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Andreas Schmid, Obmann Alpenverein Vorarlberg
„Der Alpenverein liegt unangefochten an der Spitze des österreichischen Vertrauensrankings.“ Andreas Schmid, Obmann Alpenverein Vorarlberg
„Der Alpenverein liegt unangefochten an der Spitze des österreichischen Vertrauensrankings.“ Andreas Schmid, Obmann Alpenverein Vorarlberg
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Der Bergverliebte: Andreas Schmid

01.09.2020 um 11:21, Claudia Weiss
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Der Alpenverein Vorarlberg zählt 28.000 Mitglieder und über 500 Ehrenamtliche in 15 Sektionen. Obmann Andreas Schmid setzt auf das Prinzip Motivation und Eigenverantwortung, insbesondere in der engagierten Jugendarbeit.

Weekend: Hat Corona den Druck auf die Bergwelt steigen lassen?
Andreas Schmid:
Mehr Urlaub daheim heißt, dass mehr Menschen im Land Wandern, Schwimmen oder Bergsteigen. Wir leben in einer besonderen Zeit. Der Druck ist überall dort groß, wo Seilbahnen hinauffahren, vor allem auf Plätzen die zusätzlich mit Events befeuert werden. Ob der Regional-Trend bleibt, ist abzuwarten. Bei den Mitgliedschaften spüren wir es nicht wirklich. Der Tagesbetrieb in den Hütten hat stark zugenommen, die Übernachtungen sind durch Einschränkungen und COVID-Maßnahmen allerdings nicht gestiegen. Es finden daher wohl eher mehr Tages- als Mehrtagestouren statt. Wir hoffen ganzjährig, dass Wanderer den Müll den sie als Proviant raufschleppen als leere PET-Flaschen etc. wieder mit runter nehmen. Auch Verhaltensregeln für Kuhweiden und mitlaufende Hunde sind zu beachten.

Weekend: Welches sind die Hauptaufgaben des Vereins?    
Andreas Schmid:
Wir feierten das 150-Jahr-Jubiläum und die Aufgaben sind historisch immer noch dieselben: Sie reichen von der Förderung der Begeisterung für das Wandern und Bergsteigen bis zum Natur- und Umweltschutz - den Erhalt der Ursprünglichkeit der Bergwelt. Die Instandhaltung der alpinen Infrastruktur die im vorvergangenen Jahrhundert erschaffen wurde - wie Hütten und Wege etc.- zählt ebenfalls zu den Aufgaben. Je besser unsere Wanderwege in Schuss sind, desto eher erfolgt eine Kanalisierung der Besucherströme. Ohne Wege laufen Menschen auch gerne dort, wo sie nicht gehen sollten. Im Bereich Bergsport liegt uns die Sicherheit und Ausbildung sowie das gemeinsame Touren sehr am Herzen. 

Weekend: Der Jugendbereich arbeitet sehr selbständig?     
Andreas Schmid:
Erfreulich ist unser sehr starker Jugendbereich. Dieser ist mir ein sehr großes Anliegen. Die jungen Leute sollte man in ihrem Eifer und ihrer Motivation arbeiten lassen. Sie agieren im Verein sehr autonom, wir bieten lediglich eine gute Basis für ihre weitere Entwicklung. Einer der Schwerpunkte in diesem Bereich ist es, die Jugend in die Natur zu bringen und das Risikobewusstsein zu schärfen. Kurz gesagt: Raus aus dem Helikopterbereich und Verantwortung ermöglichen.

Weekend: Wo sehen Sie die Herausforderungen der nächsten Jahre?     
Andreas Schmid:
Es gibt immer mehr Menschen die in die Berge gehen – was ja positiv ist. Wichtig ist, dass sie auf ein hohes Ausbildungslevel kommen, Überforderung entsteht schon ganz am Anfang – nämlich bei einer falschen Tourenplanung. Übermüdung und Konzentrationsmangel können zu Unfällen führen. Wir bieten unseren Mitgliedern daher ein umfangreiches Kursprogramm an, sind im Bergführerwesen jedoch nicht kommerziell tätig.

Weekend: Alpinunfälle steigen mit der Anzahl der Nutzer?     
Andreas Schmid:
Man sollte sich mit der Materie unbedingt auseinandersetzen. Dazu haben wir viele Informationen und Angebote, die man gerne nutzen kann. Übrigens: bereits einfache Tipps sind die besten: Nur gesund in die Berge gehen, seine Energie richtig einschätzen, entsprechende Kleidung und Ausrüstung wählen. Und die traumhafte Vorarlberger Bergwelt naturverträglich genießen! 

Andreas Schmid, Alpenverein Vorarlberg

Zur Person: DR. ANDREAS SCHMID
Obmann Alpenverein Vorarlberg

  • Jahrgang 1960
  • Familienstand: verheiratet, drei Kinder
  • Werdegang: nach dem JURA-Studium, Banktätigkeit in Zürich und Liechtenstein, nun Privatier, seit Jahrzehnten beim Alpenverein, davon 6 Jahre Finanzreferent
  • Seit 10 Jahren Obmann des AV Vorarlberg, sowie Engagement im Bundesausschuss und in der Initiative „Naturverträglicher Wintersport“.
  • Hobbies: „alles was mit Bergen zu tun hat“

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