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CEO Leonhard Schitter
Im Gespräch: Leonhard Schitter
Im Gespräch: Leonhard Schitter
Energie AG/Robert Maybach

Interview: Energie AG - Leonhard Schitter

29.08.2023 um 11:12, Werner Christl
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Der Vorstandsvorsitzende der Energie AG, Leonhard Schitter erklärt, ob zukünftig genug „Strom“ für E-Autos vorhanden ist und wie sich Energiepreise entwickeln.

weekend: Worauf sollten wir uns in OÖ in den nächsten Monaten einstellen? Wie werden sich Gas- und Strompreise verändern? 

Leonhard Schitter: Wir haben zuletzt zwar eine leichte Entspannung an den internationalen Energiemärkten gesehen, dennoch sind die Marktpreise nach wie vor um ein Vielfaches höher als noch vor drei Jahren. Es herrscht immer noch Krieg in einem Teil Europas. Obwohl die Gasspeicher mit 90 Prozent gut gefüllt sind, ist die Verknappung von fossilen Brennstoffen nach wie vor ein großes Thema. Ich gehe daher davon aus, dass sich die Preise wahrscheinlich auf diesem vergleichsweise hohen Niveau einpendeln werden. 

weekend: Die Zahl der privaten PV-Anlagen steigt in OÖ steil an. Kann es sein, dass es durch die private Einspeisung zu einem Stromüberschuss kommt? 

Leonhard Schitter: PV-Anlagen sind ein Teil der nachhaltigen Energiezukunft. Der PV-Boom hat jedoch die Netzbetreiber vor neue Herausforderungen gestellt. Genau deshalb brauchen wir eine Beschleunigung der Verfahren, damit wir den Netzausbau
vorantreiben können. Dazu braucht es auch Kapazitäten, um überschüssigen Strom zu speichern. Das sind Themen, die nicht von heute auf morgen zu erledigen sind. Aber wir setzen hier zusätzliche Ressourcen und Mittel ein. 

weekend: Kritik an der Windkraft gibt es in Oberösterreich immer wieder. Wie geht der Ausbau weiter? 

Leonhard Schitter: Als Energie AG treiben wir den Ausbau aller erneuerbaren Energiequellen konsequent voran. Oberösterreich ist nicht nur ein Sonnen- oder Wasserland, sondern hat auch im Bereich Windenergie Potenziale. Als Energie AG werden wir daher – wo es möglich ist – Projekte zum Ausbau der Windkraft umsetzen. Und das nicht nur in Oberösterreich oder Österreich, sondern auch in den Nachbarländern. 

weekend: E-Autos sind langsam, aber sicher auf dem Vormarsch. Viele Oberösterreicher sind der Meinung, dass uns dadurch sozusagen der Strom „ausgeht“. 

Leonhard Schitter: Die E-Mobilität ist ein Mittel zur Dekarbonisierung im Verkehr, der für 28 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes verantwortlich ist. Derzeit liegt der Anteil an zugelassenen E-Fahrzeugen bei etwa 2,2 Prozent. Wird dieser Anteil bis 2030 verzehnfacht, benötigen wir etwa drei TWh zusätzlichen Strom. Bei einem Anteil von 100 Prozent an zugelassenen E-Autos würde man etwa 10 bis 15 TWh zusätzlichen Strom benötigen. Österreich erzeugt derzeit 77 TWh Strom; somit würden wir etwa 19 Prozent mehr an Strom brauchen. Das ist machbar, wenngleich auch eine große Anstrengung. 

weekend: Wie sieht Ihr Fahrplan für grüne Energie in Oberösterreich aus?

Die Stromerzeugungsmenge aus erneuerbaren Energien soll sich in den kommenden sieben Jahren im Unternehmen um knapp ein Viertel auf rund 3.150 GWh erhöhen. Wir konzentrieren uns auf die Erzeugungsmöglichkeiten bei Wasser, Wind und Sonne. Darüber hinaus werden wir die Wärmewende u.a. durch die Elektrifizierung und den Einsatz von Biomasse aktiv vorantreiben. Bis 2030 werden wir dazu zwei Milliarden Euro in den Ausbau erneuerbarer Energiequellen und in die Netze investieren. Ziel der Energie AG ist es, sich noch nachhaltiger zu positionieren.

weekend: Sie sind seit Jahresbeginn CEO der Energie AG. Hat Sie etwas als gebürtiger Salzburger in Bezug auf den Energiesektor in OÖ besonders überrascht?

Die Herausforderungen sind für alle Unternehmen in der Energiewirtschaft sehr ähnlich. Wir alle haben multiple Krisen zu managen und zu bewältigen. Uns beschäftigen die Klimakrise und die noch immer hohen Energiepreise, bedingt durch den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. Hinzu kommt die Energiewende samt ihren großen Herausforderungen sowie der demografische Wandel. Allein bei der Energie AG geht in den kommenden zehn bis 15 Jahren ein Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pension.

weekend: Sie sind nun seit einigen Monaten Chef der Energie AG. „Ein neuer Besen kehrt gut“. - Können Sie diesem Satz für Ihre Arbeit in OÖ etwas abgewinnen? 

Leonhard Schitter: Ich setze mit all meinen Kolleginnen und Kollegen auf eine Kultur des kontinuierlichen Wandels und der Weiterentwicklung. Wir wollen die Ermöglicherin der Energiewende werden. Und künftig einen noch größeren Fokus auf Diversität und Inklusion setzen. Denn jede und jeder Einzelne bringt unterschiedliche Fähigkeiten und Erfahrungen mit und trägt somit nachhaltig zum Erfolg der Energie AG bei. 

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