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Zwei österreichische Polizeiautos stehen vor einem Gebäude in Traiskirchen mit der Aufschrift „Teppichwäscherei Noori“. Der Bereich ist mit rot-weißem Absperrband gesichert. Im Hintergrund sind Industriegebäude und grüne Hügel zu sehen.
In Traikirchen hat ein Häftling auf Ausgang zwei Menschen mit einer Schrotflinte niedergeschossen.
In Traikirchen hat ein Häftling auf Ausgang zwei Menschen mit einer Schrotflinte niedergeschossen.
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Traiskirchen: Häftling erschießt Paar auf offener Straße

14.07.2025 um 07:41, Stefanie Hermann
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In Traiskirchen hat ein Häftling auf Haftausgang einen Mann und eine Frau auf offener Straße niedergeschossen. Auf Facebook hatte er seine Tat angekündigt.

Es sind unglaubliche Szenen, die sich gestern, Sonntag, in Traiskirchen abgespielt haben: Ein Häftling auf Ausgang hat mitten im Industriegebiet der niederösterreichischen Stadt eine Frau und einen Mann niedergeschossen. Nur Minuten nach den ersten Notrufen fanden Passanten den mutmaßlichen Schützen selbst leblos neben seiner Waffe in einem Weingarten. Die grausame Bluttat spielte sich kurz nach 10 Uhr direkt beim Friedhof ab, während Arbeiter und Passanten in der Nähe nichtsahnend ihrem Alltag nachgingen.

Zwei Tote

Um 10.05 Uhr ging der erste Notruf bei der Polizei ein. Als die ersten Streifenwagen am Tatort eintrafen, bot sich den Beamten ein schreckliches Bild. Ein 55-jähriger Imbissstand-Betreiber lag reglos am Boden, er war bereits tot. Neben ihm seine 25-jährige Mitarbeiterin, ebenfalls schwer verletzt. Die junge Frau wurde nach der Erstversorgung mit dem Notarzthubschrauber ins Spital nach Wien geflogen und intensivmedizinisch betreut. Laut Polizei befindet sie sich außer Lebensgefahr.

Nur sieben Minuten später, gegen 10.12 Uhr, entdeckten Passanten in einem Weingarten bei Tribuswinkel, knapp drei Kilometer vom Tatort entfernt, einen weiteren leblosen Mann. Es handelte sich um den mutmaßlichen Schützen selbst. Neben ihm lag eine Schrotflinte. Laut Polizei hat sich der Täter nach der Bluttat das Leben genommen.

Wer war der Täter?

Beim mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 66-jährigen Österreicher. Laut Polizei war der Mann einschlägig vorbestraft und verbüßte in der Justizanstalt Wiener Neustadt eine Haftstrafe wegen Gewaltdelikten. Wie mehrere Medien gestern berichtet haben, sei der Mann früher in der Rotlichtszene aktiv gewesen, habe ein Bordell geführt und sei in Baden seit Jahrzehnten bekannt gewesen. Zum Zeitpunkt der Tat befand er sich auf einem genehmigten Haftausgang im Rahmen des Entlassungsvollzugs. Seine Strafe hätte im Dezember geendet.

Tat angekündigt

Auf Facebook hatte der Täter die Tat nur wenige Tage zuvor praktisch angekündigt. Am 6. Juli schrieb er wörtlich: „Es wird viel schneller kommen als ihr alle denken könnt. Die Überraschung wird groß sein. Ich liebe euch alle von Herzen.“

Mögliches Motiv

Laut Ermittlern soll Eifersucht das Motiv gewesen sein. Die schwer verletzte Frau soll früher eine Beziehung mit dem Schützen gehabt haben und mittlerweile mit dem später getöteten Mann liiert gewesen sein. „Nach derzeitigem Ermittlungsstand schoss der 66-Jährige offensichtlich aus Eifersucht“, teilte die Polizei mit.

Justiz unter Druck

Für zusätzlichen Zündstoff sorgt, dass gegen den Mann seit 1985 ein behördliches Waffenverbot bestand. Wie er trotzdem an die Schrotflinte kam, ist derzeit Gegenstand intensiver Ermittlungen. „Die Langwaffe dürfte er offensichtlich illegal besessen haben", beotnt Polizeisprecher Johann Baumschlager.

Das Justizministerium bestätigt unterdessen, dass der Mann zuvor „mehrere begleitete und unbegleitete Ausgänge ohne Vorkommnisse“ absolviert hatte.

Weitere Informationen zu dem Fall werden für den Montagvormittag erwartet.

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