Erster Geburtstag allein: So geht es Marion Mitterhammer
- Ein Geburtstag ohne Kerzen und Kuchen
- Vom Sterbebett auf die Leinwand
- Ein Drehbuch vom Schicksal geschrieben
- Arbeiten nur noch mit Sinn
Am Freitag wird Marion Mitterhammer sechzig Jahre alt. Gefeiert wird nicht. Zu frisch ist der Verlust ihres Mannes Hans-Günther Bücking, der im April verstorben ist. Die Schauspielerin lebt derzeit allein in der Nähe von Wien. Für sie ist der Geburtstag mehr ein Schnitt als ein Fest.
Ein Geburtstag ohne Kerzen und Kuchen
Vierzehn Jahre waren sie verheiratet. Mitterhammer und Bücking lernten sich 2011 bei Dreharbeiten kennen und heirateten im selben Jahr. Er war Regisseur, sie Schauspielerin. Eine Partnerschaft, die auch beruflich oft funktionierte. Die letzten zwei Jahre verbrachte sie als Pflegerin an seiner Seite. „Es war brutal, aber auch ein Geschenk“, sagt sie im Gespräch mit Bild. „Ich habe jetzt eine Ahnung, was Leben und Sterben bedeutet.“
Gemeinsam lebten sie zurückgezogen in einem Haus nahe Erfurt. Für ihren Sechziger hatten sie eine Heißluftballonfahrt geplant. Kuchen, Kerzen, Blumen – all das gehörte zu ihren Ritualen. „Hans war durch und durch Rock’n’Roll, aber auch konservativ in solchen Dingen“, erinnert sie sich. Nun feiert sie still, zieht sich bewusst zurück. „Ich bin jetzt ganz bei mir. Jetzt erst bin ich wirklich reif.“
Vom Sterbebett auf die Leinwand
Nur wenige Monate nach seinem Tod erreicht sie ein Drehbuch, das wie ein Spiegel ihres Lebens wirkt. In „Vanitas“ geht es um eine Frau, die mit ihrem todkranken Mann auf die Insel Gozo reist, wo er sterben möchte. Genau dort lebten Mitterhammer und Bücking oft. Als Regisseurin Lara Olbeter ihr das Buch schickt, ist sofort klar: Das muss sie machen. „Ich habe das Drehbuch gar nicht fertig gelesen, ich musste das spielen“, erzählt sie bei „Kurier TV”.
Die Rolle ihres Mannes übernimmt Hubsi Kramar. Die Dreharbeiten werden für Mitterhammer zur emotionalen Grenzerfahrung. „Das waren nicht normale Dreharbeiten, das war so intensiv und so unheimlich berührend“, sagt sie. Aus der Zusammenarbeit mit Kramar entsteht eine Freundschaft – und ein neues Projekt.
Ein Drehbuch vom Schicksal geschrieben
Gemeinsam mit Kramar und Musiker Willi Lange arbeitet sie nun an einer Lesung. Grundlage ist der Briefwechsel zwischen Christine Lavant und Werner Berg. Parallel läuft bereits das nächste Vorhaben – erneut tief verankert in ihrer Biografie. Ihr verstorbener Mann hatte die Idee zu einem Film über Sophie Charlotte, die jüngste Schwester von Kaiserin Sisi. Sie wollte ihren Mann verlassen und wurde in ein Sanatorium geschickt. Der Arbeitstitel: „Moral Insanity“.
Mitterhammer liebt es, in Stoffe einzutauchen. „Ich gehe wirklich gerne den Dingen auf den Grund, ich hinterfrage“, sagt sie. Für sie zählt nun nur mehr, was Sinn ergibt. „Ich muss nichts mehr beweisen. Ich mache nur noch, was mich wirklich interessiert“, so die Schauspielerin gegenüber der Bild. Ihre Rollen dürfen gerne brüchig sein, ambivalent, doppelbödig.
Arbeiten nur noch mit Sinn
Gerade hat sie eine Folge von „Polizeiruf 110“ abgedreht. Auch eine deutsche Komödie gehört zum jüngsten Repertoire. Darin spielt sie eine Österreicherin, die sich als Italienerin ausgibt. Gedreht wurde in Erfurt – nicht weit vom gemeinsamen Haus mit Hans. „Das war auch ein schöner Abschied, aus dieser Gegend jetzt wegzugehen“, sagt sie.
Ihr Blick geht nun nach vorn. Ihre Haltung bleibt aufrecht. Die Trauer ist da, aber sie lähmt nicht. „Ich habe gemerkt, dass ich sehr auf mich aufpassen muss“, sagt sie. Und: „Irgendwann ist es vorbei.“