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Nik P. mit einer Sonnenbrille in der Hand auf der Terrasse der Gig Bar in Klagenfurt
Dietmar Wajand

Nik P. im Gespräch: „Schlagermusik hat deutlich mehr zu bieten als Heile-Welt-Texte und seichte Melodien.“

28.06.2021 um 09:43, Stefan Kohlmaier
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In der GIG Bar in Klagenfurt plauderten wir mit Schlagerstar Nik P. anlässlich der Veröffentlichung seines neuen Albums über seine musikalischen Wurzeln, die Quellen seiner Inspiration und Schlagermusik mit Tiefgang.

Weekend: Wo liegen deine musikalischen Wurzeln und von welchen Musikern wurdest du beeinflusst?
Nik P.: Ich bin mit den Stars, deren Musik über die regionalen Radiosender im elterlichen Wohnzimmer ertönte, aufgewachsen. Mit Künstlern wie Peter Alexander, Udo Jürgens oder Abba. Als Jugendlicher, nachdem ich mit dem Gitarrenspiel begonnen hatte, hat mich dann die progressive Rockmusik der Beatles und Rolling Stones begeistert. Außerdem hat mich John Lennon mit seinem Engagement für den Frieden inspiriert. Da ich meine Gedanken und Gefühle in englischen Texten jedoch nie wirklich authentisch zum Ausdruck bringen konnte, habe ich mich der Schlagermusik zugewandt. Dabei war es mir immer ein Anliegen, diese zeitgemäß und originell zu interpretieren.

Weekend: Wahrscheinlich wirken daher viele deiner Texte und Kompositionen auch deutlich anspruchsvoller, als man es von einigen deiner Kollegen gewohnt ist. Möchtest du dem Genre mehr Tiefgang verleihen?
Nik P.: Auf jeden Fall! Ich will den Beweis erbringen, dass Schlagermusik einiges mehr zu bieten hat, als Heile-Welt-Texte und seichte Melodien. Außerdem kann ich an den Reaktionen des Publikums bei meinen Konzerten ablesen, dass ernste Stücke wie „Berlin“ funktionieren und gefragt sind. Regelmäßig werden davon viele meiner Fans zu Tränen gerührt. Und nicht umsonst hat der Song sowohl in Deutschland als auch in Österreich die Chartspitze erklommen. Ein großes Vorbild ist für mich in diesem Zusammenhang Udo Jürgens, der ebenfalls anspruchsvolle Themen für ein großes Publikum aufbereitet hat.

Nik P. mit seiner Lebensgefährtin Karin Candussi auf der Terrasse der Gig Bar in Klagenfurt
Mit seiner Lebensgefährtin und Managerin Karin Candussi befindet sich Nik P. aktuell auf Promotion-Tour für das neue Album „Seelenrausch“

Weekend: Gestaltet sich das Schlagerpublikum der Gegenwart nicht auch deutlich vielschichtiger als früher?
Nik P.: Definitiv! Ich stehe seit 25 Jahren als Nik P. auf der Bühne und bin noch nie vor so vielen jungen Menschen aufgetreten wie heutzutage. Daher können Musiker mittlerweile auch Themen aufgreifen, die früher undenkbar gewesen wären. Es gilt auch nicht mehr als altbacken auf Deutsch zu singen, sondern viele Menschen begreifen die Schlagermusik als eine von uns selbst geschaffene Musikkultur. Auch stilistisch hat sich vieles weiterentwickelt. Früher wurde ich in Deutschland oftmals als zu rockig wahrgenommen. Heute stammen 80 % meiner Facebook-Fans aus der Bundesrepublik und das ehemalige Blümchen Jasmin Wagner hat mein Lied „Ein Stern“ im Zuge ihres Comebacks gecovert.

Weekend: In deinem Song „Da um zu leben“ werden auch politische Töne angeschlagen. Siehst du dich als politischen Künstler?
Nik P.: Nein, ich habe selbstverständlich eine politische Meinung, möchte diese jedoch nicht ins Zentrum meiner Kunst stellen. Ich erachte es allerdings als furchtbar, wenn Menschen wegen ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer Gesinnung diskriminiert werden. Und das wollte ich mit dem Stück unter anderem ausdrücken.

Nik P. mit Sonnenbrille auf einem Lounge-Sofa in der Gig Bar in Klagenfurt
Nik P. zählt zu den erfolgreichsten Schlagerstars des deutschsprachigen Raums: seine Alben erreichten elfmal Gold- und fünfmal Platinstatus

Weekend: Auf vielen deiner Fotos ziert ein Kreuz deinen Hals. Wie wichtig ist für dich die Religion?
Nik P.: Ich bin ein spiritueller Mensch und glaube an eine höhere Macht, die uns leitet und Halt gibt. Wenn ich mich beispielsweise in einer scheinbar ausweglosen Situation befinde, nehme ich das Kreuz in die Hand und es spendet mir Kraft und neuen Mut. Mein Glaube ist jedoch nicht unbedingt mit der Institution Kirche verbunden. In meinem neuen Lied „Wer teilt die Farben aus“ beschäftige ich mich intensiv mit der spirituellen Dimension des Lebens.

Weekend: Wie beurteilst du den Einfluss der Sozialen Medien auf die Musikwelt?
Nik P.: Ich stehe dieser Entwicklung zwiespältig gegenüber. Einerseits ermöglichen die Sozialen Netzwerke den Künstlern einen direkten Kontakt zu ihren Fans und man erreicht mit ihrer Hilfe ein besonders breites Publikum. Andererseits stellen sie zunehmend eine Bedrohung der Privatsphäre vieler Menschen dar. Ich versuche sie daher ausschließlich für berufliche Zwecke zu nutzen.

Weekend: Wann können deine Fans dich endlich wieder live erleben?
Nik P.: Wie viele Konzerte die Corona-Pandemie in diesem Jahr noch zulassen wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Ich freue mich allerdings schon riesig auf meine Auftritte vor Publikum am 31. Juli in Klagenfurt sowie mit einem Unplugged-Konzert im Zuge eines Fanwochenendes auf Malta im September. Am 23. Oktober trete ich darüber hinaus mit einem großen Sinfonieorchester im Salzburger Festspielhaus auf, wodurch ein Lebenstraum von mir in Erfüllung geht.

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