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ÖBB Regionalmanager Reinhard Wallner steht mit nachdenklichem Gesichtsausdruck vor einem Railjet
„Der Bahn kommt eine zentrale Bedeutung auf unserem Weg zur Klimaneutralität zu.“ (Reinhard Wallner, ÖBB Regionalmanager Kärnten)
„Der Bahn kommt eine zentrale Bedeutung auf unserem Weg zur Klimaneutralität zu.“ (Reinhard Wallner, ÖBB Regionalmanager Kärnten)
Simone Attisani/simone attisani photography

ÖBB-Manager Reinhard Wallner: "Der Klimawandel ist die dringlichste Herausforderung unserer Zeit."

17.09.2021 um 09:05, Stefan Kohlmaier
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ÖBB-Regionalmanager Reinhard Wallner sprach mit uns über die Bedeutung seines Unternehmens in Zeiten von Corona, des Klimawandels sowie des technologischen Fortschritts.

Weekend: Wie hat sich die Corona­pandemie auf den Personenverkehr der ÖBB in Kärnten ausgewirkt?
Reinhard Wallner: Die Pandemie hat uns einen intensiven Schlag versetzt. Nachdem wir im Jahr 2019 eine Rekordfahrgastrate erzielen konnten, mussten wir im Frühjahr 2020 einen abrupten Fahrgasteinbruch von 98 Prozent verkraften. Durch das rasche Ergreifen kreativer Maßnahmen ist es uns jedoch gelungen, diese Krise vergleichsweise positiv zu bewältigen, sodass wir aktuell einen Fahrgastrückgang von 25 bis 30 Prozent im Vergleich zu Vor-Coronazeiten verzeichnen.

Weekend: Wie verstehen Sie die Rolle Ihres Unter­nehmens auf dem Weg zur Klimaneutralität?
Reinhard Wallner: Der Klimawandel stellt die dringlichste Herausforderung unserer Zeit dar. Der Eisenbahn kommt bei deren Bewältigung eine fundamentale Rolle zu. Wir sind seit über 100 Jahren elektrifiziert und gestalten unseren Betrieb mit Inbetriebnahme der Kärntner Seite der Koralmbahn 2023 komplett emissionsfrei. Darüber hinaus halten wir Menschen mit Aktionen wie den Umsteigertagen oder dem Klimaticket dazu an, so oft als möglich die öffentlichen Verkehrsmittel dem Privat-Pkw vorzuziehen. Auf politischer Ebene muss jedoch der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes in entlegenen Gegenden forciert und rasch mehr Geld in den Flächenverkehr abseits der Bahn investiert werden, damit ein Anreiz zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel geschaffen wird.

ÖBB Regionalmanager Reinhard Wallner steht auf einem Bahnsteig vor einem Railjet und stützt sich mit einer Hand von einem Stiegengeländer ab
Reinhard Wallner hat die Modernisierung des Kärntner Nah- und Personenverkehrs maßgeblich vorangetrieben.

Weekend: Welche aktuellen und zukünftigen Projekte liegen Ihnen besonders am Herzen?
Reinhard Wallner: Momentan liegt ein starker Fokus auf einer erfolgreichen Inbetriebnahme der Gesamtstrecke der Koralmbahn im Jahr 2026. Das daraus resultierende intensive Zusammenwachsen der Lebensräume Kärnten und Steiermark wird auch eine Vervierfachung des Zugverkehrs nach sich ziehen. Darüber hinaus ist es mir ein Anliegen, die Kärntner Tourismusverbände dafür zu gewinnen, über eine zweckgebundene Erhöhung der Tourismusumlage allen Touristen eine kostenfreie Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel während der Zeit ihres Aufenthalts zu gestatten. Durch diese Maßnahme würde Kärnten international als das Klimaschutzland schlechthin wahrgenommen werden.

Weekend: Welche Technologien werden den Bahnverkehr in Hinkunft beeinflussen?
Reinhard Wallner: Die kommenden Entwicklungen lassen sich mit den Begriffen Decarbonisierung, Automatisierung und Vernetzung zusammenfassen und dienen dem Ziel, in allen Belangen der öffentlichen Mobilität einen CO2-freien, kostenoptimierten und kundenorientierten Ablauf zu erreichen. So werden etwa Züge über kurz oder lang im vollautomatischen Selbstfahrmodus unterwegs sein und eine Fahrkartenkontrolle über das Handy beim Betreten des Zuges erfolgen. Ferner muss dem Kunden über eine Onlineplattform eine lückenlose Auflistung aller öffentlichen Verkehrsmittel entlang seiner Reiseroute angezeigt und eine unkomplizierte Fahrkartenbuchung ermöglicht werden.

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