Neuhauser über Suizidversuche: "Habe mich selber gequält"
Inhalt
- Eine schwierige Kindheit
- Stilles Leid
- Ein Weg aus der Dunkelheit
- Karrierehöhepunkt und freiwilliger Abschied
- Ein neues Kapitel beginnt
„Ich bin froh, dass es nicht geklappt hat. Ich habe später erleben dürfen, wie großartig das Leben ist.“ Mit diesen Worten blickt Adele Neuhauser im Gespräch mit Bild auf die dunkelsten Kapitel ihrer Jugend zurück. Mehrfach versuchte sie sich das Leben zu nehmen. Heute, im Alter von 66 Jahren, spricht sie offen über diese Erfahrungen. Dass sie diese Krisen überlebt hat, war keine Selbstverständlichkeit. Vielmehr wurde es zum Ausgangspunkt eines bemerkenswerten Lebenswegs, der sie von tiefen seelischen Abstürzen bis in die erste Reihe der deutschsprachigen Schauspielszene führte. Ihre Geschichte ist nicht nur die einer erfolgreichen Künstlerin, sondern auch die einer Frau, die sich den Schatten ihrer Vergangenheit gestellt hat.
Eine schwierige Kindheit
Die seelischen Belastungen, die Neuhauser bereits als Kind durchlebte, haben ihren Ursprung in der frühen Trennung ihrer Eltern. Geboren in Griechenland, kam sie mit etwa fünf Jahren nach Wien, doch kurz danach zerbrach die Familie. Die Kinder wurden getrennt: Ein älterer Bruder kam zur Mutter, Adele und ein weiterer Bruder blieben beim Vater. Für die Schauspielerin war diese Spaltung der Familie traumatisch. Sie suchte die Schuld an sich selbst und entwickelte daraus ein tiefes Gefühl der Verunsicherung und Selbstablehnung. Diese psychische Belastung begleitete sie in ihre Jugend und manifestierte sich in Depressionen, aus denen heraus sie mehrmals versuchte, sich das Leben zu nehmen.
Stilles Leid
Was ihre innere Not besonders erschütternd macht: Adele Neuhauser hat über viele Jahre hinweg still und für sich gelitten. Sie hat ihre seelischen Schmerzen nicht nach außen getragen, keine professionelle Hilfe in Anspruch genommen und nie einen Psychologen aufgesucht. Stattdessen trug sie ihre Last alleine. "Irgendwie hat mir der Gedanke nicht gefallen, mich einem Psychologen komplett zu öffnen, wie ich es auch im 'Tatort' getan habe. Ich habe mich selber gequält, wollte mich alleine in die richtige Bahn bringen", erklärt sie.
Ein Weg aus der Dunkelheit
Dass sie die Versuche überlebte und sich schlussendlich doch für das Leben entschied, prägte sie nachhaltig. In späteren Jahren entwickelte Adele Neuhauser eine bemerkenswerte Resilienz. Sie sprach öffentlich über ihre Erfahrungen, machte psychische Gesundheit zum Thema und wurde damit zu einer wichtigen Stimme in einem oft tabuisierten Bereich. Es ist diese Echtheit, die ihr auch als Schauspielerin besondere Glaubwürdigkeit verleiht. Sie steht heute für die Erkenntnis, dass es trotz tiefster Krisen einen Weg zurück geben kann – oder vielmehr: einen Weg nach vorn.
Karrierehöhepunkt und freiwilliger Abschied
Als Bibi Fellner im Wiener „Tatort“ wurde sie zu einer festen Größe im deutschsprachigen Fernsehen. Ihre Darstellung der impulsiven, verletzlichen, aber entschlossenen Ermittlerin war vielfach ausgezeichnet und fand breite Anerkennung beim Publikum. Dass Adele Neuhauser nun, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, ihren freiwilligen Ausstieg bekannt gibt, mag viele überraschen. Die letzten Folgen werden bis 2026 ausgestrahlt, dann zieht sie sich von der Rolle zurück. Diese Entscheidung kommt nicht aus einem Gefühl der Erschöpfung heraus, sondern aus dem Wunsch, neue Prioritäten zu setzen, insbesondere im privaten Bereich.
Ein neues Kapitel beginnt
Zukünftig möchte sich Neuhauser verstärkt ihrer Familie widmen. Ihr Sohn Julian hat inzwischen selbst Kinder, und die Schauspielerin sieht ihre Rolle nun vor allem als Großmutter. Reisen mit den Enkeln, für sie da sein, helfen, wo sie gebraucht wird – das sind die Pläne für die kommenden Jahre.
Hier bekommen Sie Hilfe
Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.