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„Impfungen, Hygiene und Antibiotika sind die besten Erfindungen der Medizingeschichte.“ Dr. Daniela Jonas, Impfreferentin
„Impfungen, Hygiene und Antibiotika sind die besten Erfindungen der Medizingeschichte.“ Dr. Daniela Jonas, Impfreferentin
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Die Aufklärende: Dr. Daniela Jonas

09.02.2021 um 23:35, Weekend Magazin Vorarlberg
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Kinderärztin Dr. Daniela Jonas setzt sich seit über 15 Jahren mit Immunologie auseinander, und ist seit Ende 2018, ebenso wie Dr. Alexandra Rümmele-Waibel, MSC Impfreferentin der Ärztekammer Vorarlberg.

Weekend: Wie können Unentschlossene von der Corona-Impfung überzeugt werden?
Dr. Daniela Jonas:
Neues bereitet Sorge. Es ist völlig legitim, Fragen zu stellen und Unsicherheiten ausräumen zu lassen. Impfskepsis ist in einer Kinderarztpraxis allgegenwärtig, im offenen Gespräch kann jedoch gut informiert werden. Schwierig ist, wenn sich Menschen an zweifelhaften Quellen im Internet orientieren, statt das Gespräch mit dem Hausarzt zu suchen. Ich bitte der ärztlichen Expertise zu vertrauen - ich selbst vertraue meinem Automechaniker auch, dass er meine Bremsen repariert. Die Immunologie ist ein sehr spannendes Feld, unsere Intention ist es zu verstehen, wie unser Organismus auf Eindringlinge wie Viren, Bakterien oder Pilze reagiert, welche Schutzmechanismen er selber aufbaut und wie wir diese unterstützen können. Der neue Impfstoff verhindert einen schweren Verlauf und Todesfälle, er schützt damit unsere Intensivstationen und das gesamte Gesundheitssystem! 

Weekend: Stichworte Sicherheit, Allergien, Immunität?    
Dr. Daniela Jonas:
Zu mRNA-Impfstoffen wird schon lange geforscht und es ist ein Segen, dass sie nun zur Verfügung stehen. Der Impfstoff gegen Corona wird in die Zelle eingeschleust, kommt aber nicht in den Zellkern und kann daher keine Gene verändern. Er löst eine Abwehrreaktion gegen das Coronavirus aus. Eine Gräser-, Pollen- oder Schmerzmittelallergie ist in keinster Weise ein Impfhindernis. Wespen- und Bienengiftallergiker können bei den sogenannten Vektorimpfstoffen - zum Zug kommen. Es ist eine Frage der Zeit, bis eine Impfung mit Totimpfstoffen - jener Methode die wir von der Grippe- und der FSME-Impfung kennen, zugelassen wird. Wer bereits an Covid-19 erkrankte ist eine Zeitlang immun, wie lange dieser Eigenschutz anhält ist jedoch unklar. Somit ist die Impfung als Auffrischung zusehen und jedem, je nach Verfügbarkeit, angeraten.

Weekend: Warum wird in Impfstraßen und (noch) nicht beim Hausarzt geimpft?     
Dr. Daniela Jonas:
Der aktuelle mRNA-Impfstoff ist instabil und kann nur erschwert zum Patient kommen, daher sollte der Patient zum Impfstoff kommen. Die Verträglichkeit ist sehr gut. Unser Pflegeheimbewohner haben ihn bisher gut vertragen. Fieber, Müdigkeit, Gelenks- oder Muskelschmerzen sind zu erwartende Reaktionen. Die zweite Dosis kann die Reaktion noch leicht verstärkt auslösen, ist jedoch unbedingt notwendig, um Schutz zu bieten.

Weekend: Welche Lehren ziehen Sie aus der Pandemie?     
Dr. Daniela Jonas:
Im Zeitalter der Globalisierung war es nur eine Frage der Zeit, bis es zur Ausbreitung eines Erregers kommt, gegen den unser Immunsystems nicht gewappnet ist. Allerdings haben Abstandhalten, Maskentragen und Händehygiene auch dazu geführt dass wir bis jetzt keine bis sehr wenige Influenza Fälle verzeichnen. Die neue Mutation des Coronavirus bereitet mir große Sorgen, sie scheint das Virus viel ansteckender zu machen und das in einer Zeit, in der wir schon alle sehr „corona-müde“ sind. Deshalb nochmal meine Bitte an alle: lassen Sie sich impfen, halten Sie Abstand und tragen Sie eine FFP2-Maske. Ein verlorener Impfpass ist kein Hindernis, mit der Coronaimpfung wurde auch der elektronische Impfpass eingeführt. Mit der Sozialversicherungsnummer oder Vorlage der ecard ist die Teilnahme an der gratis Impfung möglich.

    Dr. Daniela Jonas im Interview.

     

    Zur Person:

    • geb. 1978 in Innsbruck, verheiratet, zwei Kinder
    • Werdegang: Medizinstudium in Innsbruck und Freiburg i. Br., Promotion bei Univ. - Prof. Dr. Günter Weiss, 2004. Ausbildung zur Fachärztin für Kinder und Jugendheilkunde und Anstellung am LKH Feldkirch 2007-2018, seit 2017 eigene Praxis in Feldkirch.
    • seit Ende 2018 Impfreferentin
    • Hobbies: Nähen, Wandern, Skifahren

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