Abschied von einer Theaterlegende: Lotte Ledl ist tot
Inhalt
- Ein Leben für die Bühne und die Familie
- Privatleben und Ehen
- Erfolge auf Bühne, Leinwand und Bildschirm
- Auszeichnungen und Anerkennung
Die österreichische Schauspielerin Lotte Ledl ist tot. Die gefeierte Kammerschauspielerin, die über Jahrzehnte auf Bühnen in ganz Europa stand und in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mitwirkte, starb am Sonntag im Alter von 95 Jahren. Das bestätigte ihr Sohn Alexander Riff gegenüber der APA. Mit ihrem Tod verliert Österreich eine vielseitige und charakterstarke Künstlerin, die Theater, Kino und Fernsehen gleichermaßen geprägt hat.
Ein Leben für die Bühne und die Familie
Lotte Ledl wurde 1930 in Wien geboren und erhielt bereits im Alter von fünf Jahren Tanzunterricht. Nach der Matura studierte sie von 1949 bis 1951 Schauspiel am Max-Reinhardt-Seminar. Ihr Debüt gab sie als Helena in Shakespeares „Sommernachtstraum“, es folgten Auftritte im Theater am Parkring. Anschließend holte sie Leon Epp an das Volkstheater Wien. In den folgenden Jahren arbeitete Ledl an deutschen Theatern und schlug für diese Engagements ein erstes Angebot des Burgtheaters aus. Zeitgleich wurde die Filmbranche auf sie aufmerksam. 1954 stand sie in „Der Förster vom Silberwald“ erstmals vor der Kamera. Es folgten Filme wie „Försterchristl“ und „Jenseits des Rheins“ (1960). 1986 wirkte sie im Spielfilm „38 Auch das war Wien“ von Wolfgang Glück mit, der für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert wurde.
Privatleben und Ehen
Neben ihrer erfolgreichen Karriere führte Lotte Ledl ein bewegtes Privatleben, das von zwei großen Partnerschaften geprägt war. Ihre erste Ehe verband sie mit dem bekannten Kameramann Sepp Riff, mit dem sie einen Sohn, Alexander Riff, bekam. Dieser trat später in ihre künstlerischen Fußstapfen und machte sich als Musicaldarsteller, Tänzer und Choreograf einen Namen. Trotz ihrer beruflichen Verpflichtungen galt sie als warmherzige, bodenständige Frau, die enge Freundschaften pflegte und der Familie immer einen besonderen Stellenwert gab.
Erfolge auf Bühne, Leinwand und Bildschirm
1963 wechselte Lotte Ledl als Ensemblemitglied ans Burgtheater und erarbeitete sich dort ein breites Repertoire von Shakespeare und Goldoni über Nestroy, Raimund und Schnitzler bis zu Brecht. Mit dem Ensemble des Burgtheaters ging sie auf Welttournee, die sie in die USA, nach Japan, Hongkong, Bangkok, Luxemburg, Belgien und Israel führte. Sie war zudem bei den Festspielen in Salzburg, Bregenz und Recklinghausen zu sehen. In der Spielzeit 2011/2012 stand sie als Mutter von Professor Higgins im Musical „My Fair Lady“ am Stadttheater Klagenfurt auf der Bühne. Besondere Popularität erwarb sich Lotte Ledl durch ihre Auftritte in TV-Serien wie „Tatort“, „Der Alte“, „Der Leihopa“, „Kommissar Rex“ und vor allem „Schlosshotel Orth“, wo sie ab 1996 als Anna Kofler, die warmherzige Köchin, zu sehen war. Im Animationsfilm „Lissi und der wilde Kaiser“ (2007) verlieh sie der Kaiserin-Mutter Sybille ihre Stimme.
Parallel zu ihrer Schauspielkarriere engagierte sich Ledl auch in der Ausbildung junger Talente. 1994 war sie Mitbegründerin der Performing Academy Wien, einer Musicalausbildungsstätte, an der sie bis 2014 als Lehrerin und Leiterin der Schauspielabteilung tätig war. Darüber hinaus unterrichtete sie am Studio Theater an der Wien und am Konservatorium der Stadt Wien.
Auszeichnungen und Anerkennung
2003 erhielt Lotte Ledl die Kulturmedaille des Landes Oberösterreich. 2019 wurde ihr der Berufstitel Kammerschauspielerin verliehen. Mit typisch trockenem Humor kommentierte sie die Auszeichnung damals mit den Worten: „Es freut mich, zu den jüngsten Kammerschauspielerinnen zu gehören.“ Kultursprecher Laurenz Pöttinger würdigte sie als „prägende, große österreichische Theater-, Film- und Fernsehschauspielerin“. Lotte Ledl bleibt unvergesslich als leidenschaftliche Künstlerin, engagierte Lehrerin und beeindruckende Persönlichkeit, die das österreichische Kulturleben über Jahrzehnte nachhaltig geprägt hat.
Dieser Artikel wurde am 14.10.2025 korrigiert. In einer früheren Version des Artikels wurde von einer Ehe zwischen Kammersänger Kurt Schreibmeier und Lotte Ledl berichtet, dieser Fakt ist falsch.