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Toto Wolff (links) und Einhell-CEO Andreas Kroiss.
Toto Wolff (links) und Einhell-CEO Andreas Kroiss.
Toto Wolff (links) und Einhell-CEO Andreas Kroiss.
Einhell

Interview: Die Formel 1 und Einhell

12.05.2023 um 09:11, Werner Christl
min read
Der gebürtige Linzer Andreas Kroiss, Vorstandschef der Einhell Germany AG, im Interview über die Zukunft des Milliardenunternehmens.

weekend: Sie sind schon eine Markenpartnerschaft mit dem FC Bayern München eingegangen und sind jetzt auch in der Formel 1 als Partner von Mercedes-AMG Petronas präsent. Warum gerade die Formel 1? 

Andreas Kroiss: Wir haben in den letzten zehn Jahren konsequent und massiv daran gearbeitet, unsere Produkte noch besser zu machen. Durch unsere Positionierung als „Die Akku-Kompetenz“ brauchen wir Partner an unserer Seite, die bereits im Dominanz-Bereich angesiedelt sind. Hierfür eignet sich der FC Bayern München und das Mercedes-AMG PETRONAS F1-Team perfekt. Mit dem FC Bayern transportieren wir Dominanz, Emotion, Leistung und Ausdauer und mit Mercedes die zusätzlichen Attribute wie Innovation, Qualität und Technik. Die Formel 1 passt perfekt zu uns, denn dort spielen Innovation und Qualität eine große Rolle. Einhell ist „Official Tool Expert“ von Mercedes in der Formel 1 und das bedeutet, dass alle Werkzeuge, die im Formel-1-Umfeld sowohl in der Mercedes Box als auch im Headquarter in Brackley verwendet werden, Einhell-Geräte sind. Besonders freut mich, dass es uns gelungen ist, neben Oliver Kahn auch Toto Wolff für uns als Markenbotschafter zu gewinnen.

weekend: Was meinen Sie damit, dass die Mechaniker mit Ihren Werkzeugen arbeiten? 

Andreas Kroiss: Wie schon erwähnt, arbeiten die Mercedes-Mechaniker mit unseren Akku-Werkzeugen in der Formel 1 Box und Sie können sich vorstellen, in so einer Box werden viele Werkzeuge und viele Akkus gebraucht. Als gutes Beispiel werden die Bremsen beim Formel-1-Boliden mit dem Einhell Laubbläser gekühlt. 

weekend: Ihre Umsatz- und Gewinnzahlen sind seit Jahren „trotz Pandemie“ stark gestiegen. Worauf ist das zurückzuführen? 

Andreas Kroiss: Während der Pandemie haben viele Menschen die Zeit genutzt, um den Garten auf Vordermann zu bringen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass das den Absatz bei uns angekurbelt hat. Laut unserer Do-It-Yourself-Studie, die wir kürzlich veröffentlicht haben, geht der Trend klar in Richtung DIY. Die eigenen vier Wände haben durch die Pandemie noch mehr an Bedeutung gewonnen. Die Menschen wollen generell raus aus der Stadt und einen eigenen Garten haben. Das stimmt mich auch zuversichtlich für die Zukunft.

weekend: Die Umsätze werden auch weiter steigen? 

Andreas Kroiss: Ich bin sehr glücklich, dass wir im Jahr 2022 einen Meilenstein in unserer Firmengeschichte erreicht haben, in dem wir eine Milliarde Euro Umsatz überschritten haben. Seit 2017 ist unser Umsatz um mehr als 80 Prozent gestiegen. Meine klare Zielsetzung ist es, in den nächsten 5-7 Jahren den Umsatz auf zwei Milliarden Euro zu verdoppeln. 

weekend: Begonnen hat Einhell aber als „Billiganbieter“, oder? 

Andreas Kroiss: Als ich begonnen hatte, vor mittlerweile fast 25 Jahren, war Einhell ein Billiganbieter, der ein sehr breites Produktsortiment hatte, das sehr stark auf Aktionsartikel ausgerichtet war. Es gab keine klare Produktstrategie zu diesem Zeitpunkt. Als ich dann 2003 als 33-Jähriger zum CEO berufen wurde, hatte ich die Chance, Einhell komplett neu zu strukturieren und im Laufe der Jahre zu positionieren und fokussieren. Diese Fokussierung war ausschließlich auf Werkzeuge und Gartengeräte ausgerichtet. Zudem war das Produktsortiment mit sehr vielen unterschiedlichen Farben erhältlich, was wir im Laufe der Zeit zu der Farbe Rot zusammengeführt haben. Nachdem der Sortimentsumbau und die einheitliche Farbgebung abgeschlossen waren, haben wir begonnen, aktiv in unser Marketing und in die Kommunikation zu investieren.

