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Kellnerin und Chef machen sich Sorgen | Credit: iStock.com/Weedezign
Die meisten Arbeitslosen kommen aus der Gastronomie und Hotellerie
Die meisten Arbeitslosen kommen aus der Gastronomie und Hotellerie
iStock.com/Weedezign

Arbeitsmarkt 2021: Keine guten Prognosen für Kärnten

10.02.2021 um 08:44, Mirela Nowak-Karijasevic
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Ein Plus von 25 Prozent an Arbeitssuchenden und Schulungsteilnehmern hat das AMS Kärnten im vergangenen Jahr verzeichnet. Für 2021 prognostiziert das WIFO zwar ein Wirtschaftswachstum, dennoch geht man von einem weiteren Beschäftigungsminus in Kärnten aus.

Dabei hat das Jahr 2020 so gut angefangen: Sowohl im Januar (-1,3%) als auch im Februar (-3,9%) konnte die Zahl der Arbeitslosen und Personen in Schulung gegenüber den Vorjahresmonaten gesenkt werden. Die Pandemie stoppte jäh diese positive Entwicklung am Kärntner Arbeitsmarkt, die ihren Ausgang im April 2016 genommen hat. Mit dem 1. Lockdown haben tausende Menschen ihren Job verloren – Frauen wie Männer quer durch alle Altersklassen, Bildungsniveaus, Branchen und Bezirke. Zum (historischen) Höchststand am 31. März 2020 waren 40.032 Personen beim AMS arbeitsuchend gemeldet oder in Schulung (+58,3% / +14.749). Um Betriebe zu unterstützen und Beschäftigung zu sichern, wurde die COVID-19-Kurzarbeit (KUA) entwickelt und vom AMS umgesetzt. Rund 6.300 Kärntner Betriebe mit rund 75.000 MitarbeiterInnen befanden sich zum Höchststand in KUA. "Somit war zum Höchststand jede zweite Arbeitskraft von Arbeitslosigkeit betroffen oder in Kurzarbeit", sagt Peter Wedenig, Geschäftsführer des Arbeitsmarktservice Kärnten.

Zahlen & Fakten

Im Jahresdurchschnitt 2020 waren 26.749 Personen beim AMS Kärnten arbeitsuchend vorgemerkt; das ist eine Zunahme um 28,9% (+6.000 Personen). Im Österreichschnitt ist die Arbeitslosigkeit um 35,9% auf 409.639 Arbeitslose gestiegen (+108.312). Tirol verzeichnet mit +77,4% den höchsten Anstieg, gefolgt von Salzburg mit +58,2%. In beiden Bundesländern ist der Tourismus stark ausgeprägt. Kärnten kommt hier ein breiter Branchenmix zugute: 2020 gab es eine durchaus gute Baukonjunktur, eine positive Auftragslage im produzierenden Gewerbe und in der Industrie. Auch fiel – zumindest im Sommer – die Buchungslage in den Tourismusregionen weitgehend gut aus. Inklusive SchulungsteilnehmerInnen waren in Kärnten 29.164 Personen beim AMS Kärnten gemeldet. Das ist eine Steigerung um 25% bzw. 5.824. Österreichweit gab es ein Plus von 28,5%. Nach Rekordbeschäftigung im Jahr 2019, hat der Beschäftigtenstand 2020 um 2,8% auf 209.882 Beschäftigte abgenommen. Die Arbeitslosenquote stieg auf 11,3% an – das ist eine Zunahme um 2,5 Prozentpunkte gegenüber 2019. Mit einem Plus von 31,9% ist die Arbeitslosigkeit bei Frauen stärker gestiegen als bei Männern (+26,3%). Die prozentuell höchsten Zuwächse gab es in Hermagor (+43,3% / +178) und in Wolfsberg (+36,3% / +502).

Peter Wedenig und Melani Jann vom AMS Kärnten | Credit: AMS Kärnten
AMS Kärnten-GF Peter Wedenig und seine Stellvertreterin Melanie Jann

Branchen & Kurzarbeit

Nach Branchen betrachtet hat die Arbeitslosigkeit am stärksten im Fremdenverkehr zugenommen (+58,1% / +1.797), gefolgt vom Handel (+25,4% / +545) und von den Hilfsberufen (+17,3% / +529). Der Handel und (zum Jahresende hin zunehmend) der Tourismus und die Gastronomie waren am stärksten von den coronabedingten Einschränkungen und Lockdowns betroffen. Entsprechend haben in den ersten beiden Kurzarbeitsphasen Unternehmen aus dem Handel am häufigsten KUA in Anspruch genommen und in Phase 3 (ab Oktober) Tourismus- und Gastronomiebetriebe. "Insgesamt konnten durch die Kurzarbeitsbeihilfen im Jahr 2020 rund 97.400 Personen vor Arbeitslosigkeit bewahrt werden und wichtiges Know-how in den Betrieben erhalten bleiben", sagt Melanie Jann, stellvertretende Geschäftsführerin des AMS Kärnten. 7.042 Betriebe wurden durch die COVID-19-Kurzarbeit unterstützt, darunter vorwiegend Klein- und Kleinstbetriebe. Eingegangene Verpflichtungen: rund 407 Mio. Euro.

Ausblick getrübt

Prognosen für die Entwicklung am Arbeitsmarkt gestalten sich schwierig, da es zahlreiche Unsicherheitsfaktoren gibt, auf die das AMS keinen Einfluss hat. Vieles wird z.B. davon abhängen, wie rasch und in welcher Form Hotellerie und Gastronomie öffnen dürfen; aber auch wie es mit der Impfung weitergeht. Laut Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO wird die Wirtschaft 2021 um 4,5% wachsen. Entsprechend dieser Prognose würde der Beschäftigtenstand 2021 in Kärnten leicht sinken auf 203.600 Beschäftigte (-1.200 / -0,6%) und die Zahl der Arbeitslosen mit 27.100 weitgehend gleich bleiben.

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