Österreichischer Maler Herbert Brandl (66) tot
Inhalt
Die österreichische Kunstwelt steht unter Schock. Herbert Brandl, einer der bedeutendsten Maler des Landes und Aushängeschild der „Jungen Wilden“, ist tot. Der Künstler starb am Sonntag im Alter von nur 66 Jahren. Galerist Helmut Reinisch bestätigte den Tod gegenüber der APA.
Ein Künstler der Extreme
Brandl war ein Meister der Gegensätze. Riesige Leinwände, auf denen berauschende Farbexplosionen, raue Bergpanoramen und melancholische Naturmotive aufeinandertrafen. Seine Werke waren keine netten Landschaftsbilder, sie waren Wucht, Konzept und Emotion zugleich. Ob Gebirge, Tiere oder Pflanzen. Es ging nie um das Abbild, sondern um das Ideal, das Wesen der Natur, Kraft der Gestaltung.
Eine Weltkarriere
Geboren 1959 in Graz, zog es Brandl 1978 nach Wien zur Hochschule für Angewandte Kunst. Dort prägte ihn Peter Weibel. Bald wurde Brandl selbst zum prägenden Namen. Die „Neuen Wilden“, eine rebellische Künstlerbewegung der 1980er, machten ihn groß. Gemeinsam mit Größen wie Baselitz, Damisch oder Schmalix eroberte er die Szene. Er war auf der documenta, der Biennale von São Paulo, der Biennale in Venedig und in Museen in Paris, Bern und der Albertina Wien vertreten. Seine Bilder hingen im Belvedere, im mumok und im Kunsthaus Graz. Brandl war längst ein Fixstern der internationalen Kunstszene.
Unbändige Kraft
Seine Kopfbedeckung wurde zum Markenzeichen. Weniger aus Stilgründen, sondern wegen einer Autoimmunerkrankung, an der er seit vielen Jahren litt. Doch Brandl arbeitete unbeirrt weiter und malte bis zuletzt. Für die Steiermark-Schau 2025 schuf er mit „Gebirge“ ein monumentales Spätwerk.
Kunst als Protest
Brandl war nicht nur Maler, sondern auch Mahner. Gegen die Verbauung der Schwarzen Sulm engagierte er sich öffentlich aus Liebe zur Natur, die sein zentrales Thema war. Seine Kunst war kein Dekor. Sie war radikal romantisch, kompromisslos ehrlich und auch still politisch.
Die Kunstwelt trauert
2020 feierten ihn gleich mehrere große Retrospektiven in Wien und Graz. 2023 erhielt er das Ehrenzeichen des Landes Steiermark. „Mit Herbert Brandl ist einer der wichtigsten österreichischen Maler viel zu früh von uns gegangen“, so mumok-Direktorin Karola Kraus. Seine Kunst sei ein „Befreiungsschlag gegen das Korsett der Konzeptkunst“ gewesen. Auch Stella Rollig, Direktorin des Belvedere, zeigte sich erschüttert. „Wenn man ihn kannte, wollte man, dass er für immer bleibt.“