Türkei: 21 Festnahmen im großen Wett-Skandal
Inhalt
- Festnahmen in zwölf Städten
- „TFF könnte sofort Maßnahmen ergreifen“
- Mögliche Haftstrafen und Klubabstiege
- „Wenn die Fairness verletzt ist, steht die Saison auf dem Spiel“
- Ermittler wollen das gesamte System aufdecken
Der türkische Fußball steht unter Schock. In einer groß angelegten Ermittlungsaktion hat die Istanbuler Staatsanwaltschaft 17 Schiedsrichter, den Präsidenten eines Süper-Lig-Vereins, einen ehemaligen Klubbesitzer und einen Ex-Verbandschef festnehmen lassen. Insgesamt 21 Personen sollen in einen Wett- und Manipulationsskandal verwickelt sein.
Festnahmen in zwölf Städten
Wie die Staatsanwaltschaft mitteilt, fanden die Festnahmen in zwölf verschiedenen Städten statt. Zu den Verdächtigen gehören prominente Namen: Eyüpspor-Präsident Murat Özkaya, der ehemalige Kasımpaşa-Besitzer Turgay Ciner sowie Ex-Klubchef Mehmet Fatih Saraç.
Den Beschuldigten wird vorgeworfen, gegen ihre Amtspflichten verstoßen und das Ergebnis von Fußballspielen manipuliert zu haben. Die Ermittler prüften unter anderem die Einkünfte der Schiedsrichter und verglichen diese mit Geldbewegungen aus Online-Wettplattformen. Zudem wird gegen eine weitere Person ermittelt, die in sozialen Netzwerken falsche Informationen verbreitet haben soll.
„TFF könnte sofort Maßnahmen ergreifen“
Der bekannte Sportjurist Anıl Dinçer erklärte gegenüber NTV, dass die Ermittlungen sowohl strafrechtliche als auch disziplinarische Folgen haben könnten: „Es sind offenbar neue Beweise aufgetaucht. Wenn die Staatsanwaltschaft Haftbefehle erlassen hat, wird auch der Fußballverband (TFF) reagieren müssen. Ich rechne in den kommenden Tagen mit vorsorglichen Sperren für die betroffenen Schiedsrichter.“
Laut Dinçer drohen bei einer Schuldzuweisung drastische Konsequenzen: „Wer Spiele manipuliert, wird lebenslang gesperrt. Zudem kann nach Artikel 59 des TFF-Disziplinarreglements der Schiedsrichter-Lizenzentzug erfolgen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, ist die Karriere dieser Personen vorbei.“
Mögliche Haftstrafen und Klubabstiege
Neben sportrechtlichen Strafen könnten die Beschuldigten auch mehrjährige Haftstrafen erwarten. „Laut Gesetz 6222 drohen bei Spielmanipulationen ein bis drei Jahre Gefängnis, bei Verbindung zu Wettgeschäften kann sich die Strafe um die Hälfte erhöhen, also bis zu viereinhalb Jahre Haft“, erklärt Dinçer.
Auch Vereinsfunktionäre sind betroffen: „Falls nachgewiesen wird, dass Klubverantwortliche beteiligt waren, sieht das Reglement den Zwangsabstieg des Vereins in eine niedrigere Liga vor“, warnt der Jurist.
„Wenn die Fairness verletzt ist, steht die Saison auf dem Spiel“
Dinçer hält sogar eine Annullierung der laufenden Saison für möglich: „Sollte sich herausstellen, dass Ergebnisse manipuliert wurden und dadurch Auf- oder Abstiegsentscheidungen beeinflusst sind, könnte die gesamte Saison infrage gestellt werden. Das wäre ein beispielloser Schritt, aber juristisch denkbar.“
Ermittler wollen das gesamte System aufdecken
Auch der Sportrechtler Emin Özyurt äußerte sich gegenüber NTV zu den Vorgängen: „Die Staatsanwaltschaft hat erkannt, dass es sich nicht nur um einzelne Fälle handelt. Es geht um ein komplexes System aus Schiedsrichtern, Spielern, Managern und Vereinschefs, das den Ausgang von Spielen beeinflusst. Jetzt soll dieses Netzwerk vollständig aufgedeckt werden.“
Er betont, dass die laufende Meisterschaft bislang nicht unmittelbar gefährdet sei: „Der Spielbetrieb geht weiter. Aber wenn sich die Hinweise ausweiten und auch Spieler betroffen sind, könnte der türkische Fußball bald vor einer noch größeren Krise stehen.“