sie sogar besser. Grundsätzlich sind ESG-Anlagen insofern risikoreicher, da sie wegen der engen Auswahl auf weniger Firmen beruhen als die großen Indizes, also das Risiko weniger streuen.

Weekend: Wie haben Vorarlbergs Banken und Wertpapierunternehmen sich dem Thema angenommen?
Roland Rupprechter:
Trendsetter war die Volksbank Vorarlberg mit ihrem Premium Selection Sustainable Fonds, welcher bei der Aktienauswahl nicht nur finanzielle, sondern auch ökologische sowie soziale Faktoren berücksichtigt. Im Bereich der Green Bonds, deren Emissionserlöse für nachhaltige Zwecke verwendet werden, hat sich die Hypo Vorarlberg hervorgetan. BTV, Raiffeisen, Erste Bank und Sparkassen sowie andere Banken haben ihre Produktpalette ebenfalls um interessante ESG-Produkte ergänzt. Auch die R&B Research und Vermögensmanagement hat einen eigenen Megatrendfonds aufgelegt, der rund 20 Prozent seines Kapitals in saubere Energien (Clean Energy) investiert.

Weekend: Ist jetzt ein guter Einstiegsmoment?
Roland Rupprechter:
Ja. Nach der inflations- und kriegsbedingten Aktienmarktkorrektur haben die Megatrend- und ESG-Fonds sowie ESG-ETF’s ein interessantes Einstiegsniveau erreicht. Ich empfehle Investments in unterschiedliche Fonds/ETFs und in mehreren Schritten vorzunehmen.

Zur Person: ROLAND RUPPRECHTER
MBA, CPM, CEFA, CEO der R&B Research und Vermögensmanagement GmbH, Vorarlberg

  • 1996–2002 Leiter Asset Management bei der St. Galler Kantonalbank
  • 2008 Studium „Banking and Insurance“ an der Wirtschaftsuniversität Wien
  • 2002–2019 Leiter Asset Management Hypo Vorarlberg
  • 2020 Gründung der bankenunabhängigen R&B Research und Vermögensmanagement Gesellschaft

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