Mit dem Heurigen-REX nach Tattendorf
Die neben der Südbahn und der Pottendorfer Linie dritte Schienenverbindung von Wien nach Wiener Neustadt konnte in den letzten Jahren kräftig an Fahrgästen zulegen. Hauptverantwortlich dafür waren wesentliche Verbesserungen im Takt des R 95 mit mittlerweile täglich 16 Verbindungen pro Richtung – also Stundentakt - zwischen Wien, Traiskirchen und Wiener Neustadt. Und auch trotz kleiner, interner Schikanen wie dem lästigen Umstieg in Traiskirchen, weil eben der eine Zug von Wien nach Traiskirchen und zurück fährt und der andere von Wiener Neustadt nach Traiskirchen und zurück. Und auch auf Scotty sucht man diese Zugsverbindung vergeblich, ebenso wie an Wochenenden. Zumindest mit der Wochenendruhe ist aber ab 12. Juni 2022 Schluss, denn dann tuckert der „Vororte-REX“ auch an Samstagen und Sonntagen durch die idyllische Thermenregion. Natürlich nicht stündlich, aber immerhin elf Verbindungen wird es dann täglich am Samstag und Sonntag geben – in beide Richtungen.
Eine Fahrt durchs Grüne
Die „Innere Aspangbahn“, so der Name des nicht elektrifizierten, eingleisigen Schienenstrangs, nützt von Wien Hauptbahnhof bis Kledering das Ostbahngleis und zweigt dann auf das eigene Gleis nach Maria Lanzendorf ab. Dieses Teilstück ist auch das höchstfrequentierteste auf der gesamten Strecke. Es geht dann weiter nach Laxenburg-Biedermannsdorf, Guntramsdorf-Kaiserau, Möllersdorf und Traiskirchen. Dort wird nach einer kurzen Pause und Umstieg die Reise fortgesetzt und führt nach Trumau, Oberwaltersdorf, Tattendorf, Teesdorf und Sollenau nach Felixdorf. Dort wird für den letzten Abschnitt nach Wr. Neustadt das Gleis der Südbahn benützt.
Unschlagbar bequeme Sitze in den 5047ern
Gefahren wird zu fast 100% mit den 5047er-Dieseltriebwagen, die in den 90ern in Jenbach gefertigt wurden und auch als „Retter der Nebenbahnen“ bezeichnet werden. Die Stammgäste der Linie, die sich zahlreich untereinander kennen und zum Teil bewusst diese Strecke gegenüber der Südbahn bevorzugen, schätzen vor allem die unschlagbare Bequemlichkeit der Bestuhlung und das Platzangebot bei 64 Sitzplätzen. Dieses könnte höchstens bei einer spontan mitfahrenden Schulklasse im Frühverkehr knapp werden. An den musealen Charakter der Stationen, etwa in Laxenburg, Traiskirchen und Tattendorf, sind die Fahrgäste gewöhnt, manchmal erblickt man auch eine in Trumau stationierte alte Dampflokomotive. Und auch Alternativen wurden in den letzten Jahren auf der Inneren Aspangbahn getestet, etwa der von Siemens konstruierte „Batteriezug“ Desiro ML Cityjet eco oder der Wasserstoff-betriebene Coradia i-LINT von Alstom. Sauber, leise, effizient, aber bei weitem nicht so bequem wie die 5047er.
Mit dem Zug zum Weinfest!
Spezielle Nutznießer der ersten Wochenendfahrten gibt es auch schon. In Tattendorf ist bis 16. Juni der Parkheurigen, und in Traiskirchen wird von 1. bis 17. Juli zum Weinfest in den Stadtpark geladen. Beide sind in unmittelbarer Nähe der Bahnhaltestellen und damit ideal gelegen, um ohne Auto das eine oder andere Achterl mehr zu genießen. Und in die alten Stellwerkshütten sollte man zumindest einen kurzen Blick hineinwerfen …