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Preston (Alan Browne, rechts) sorgt für eigenwillige Unterhaltung.
Preston (Alan Browne, rechts) sorgt für eigenwillige Unterhaltung.
Paul Childs / reuters / picturedesk.com

José Mourinho wäre stolz: Das langweiligste Team Europas?

06.10.2022 um 10:30, Philipp Eitzinger
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Auf den ersten Blick handelt es sich um einen gewöhnlicher Mittelständler aus Englands 2. Liga. Auf den zweiten Blick fällt bei Preston auf: Nach 12 Spielen hat das Team ein Torverhältnis von 4:4. Lohnt es sich, dafür ein Ticket zu kaufen...?

Sieben der bisherigen zwölf Liga-Spiele endeten 0:0... In den ersten sechs Spielen erzielte Presten nur ein Tor, blieb aber ohne Gegentor und damit ungeschlagen... Keine Frage: Preston North End, erster englischer Meister 1889 und seit Jahren ein unauffälliger Mittelständler in der 2. Liga in England, versprüht in dieser Saison einen ganz besonderen, naja, "Charme".

Vier Tore erzielt, vier Tore kassiert, damit 16 Punkte geholt und in der Tabelle auf Platz 11 unter 24 Teams. José Mourinho würde das gefallen.

Dennoch 16.000 Zuseher im Schnitt

Wer sich ein Saisonticket um 300 Pfund (rund 350 Euro) gekauft hat, sah bisher ein 0:0 gegen Hull, ein 0:0 gegen Rotherham, ein 0:0 gegen Watford, ein 0:1-Niederlage gegen Birmginham und ein 0:2 gegen Sheffield United, eine 1:1-Torlawine gegen Burnley sowie nun endlich einen 1:0-Sieg über West Bromwich.

Und doch sehen im Schnitt rund 16.000 Menschen zu, wenn sich Preston abmüht. Zum Vergleich: So viele Zuseher hat in Österreich nur Rapid; Salzburg hat deutlich weniger, bei Sturm Graz passen nicht mal so viele Menschen überhaupt ins Stadion. In ihrer zweiten englischen Liga ist Preston damit auf Platz 7.

Statistische Sensation

Dabei wären die Chancen absolut da. Der "Expected Goals"-Wert, der die Qualität von Torchancen misst, sagt nämlich: Eigentlich müsste Preston schon 17 Tore erzielt haben statt vier. Dafür leistet die Abwehr übermenschliches – denn den Gegnern wären nach dieser Statistik 18 Tore zugestanden, nicht "nur" vier.

Das heißt: Es ist eine absolute statistische Sensation, dass das Torverhältnis nach zwölf Spielen bei 4:4 liegt. Ein Zeichen für unfassbares Glück in der Defensive und unglaublicher Stümperhaftigkeit im eigenen Torabschluss.

Tore sind überbewertet

Wohin die Reise geht, wird davon abhängen, was früher passiert: Lässt die Abwehr nach, bevor der Angriff seine Form findet oder umgekehrt? Dass Tore überbewertet sind, wenn es um Erfolg geht, weiß man spätestens seit 2010.

Damals haben die Aduana Stars die Meisterschaft von Ghana gewonnen - mit 19:10 Toren in 30 Spielen. Nie davor und danach war Erfolg so langweilig.

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