Startschuss für Linzer Wirtschaftsoffensive
Dauerrezession, Budgetloch, Inflation: Österreichs Wirtschaft kämpft mit vielen Problemen. Auch gesamteuropäisch gesehen hat Österreich aktuell ein bedenkliches Alleinstellungsmerkmal: Als einziges industrialisiertes Land rechnet hier der IWF mit einer Rezession im heurigen Jahr. Das heimische BIP soll heuer um 0,3 Prozent zurückgehen.
Als Ursache für Österreichs Schwäche werden die immer noch hohen Kreditzinsen und eine daraus folgende Investitionszurückhaltung angeführt. Die wirtschaftlich schwierige Gesamtlage wirkt sich natürlich auch mitunter dramatisch auf die Kommunen aus. Die Krise ist auch in Linz angekommen - vor allem die aktuelle Entwicklung am Arbeitsmarkt ist besorgniserregend:
- Im April 2025 waren 9.119 Linzerinnen und Linzer arbeitslos
- Die Arbeitslosenzahlen sind in Linz-Stadt in den letzten beiden Jahren (April 2023 bis April 2025) um 40 Prozent bzw. 2.600 gestiegen
- Mit Ausnahme der beiden Coronajahre 2020 und 2021 haben damit die Arbeitslosenzahlen einen historischen Höchststand erreicht
Auch im Vergleich der Landeshauptstädte ist Linz bei den Arbeitslosenzahlen aktuell leider Schlusslicht.
Linz muss endlich Hausaufgaben machen
Vizebürgermeister und ÖVP-Stadtparteiobmann Martin Hajart erinnert daran, dass das wirtschaftliche Potenzial in Linz jedenfalls vorhanden ist: „Linz hat sich von einer Stahlstadt zu einer modernen Stadt der Zukunft entwickelt. In unserer Landeshauptstadt bilden Schwerindustrie und digitale Innovation eine einzigartige Symbiose. Was zur Folge hat, dass die Stadt Experten aus der ganzen Welt anzieht.“
Neben den großen Leitbetrieben wie etwa der Voestalpine ist Linz Heimat für viele technologieorientierte Startups und Unternehmen im Softwarebereich. Alleine die Digitale Meile zwischen Hafen und Tabakfabrik beherbergt heute mehr als 110 IT-Firmen mit 3.000 Mitarbeitern.
Die Stadt bietet etwa 192.000 Arbeitsplätze. Darüber hinaus haben von den Top 100 umsatzstärksten Unternehmen Oberösterreichs 25 ihren Sitz in Linz. Das Brutto-Regional-Produkt der NUTS-3-Region Linz-Wels beträgt (Stand 2021) 34,8 Milliarden und 58.000 € pro Einwohner – und ist damit jeweils das Zweithöchste. Die Zahlen für 2022 werden übernächste Woche von der Statistik Austria veröffentlicht.
Mit einem Bruttoregionalprodukt von 58.000 Euro pro Einwohner liegt die Wertschöpfung in der Wirtschaftsregion Linz-Wels um 28 Prozent über dem österreichischen Durchschnitt (45.300 € pro Einwohner).
Darüber hinaus verzeichnen Linz und sein Ballungsraum hohe Wachstumsraten in Bezug auf die Anzahl der aktiven Unternehmen, der Erwerbstätigen und der Beschäftigungsquoten im Vergleich zu anderen Regionen Österreichs.
Vom Pannenstreifen auf die Überholspur
Aber gerade wenn die Gesamtlage zunehmend schwieriger wird, gilt es alles – und zwar auf allen Ebenen – dafür zu tun, dass der Linzer Wirtschaftsmotor weiter brummt. “Jetzt muss das Motto ‘Voller Schub’ sein. Daher starten wir als Linzer ÖVP eine Wirtschaftsoffensive. Es braucht einen Schulterschluss aller, jeder muss in seinem Bereich alles unternehmen, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen”, stellt Hajart klar.
