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Ein Abschied mit Geschichte: Tschaut sagt Servus.
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Privat

Robert Tschaut tritt ab: Eine Ära geht zu Ende

17.06.2025 um 13:14, Yunus Emre Kurt
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Nach über 20 Jahren beendet Robert Tschaut seine SFV-Karriere. Der langjährige Sportdirektor prägte Salzburgs Fußball und blickt nun zurück.

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Kaum jemand war so lange und so prägend für den Salzburger Fußball wie Robert Tschaut. Der ehemalige Zweitligaspieler, Regionalligaspieler und Trainer trat 2003 seine Laufbahn als Ausbildungsleiter beim Salzburger Fußballverband an, 2008 folgte der Schritt zum Sportdirektor, nebenberuflich. Diese Funktion legte er nun nieder, weil der Posten ab 1. Jänner 2026 hauptamtlich vergeben wird. Ein Angebot des SFV lehnte Tschaut ab: Beruflich sei er bereits voll ausgelastet, sagt er im Gespräch mit weekend.at.

Rückblick auf bewegte Zeiten

Sein Fazit? „Je länger die Entscheidung zurückliegt, desto besser fühlt sie sich an.“ Und das, obwohl er auf viele prägende Momente zurückblicken kann. Besonders in Erinnerung bleiben ihm die UEFA-Studienreisen sowie die Mitwirkung an der Weiterentwicklung des österreichischen Fußballs in der Ära Ruttensteiner.

Erfolge, die bleiben

Zu Tschauts größten Verdiensten zählt die umfassende Reform der Trainerausbildung. Wo früher zwei Kurse angeboten wurden, gibt es heute zahlreiche Module, vom ÖFB-E-Coach bis zu Spezialkursen für Frauen und Tormänner. Auch die Nachwuchsarbeit wurde massiv ausgebaut: 17 Talenteeinrichtungen betreuen Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren. Zusätzlich führte Tschaut in Abstimmung mit dem ÖFB neue Spielformen ein, angepasst an die Alters- und Entwicklungsschritte.

Mein Fußballherz wird immer schlagen. Ich lasse offen, was die Zukunft bringt. Der Fußball wird mich sicher weiter begleiten.

Robert Tschaut über seine Zukunftspläne

Zukunft ohne Amt

Dass Tschaut das Amt nicht hauptamtlich übernimmt, sei eine bewusste Entscheidung gewesen. Die neue Rollenbeschreibung habe nicht zu seinem beruflichen Alltag gepasst. Für den Fußball brennt er aber weiterhin: „Mein Fußballerherz wird immer schlagen.“

Kritisch, aber zuversichtlich

Tschaut bewertet die Entwicklung im Amateurfußball positiv, vor allem durch den Einfluss von Red Bull Salzburg und dem Verband. In vielen Vereinen entstehen professionelle Strukturen. Trotzdem sieht er Potenzial in Bereichen wie Senioren- und Inklusionsfußball.

Ein Mann mit Haltung

Tschaut betont gegenüber weekend.at die gesellschaftliche Rolle des Fußballs als Ort für Gesundheit, Integration und Betreuung. Rückblickend würde er nichts anders machen und bedankt sich für die Wertschätzung aus ganz Österreich: „Das hat mich tief berührt.“

Prägende Jahre beim Salzburger Fußballverband

Im Gespräch mit weekend.at lässt Robert Tschaut seine erfolgreiche Zeit beim Salzburger Fußballverband Revue passieren.

Herr Tschaut, je länger Ihre Entscheidung zurückliegt, desto besser fühlt sie sich an – wie blicken Sie heute auf diesen Schritt zurück? 
Robert Tschaut: Je länger die Entscheidung zurückliegt, desto besser fühlt sie sich an. Ich spüre große Vorfreude auf das, was auf mich zukommt. 

Was waren für Sie die bedeutendsten Momente Ihrer Zeit beim Salzburger Fußballverband? 
Robert Tschaut: Besondere Momente waren sicher der Beginn meiner Tätigkeit als Ausbildungsleiter im Jahr 2003 sowie der Start als Sportdirektor 2008. Unvergesslich sind auch die UEFA-Studienreisen, die einen intensiven internationalen Austausch ermöglicht haben – mit Ausbildungsleitern und Sportdirektoren aus anderen Nationalverbänden. Diese Reisen führten uns nach England, Griechenland, Finnland, Dänemark, Schweden und Holland. Wir konnten viele wertvolle Impulse mitnehmen. Besonders prägend waren auch die intensiven und konstruktiven Diskussionen zur Weiterentwicklung des österreichischen Fußballs – etwa in der Trainerausbildung, der Talenteförderung und im Breitenfußball, vor allem in der Ära von Willi Ruttensteiner, in der enorm viel Aufbauarbeit geleistet wurde. 

