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Noch-Teamchef Franco Foda | Credit: GEPA pictures/ Christian Walgram
GEPA pictures/ Christian Walgram

Öffentliche Bloßstellung: Kann Foda Teamchef bleiben?

30.06.2021 um 10:57, Sandra Eder
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Vom gefeierten „Taktik-Fuchs“ zur „Marionette der Spieler“ – Österreichs Teamchef Franco Foda muss nur wenige Tage nach dem starken EM-Auftritt seiner Mannschaft gegen Italien schwere Kritik einstecken. Spieler bestätigten die Vorwürfe.

„Wir wollten unbedingt ins Achtelfinale, haben Geschichte geschrieben, das bleibt hängen. Alle Kritiker können einmal für zwei, drei Wochen ruhiger sein, dann können sie wieder kritisieren“, sagte Teamchef Franco Foda nach dem Match gegen Italien. Doch die von ihm erhoffte Ruhe sollte nur ein paar Tage dauern…

Während die italienischen Medien Österreichs Teamchef als „Taktikfuchs“ lobten, veröffentlichte das heimische Magazin „Profil“ einen Artikel mit dem Titel: „Franco Foda und seine Souffleure.“ Darin wird der Teamchef unter anderem als Marionette der Spieler bezeichnet. Der Grund: Recherchen sollen ergeben haben, dass es beim Nationalteam vor und während der EM zu heftigen Debatten zwischen Spielern und Trainer gekommen sein soll. Laut dem Magazin lehnten sich Alaba und Co gegen die vorsichtige Spielweise und taktischen Anweisungen auf. Vor allem nach den schwachen Leistungen in den Vorbereitungsspielen äußerten die Leistungsträger des ÖFB-Teams angeblich Bedenken, sich mit derartigen Vorstellungen auf der Weltbühne zu blamieren. Die Spieler fühlten sich von Foda „gebremst“, zudem soll seine Sturheit vielen sauer aufgestoßen sein – Vorwürfe, die von Spielern bestätigt wurden. Auch in Interviews äußerten sich gleich mehrere Team-Mitglieder während der EM kritisch. So beklagte Marcel Sabitzer etwa nach der Niederlage gegen Holland: „Wir bringen zu wenig Personal nach vorne“. Martin Hinteregger bezeichnete das Offensivspiel als „zu wenig einstudiert" und Florian Grillitsch forderte öffentlich einen Stammplatz.  

Foda und Arnautovic | Credit: GEPA pictures/ Christian Walgram

Vorsichtiger Foda und mutige Klassekicker?

Schon vor dem Turnier drohte angeblich der interne Konflikt zu eskalieren. So soll es Beschwerden bei ÖFB-Boss Leo Windtner gegeben haben. Dieser räumte laut "Profil" ein, dass man Konflikte „professionell und mit externem Support“ gelöst hätte. In einem Interview nach der Veröffentlichung sagt Leo Windtner jedoch deutlich: "Von Spielerseite wurde keine Kritik an mich herangetragen." Die Behauptung, Foda sei zu einem Trainer-Teambuilding "verdonnert" worden, dementierte er hingegen nicht. Laut "Profil" soll die Entlassung bei einem Ausscheiden in der Vorrunde intern beschlossene Sache gewesen sein. Wie aber geht es jetzt weiter? Immerhin lieferten die ÖFB-Jungs gegen die Ukraine und Italien die besten Leistungen seit Jahren ab. Ob die Spieler nun selbst die taktische Ausrichtung festlegten und Foda –wie von "Profil" behauptet – zur Marionette wurde, oder nicht: Der Deutsche schien sich seine Vertragsverlängerung über November hinaus gesichert zu haben. Welchen Einfluss darauf die öffentliche Bloßstellung hat, wird sich zeigen. Vorerst gab es vom Teamchef keine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Aus Spielerkreisen hört man, dass sich die Überraschung über die Kritik am Teamchef in Grenzen halte. Über den Zeitpunkt und die Art und Weise sei man jedoch verwundert.

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