Andreas Kroiss mit Fußball-Legende Oliver Kahn
Andreas Kroiss mit Fußball-Legende Oliver Kahn

weekend: War der Einstieg ins Akkugeschäft entscheidend für die Entwicklung von
Einhell? 

Andreas Kroiss: Power X-
Change war ganz klar unser Gamechanger! Als wir 2009 in Australien unsere Vertriebs-
tochter gründeten, war dort der Trend zu Akkugeräten bereits sehr stark zu sehen. In Europa war mit Ausnahme von Akkuschraubern niemand wirklich an Akkugeräten im Do-It-Yourself-Bereich interessiert, weil die Kunden von der Leistung und Ausdauer von Akkugeräten nicht überzeugt waren. Ich habe aber an die Idee geglaubt und sie mit unserem Team weiterentwickelt. Dadurch ist es für den Endverbraucher sehr einfach, alle seine Geräte, die er in Haus und Garten verwendet, mit einem einzigen Akku und Ladegerät zu betreiben. Die Idee und die konsequente Umsetzung unserer Plattformstrategie hat sich gelohnt und heute haben wir mit Power X-Change am Markt eine starke Position erreicht.

weekend: Ist der Akku der Schlüssel des Erfolgs? 

Andreas Kroiss: Ja, unsere Vision ist es, in jedem Haus mit Garten einen Power X-Change Akku zu positionieren und den Leuten Spaß und Freude bei der Umsetzung ihrer DIY-Produkte zu ermöglichen. Mittlerweile haben wir mehr als 26 Millionen Akkus verkauft. Wir stecken sehr viel Energie in die Entwicklung unserer Akkus und Ladegeräte. 

weekend: Ich habe gelesen, dass Sie zukünftig 450 Akku-Geräte im Portfolio haben wollen. Welche Geräte sollen das sein? 

Andreas Kroiss: Derzeit sind es über 250 Geräte und bis 2027 wollen wir mehr als  450 verschiedene Akku-Geräte auf unserer Plattform anbieten. Das bedeutet, dass wir überall dort, wo der Kunde bei seinen Arbeiten in und rund um Haus und Garten mobil sein möchte, eine kabellose Lösung mit Power X-Change anbieten. Darüber hinaus öffnen wir unsere Plattform für Partner, die Produkte anbieten, die in Haus und Garten die Einsatzmöglichkeit unserer Akkus erweitern wie z.B. im Bereich E-Scooter, Poolroboter, Teichschlammsauger oder kleine E-Kinderautos. Das sind alles Produkte, die wir nicht selbst anbieten, die aber aus Endverbrauchersicht Sinn machen, wenn sie mit dem gleichen Akku betrieben werden können.

weekend: Sie sind schon weltweit in vielen Ländern vertreten. Wollen Sie weiter expandieren? 

Andreas Kroiss: Heute sind  wir in Europa, Australien, Südamerika, Südafrika und Kanada mit eigenen Tochtergesellschaften vertreten. In 2023 steigen wir mit Thailand und Vietnam in den asiatischen Markt ein. Meine Zielsetzung ist es, dass wir in allen relevanten DIY-Märken weltweit mit eigenen Tochtergesellschaften vertreten sind, allen voran in den USA, wo wir es in den nächsten 12 Monaten schaffen wollen, mit einer eigenen Gesellschaft zu starten. 

weekend: Ist für Sie als Österreicher der Heimatmarkt ein wichtiger? 

Andreas Kroiss: Ganz klar ja! Österreich war mein Einstieg vor 25 Jahren bei Einhell und ist mein Heimatland. Aus diesem Grund habe ich eine spezielle Beziehung zum österreichischen Markt. Wir testen auch viele Marketingaktivitäten zuerst in Österreich. Ich freue mich darauf, in den nächsten Jahren noch viele Kunden für unsere Power X-Change-Plattform in Österreich zu gewinnen. 

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