Welche Erfolge sehen Sie als Ihre größten Errungenschaften in Ihrer Funktion? 
Robert Tschaut: An erster Stelle steht die Weiterentwicklung der Traineraus- und Fortbildung. Als ich 2003 begonnen habe, gab es nur zwei Trainerkurse: den Nachwuchsbetreuerlehrgang und den Landesverbandstrainer. Heute haben wir ein breites Ausbildungsangebot – vom ÖFB-E-Coach über das ÖFB-D-, UEFA-C- und UEFA-B-Diplom bis hin zu Torwarttrainerkursen und speziellen Kursen für Frauen. Zweitens der flächendeckende Ausbau der Talenteinrichtungen: Mittlerweile gibt es 17 Einrichtungen für Kinder zwischen 9 und 14 Jahren – mit Vorstufen, Hauptstufen und Stützpunkten. Und drittens die Reform der Bewerbsformen im Nachwuchs: Der Einstieg über den Zwei- oder Dreiervarianten bis hin zum Fünfer-, Siebener- und Neunerfußball war ein wichtiger Schritt in der kindgerechten Entwicklung. 

Was hat letztlich zu Ihrem Rücktritt geführt? 
Robert Tschaut: Der Fußballverband hat beschlossen, die Position des Sportdirektors künftig hauptamtlich zu führen. Man hat mir das Angebot gemacht, diese Funktion vollzeitig zu übernehmen. Ich wollte aber meinen Hauptberuf nicht aufgeben – dieser liegt mir sehr am Herzen, da ich dort den gesamten Sportbereich abdecken kann. Der Rücktritt hängt daher auch mit dem in den letzten Monaten geänderten Aufgabenprofil des Sportdirektors zusammen. 

Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Amateurfußballs in Salzburg? 
Robert Tschaut: Ich sehe diese Entwicklung grundsätzlich sehr positiv. In den vergangenen Jahren ist viel Know-how, insbesondere in der Trainertätigkeit, durch den Bundesligaverein Red Bull Salzburg und durch den Verband auf die Vereine übertragen worden. Viele Klubs arbeiten mittlerweile sehr konzeptionell im Nachwuchsbereich und orientieren sich zunehmend an professionellen Strukturen. Besonders erfreulich ist natürlich der Aufstieg von Austria Salzburg in die 2. Bundesliga. 

Wo sehen Sie für den Salzburger Fußball in Zukunft noch Potenzial? 
Robert Tschaut: Neben den bereits erwähnten Erfolgen sehe ich weiteres Potenzial im Senioren- und Inklusionssport. Hier gibt es noch viele Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. 

Welche konkreten Projekte und Maßnahmen halten Sie für zukunftsweisend? 
Robert Tschaut: Viele der genannten Projekte – wie die Trainerausbildung, der Ausbau der Talenteinrichtungen oder die Reform der Spielformen – haben sich als äußerst nachhaltig erwiesen und werden auch künftig wichtig sein. 

Was bedeutet Fußball für Sie persönlich – auch nach Ihrem Rückzug vom Amt? 
Robert Tschaut: Mein Fußballherz wird immer schlagen. Ich lasse offen, was die Zukunft bringt. Der Fußball wird mich sicher weiter begleiten. 

Welche Vision haben Sie für den Salzburger Fußball – langfristig betrachtet? 
Robert Tschaut: Ich wünsche mir eine kontinuierliche Weiterentwicklung – im Sinne des Salzburger und des österreichischen Fußballs, aber auch für Kinder, Jugendliche, Vereine, Gemeinden und Eltern. Der Fußball hat hier eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. 

Welche Bedeutung hat der Fußball aus gesellschaftspolitischer Sicht – auch über den Sport hinaus? 
Robert Tschaut: Diese Bedeutung sollte in Salzburg wie auch österreichweit noch stärker betont werden. Der Fußball leistet einen wichtigen Beitrag zu Gesundheit, sozialem Lernen, Integration und Betreuung von Kindern. Auch die kommunalpolitische Rolle der Vereine in den Gemeinden ist nicht zu unterschätzen. Über den Sport hinaus ist der Fußball ein Ort der Wertevermittlung – mit großem Potenzial für unsere Gesellschaft. 

Wenn Sie zurückblicken: Würden Sie Ihre Laufbahn noch einmal so gestalten? 
Robert Tschaut: Ja, ich würde alles wieder genauso machen und nichts ändern. 

Was möchten Sie den Salzburger Vereinen, Trainern sowie Spielern zum Abschied mitgeben? 
Robert Tschaut: Ich danke allen für die wertschätzende und tolle Zusammenarbeit. Es gab unzählige schöne Momente. Besonders gefreut haben mich die vielen Rückmeldungen nach der Bekanntgabe meines Rückzugs – schriftlich, persönlich, per WhatsApp oder Telefon, von Spielern, Trainern, Eltern und Funktionären, nicht nur aus Salzburg und Oberösterreich, wo ich lange als Trainer tätig war, sondern aus ganz Österreich. Diese Wertschätzung bedeutet mir sehr viel. 

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