Direkt zum Inhalt
ÖFB-Team bei EM kaserniert
Montage GEPA pictures/holwichaikawee/istockphotos.com

Wie im Knast! EM-Kicker bis zum EM-Aus hermetisch abgeriegelt

27.05.2021 um 17:15, Philipp Eitzinger
min read
Wenn die unmittelbare Vorbereitung auf die Fußball-EM startet, treten auch die strengen Corona-Protokolle in Kraft. Diese besagen auch: Spieler, Trainer und Betreuer dürfen ihre Familien nicht sehen, bis die EM für sie beendet ist!

Noch ein letztes Mal eine schöne Zeit mit der Familie verbringen - und dann ab in die "Blase": So sahen die letzten Tage für jene Personen aus, die am Donnerstag in das ÖFB-Teamcup in Bad Tatzmannsdorf eingerückt sind. Von nun an sind sie quasi eingesperrt: Kontakt zur Außenwelt strengstens verboten! Und zwar bis Österreich bei der EM, die für das ÖFB-Team am 13. Juni beginnt, ausgeschieden ist - also frühestens am 21. Juni, bei einem Achtelfinal-Einzug mindestens noch eine Woche länger.

Der Grund dafür ist natürlich das strenge Corona-Protokoll, mit dem positive Fälle in den Teams verhindert werden sollen. Verschiebungen von Matches um einige Tagen oder gar Wochen, wie sie in der gerade zu Ende gehenden Klub-Saison bis zu einem gewissen Grad möglich waren, sind bei dem minutiös durchgetakteten, engen Programm der EM einfach nicht drin.

David Alaba (re., hier mit Lebensgefährtin Shalimar und Vater George) und Co. dürfen bis zum EM-Aus ihre Familien nicht sehen.

Das gilt nicht nur für Österreich, sondern für alle 24 teilnehmenden Mannschaften. "Wir wollten eigentlich schon ermöglichen, dass die Familien ein-, zweimal kommen dürfen", erklärte etwa Englands Trainer Gareth Southgate, "aber die Regeln sind ganz klar und diese lauten: Das geht nicht!"

Lagerkoller droht

Weil die 23 Spieler mit dem Trainer- und Betreuerstab also wochenlang permanent ohne echte Möglichkeit der Zerstreuung aufeinander kleben werden, ist die Gefahr des Lagerkollers groß - zumal die interne Stimmung, wie der langjährige Teamspieler Marc Janko jüngst berichtete, ohnehin angespannt sein dürfte: Vielen Spielern missfällt die ängstliche Spielweise, die ihnen Trainer Franco Foda verordnet.

Österreich nach dem 0:2 gegen Ungarn
2016 führte die Verunsicherung nach dem verpatzten EM-Auftakt zum frühen Ausscheiden. Nun ist die Laune schon vorm Turnier schlecht.

Wie negativ sich Verunsicherung und schlechte Stimmung auswirken können, hat man bei der EM-Enttäuschung von 2016 nach dem überraschend verlorenen Auftakt-Spiel gegen Ungarn gesehen, als das hoch gehandelte österreichische Team mental implodiert ist.

Nun droht also schon vor dem ersten Spiel, dem Pflichtsieg gegen EM-Debütant Nordmazedonien, üble Laune. Nach der 0:4-Blamage gegen Dänemark im letzten Länderspiel Anfang April ist all das eine explosive Mischung!

Was tun?

Dass es Maßnahmen braucht, um den Lagerkoller vorzubeugen, ist auch Teamchef Foda bewusst. Wie seine Strategie aussieht, hat er aber noch nicht verlauten lassen: "Wir müssen kurzfristig entscheiden und flexibel sein." Einen Mental-Trainer, den es etwa bei den ÖFB-Frauen beim EM-Halbfinaleinzug 2017 mit großem Erfolg gab, will Foda jedenfalls nicht dabei haben.

Er wisse schon selbst, wie er das regeln müsse, sagt der Trainer.

more