Egle kämpft gegen Sperre: „Es war niemals Doping“
Inhalt
- Das System der „Missed Tests“
- Drei Vorfälle
- „Psycho-Terror“ und verlorenes Vertrauen
- Unterstützung, aber keine zweite Chance
- Olympia-Traum geplatzt
Rodlerin Madeleine Egle steht im Zentrum einer der heikelsten Anti-Doping-Causen im österreichischen Sport. Die 26-jährige Tirolerin, Europameisterin 2024 und Olympia-Bronzemedaillengewinnerin von 2018, ist seit März 2025 für 20 Monate gesperrt und wird damit die Olympischen Spiele 2026 in Cortina verpassen. Im ORF-Interview bestreitet sie entschieden jegliches Fehlverhalten: „Es hat absolut nichts mit Doping zu tun.“
Das System der „Missed Tests“
Egle schilderte die Hintergründe der Sperre, die aus drei sogenannten „Missed Tests“ resultiert. Leistungssportlerinnen müssen über das ADAMS-System der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) ganzjährig ihren Aufenthaltsort, Trainingszeiten und regelmäßige Aktivitäten eintragen. In einem täglichen 60-Minuten-Fenster müssen sie für eine Kontrolle erreichbar sein. Werden drei Kontrollen innerhalb von zwölf Monaten verpasst, droht eine Sperre von bis zu zwei Jahren.
Für Egle war genau das der Fall, allerdings, wie sie betont, aufgrund von Formalfehlern und Missverständnissen.
Drei Vorfälle
Der erste Vorfall ereignete sich 2023, als sie über Nacht nicht am angegebenen Ort blieb. Kontrolleure trafen ihre Mutter, die erklärte, dass die Tochter nicht da sei. Beim zweiten Missed Test trug Egle nach einem Trip von Lillehammer nach Sigulda den Reisetag falsch ein. Sie korrigierte zwar noch am selben Tag, doch durch die Zeitverschiebung kam die Änderung zu spät. Der dritte Fall passierte in Los Angeles: Die Unterkunft war vom Trainer gebucht, die Wohnungsnummer fehlte, das Internet habe gestreikt.
Die Nachmeldung ging verloren, erst ein Anruf über WhatsApp habe ihr das Versäumnis bewusst gemacht. Den Bescheid über den zweiten Missed Test soll sie erst einen Tag vor dem dritten erhalten haben.
„Psycho-Terror“ und verlorenes Vertrauen
Egle beschreibt die Folgen als „Psycho-Terror“. Das Verfahren zog sich über Monate hin, Fristen wurden verschoben, von Juni bis Oktober. Die Unsicherheit und der drohende Verlust von zwei Jahren Karriere belasteten sie schwer. Obwohl sie rund 50 negative Tests vorweisen kann, fühlt sie sich vom System im Stich gelassen.
„Ich habe das ganze Vertrauen verloren. Ich dachte immer, dass am Ende die Gerechtigkeit siegt. Stattdessen verpasse ich meinen Traum, die Olympischen Spiele“, sagte sie unter Tränen.
Unterstützung, aber keine zweite Chance
Der österreichische Verband und ihre Trainer halten zu ihr. Ihre bis März 2025 erzielten Ergebnisse, darunter der EM-Titel 2024, darf sie behalten, da die Sperre rückwirkend gilt. Doch für Olympia 2026 kommt jede Hilfe zu spät.
Egle selbst weiß nicht, ob sie nach Ablauf der Sperre weitermachen wird. „Rodeln ist seitdem ich acht Jahre alt bin, mein Leben, nicht nur ein Job. Aber meine Karriere liegt in Trümmern“, erklärte sie im ORF-Interview.
Olympia-Traum geplatzt
Am bittersten bleibt für Egle, dass ihr Olympia-Traum nicht durch sportliches Scheitern platzte, sondern durch Formalfehler im Anti-Doping-System. „Über mein Leben entschieden andere, für die mein Fall nur eine Akte war“, sagt sie.