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Musiker Parov Stelar
Jan Kohlrusch

Parov Stelar: "Die Burnout-Klinik habe ich hinter mir"

19.04.2022 um 13:13, Cornelia Scheucher
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Im Interview spricht Musiker Parov Stelar über sein neues Album, Falco, Krisenzeiten und wieso er nicht für die Bühne geboren ist.

weekend: Mit Ende April erscheint dein neuntes Album "Moonlight Love Affair". Drei Songs gibt es bereits zu hören, was darf man sich vom Rest erwarten?

Parov Stelar: Es ist eine Geschichte und jeder Song ein eigenes Kapitel. Ob es eine Komödie, ein Drama oder ein Actionfilm ist, muss jeder für sich entscheiden. 

weekend: Was ist es für dich?

Parov Stelar: Ich sehe es als Woody-Allen-Film, es ist von allem ein bisschen dabei. Für mich liegt die Schwierigkeit darin, etwas Neues zu machen. Das Album soll anders klingen, gleichzeitig aber auch die Handschrift des Künstlers tragen. Ich glaube, dass mir das gut gelungen ist, weil die Lieder in viele verschiedene Richtungen gehen. Von klassischen Parov-Stelar-Songs bis zu Exkursen, die man sich so nicht erwarten würde. 

weekend: Klassisch Parov Stelar bedeutet für die meisten Electro Swing, schließlich giltst du als Erfinder des Genres...

Parov Stelar: Erfinder klingt gut, oder? (lacht) Es ist Fluch und Segen zugleich, denn ich mache auch viele Sachen, die wenig mit Electro Swing zu tun haben. Aber natürlich ist es großartig, als Pionier bezeichnet zu werden. 

weekend: Hattest du je die Angst, mit deiner Musik zu scheitern?

Parov Stelar: Nein. Gewisse Dinge spürst du einfach. Hätte ich die Angst gehabt, wäre ich wahrscheinlich nicht so erfolgreich geworden. 

weekend: Kann man das quasi als deine Lebensphilosophie bezeichnen? 

Parov Stelar: Naja, da gibt es ein Problem: Sobald etwas eine Philosophie ist, beginnst du, darüber nachzudenken. Und dann funktioniert es nicht. Denken führt dich meist nicht dorthin, wo dein Herz hin möchte. Ich war von Anfang an von meiner Musik überzeugt. Ein Plan B wäre nie in Frage gekommen. 

Wenn du in der Kunst lügst, erwischt man dich sofort. 

Musiker Parov Stelar
Der Oberösterreicher Marcus Füreder ist Parov Stelar. 

weekend: Die Musik kann man zwar nicht als deinen Plan B bezeichnen, aber Parov, der Maler, war vor Parov, dem Musiker, da. Kann die Musik schneller Emotionen wecken?

Parov Stelar: Musik ist natürlich die Königin der Künste. Sie kann relativ schnell Gänsehaut-Momente bescheren. Aber das ist es eben, sie ist schnelllebig. Du verliebst dich instant in einen Song, aber irgendwann kannst du ihn vielleicht nicht mehr hören. Ein gutes Gemälde gewinnt seinen Wert mit der Zeit. 

weekend: Apropos Werke: 2023 wird deine Arbeit mit der von Falco und Joe Zawinul im Technischen Museum in Wien präsentiert. Eine Ehre? 

Parov Stelar: Eine Große. Aber es bestätigt mich auch wieder in einem Punkt, den ich an der österreichischen Seele nicht verstehe: Schau dir mal an, wie es dem Falco zu Lebzeiten gegangen ist. Der wurde doch sehr angefeindet. Dein Land ist deine Familie und die brauchst du in dunklen Zeiten am meisten. 

weekend: Hast du schon solche dunklen Zeiten erlebt?

Parov Stelar: Natürlich. Ich bin einmal zum Tourauftakt weinend im Bus gelegen und wusste nicht, wie ich das schaffen soll. Die Burnout-Klinik habe ich auch schon hinter mir. Da war alles dabei. 

Die meisten Leute glauben, Euphorie zu empfinden, wenn sie ihre Ziele erreichen. In Wirklichkeit ist es Erleichterung. 

weekend: Aber du stehst nach wie vor gerne auf der Bühne?

Parov Stelar: Ja, weil es das ist, von dem ich weiß, dass ich es zu tun habe. Aber ich lebe nicht für die Bühne. Bei manchen meiner Kollegen hast du das Gefühl, die sind dafür geboren. Bei mir ist das nicht so. Ich habe eher das Gefühl, für das Drumherum gemacht zu sein. Die Musik zu produzieren, die Gemälde zu malen. Gewisse Dinge lernt man erst nach harten Zeiten zu schätzen. Eine Krise ist der beste Lehrer. 

weekend: Von Krisen können wir in den letzten Jahren alle ein Lied singen. Haben wir es verlernt, abzuschalten?

Parov Stelar: Ich sehe es viel drastischer: Es wird uns nicht mehr erlaubt. Eine Auszeit zu nehmen, ist derzeit weitaus schwieriger, als sich nicht ständig über die Geschehnisse in der Welt zu informieren. Das ist die große Herausforderung unserer Zeit, die eigene Seele zu beschützen. Für so etwas ist Kunst da.

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