Konkret setzt man sich etwa von Seiten der ÖVP vehement für die Abschaffung der Lustbarkeitsabgabe für Veranstaltungen in der Stadt Linz (Beibehaltung für Spielapparate und Wettterminals) ein. Hajart: „Diese wird auch im kommenden Finanzausschuss am 27.5.2025 Thema sein – und wir werden dabei unsere Position noch einmal deutlich machen.“
Und Hajart blickt auch auf die Landstraße: „Angesichts der vielen Leerstände ist die Lage trist. Bislang gibt es zur lange geforderten Leerstandsagentur nicht mehr als Ankündigungen. Wenn man nun die Ansage des Wirtschaftsstadtrates liest, dass die Leerstandsagentur keine Art Maklerfunktion haben soll, sondern nur Werbezwecken dient, so scheint das sehr wenig ambitioniert zu sein. Es ist zwar gut, wenn nun endlich etwas in die Gänge kommt, aber reden wir auch über eine zentrale Stelle für Verkaufsflächen anbietende Liegenschaftseigentümer sowie interessierte Handelsunternehmen, die sich in Linz ansiedeln wollen.“
Mit einem Blick auf den Wirtschaftsausschuss wird auch deutlich, dass dort viele ÖVP-Anträge ihrer Umsetzung harren – auch in der kommenden Sitzung am 20. Mai 2025 hat der rote Wirtschaftsstadtrat übrigens keinen einzigen ÖVP-Antrag auf die Tagesordnung gesetzt - und die To-do-Liste durchaus lange ist. So wurde bereits im Juni 2023 ein ÖVP-Antrag zur Errichtung von Schließfächern in der Innenstadt eingebracht, um Einkäufe temporär sicher verstauen zu können. Im Jänner 2024 folgte ein ÖVP-Antrag hinsichtlich einer Etablierung einer „klaren Struktur und Leitung“ im Bereich des Linzer Stadtmarketings. Was diese offenen Anträge anlangt, so fordert die ÖVP im kommenden Gemeinderat einen Zwischenbericht zur Umsetzung ein.
Offensive für die Linzer Innenstadt
Mit einer Innenstadtoffensive gilt es Linz als Einkaufsstadt neu zu positionieren. Denn die Linzer Innenstadt ist offen für alle – ein Ort, an dem sich jede und jeder willkommen fühlt. Der Wirtschaftsbund Linz-Stadt geht auf dem Weg hin zu einer lebenswerten Einkaufsstadt schon seit geraumer Zeit einen völlig neuen Weg.
Konkret fordert man zwei Stunden gratis Parken und zwei Stunden kostenlose öffentliche Verkehrsmittel für alle Besucher der Linzer Innenstadt. „Gemeinsam können wir die Innenstadt wiederbeleben und sie zu einem attraktiven Treffpunkt für alle machen. Die Geschäfte, Restaurants und Cafés der Innenstadt sind das Rückgrat unserer lokalen Wirtschaft. Doch immer weniger Menschen finden ihren Weg in die City – der Verkehr, teure Parkgebühren und Alternativen im Umland schrecken ab. Mit zwei Stunden gratis Parken und kostenlosen Öffis schaffen wir Anreize, die Innenstadt zu besuchen und den regionalen Handel zu stärken“, erläutert Markus Raml, WB-Bezirksobmann Linz-Stadt.
Um den Forderungen entsprechend Nachdruck zu verleihen, hat der Wirtschaftsbund Linz-Stadt die Petition www.wir-fordern.at ins Leben gerufen.
Erfolgreiche Petition mit über 2.000 Unterschriften
„Damit setzen wir gemeinsam ein starkes Zeichen für ein Linz, das für alle offen ist! Bereits über 2.000 Menschen haben mit ihrer Unterschrift bekundet, dass für sie unsere Innenstadt mehr als nur ein Ort ist – sie ist ein Lebensgefühl. Mit den richtigen Maßnahmen können wir sie für alle zugänglicher, lebenswerter und lebendiger machen“, so Lang-Mayerhofer und Raml unisono.