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Lisa Eckhart I Credit: Katharina Schiffl
Katharina Schiffl

Lisa Eckhart: "Endlich kann ich mich entblößen"

03.09.2022 um 09:02, Brigitte Biedermann
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Die Kabarettistin Lisa Eckhart hat gerade ihren zweiten Roman „Boum“ veröffentlicht. Im Interview spricht sie über das Muttersein und warum sie beim Stillen gerne ihre Brüste entblößt.

Eine unserer meistgelesenen Stories im vergangenen Jahr war, dass Sie ein Baby bekommen haben. Warum glauben Sie ist das so?
Lisa Eckhart:
Weil die Leute seltsamerweise alles, was ich aus meinem Privatleben preisgebe, für eine Inszenierung und Lüge halten. Ich bin schwanger auf die Bühne gegangen, und alle haben mich gefragt, ob es ein künstlicher Bauch sei. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber es amüsiert mich zutiefst und ich habe nicht das Bedürfnis, es zurechtzurücken.

Können die Menschen nicht zwischen Kunstfigur und Mensch trennen?
Lisa Eckhart:
Die Kunstfigur und die Privatperson, das geht für viele Menschen einfach nicht zusammen. Die Privatperson ist aber auch viel zu langweilig. Die spricht fast nicht. Ich habe mir angewöhnt, erst ab einer gewissen Zuschauerzahl warm zu laufen, und bin nicht mehr bereit, vor Leuten zu reden, die keinen Eintritt bezahlen.

Über das Muttersein haben Sie kürzlich gesagt: Endlich habe ich weniger Zeit für mich. Wie meinen Sie das?
Lisa Eckhart: Als ich einsam und allein auf Tour war, hat mich die Fragerei, wie es mir geht, zutiefst unglücklich gemacht. Für solche Spinnereien habe ich jetzt keine Zeit mehr. Seit ich nicht mehr nach meinem Gemütszustand forsche, ist er zutiefst positiv. Es gibt ihn quasi nicht mehr, und das ist eine große Erleichterung.

In Österreich ist zuletzt die Debatte über das öffentliche Stillen wieder entbrannt. Eine Bewegung, zu der Sie eine Meinung haben?
Lisa Eckhart: Ich mache das sehr gerne und offensiv. Ich würde aber meine Brüste auch so sehr gerne zeigen und bin froh, dass ich endlich einen Vorwand habe, um mich dauernd zu entblößen. Ich lasse mir auch gerne wahnsinnig viel Zeit, nach dem Stillen das Leiberl wieder hochzuziehen. Ich habe auch noch keinen blöden Kommentar bekommen. Ich glaube, dass viele Frauen zu skeptisch ihre Umgebung scannen, ob da etwas Abfälliges folgen könnte. Wenn man das mit genug Selbstbewusstsein macht, dann kommt da sowohl von Frauen als auch von Männern nichts, außer einem begeisterten Daumen nach oben.

Lesungen, Auftritte, Promotion fürs Buch: Ist das Baby immer dabei?
Lisa Eckhart: Das Baby ist immer dabei, das geht gar nicht anders. In den Fernsehsendungen wird es dann immer rausretuschiert, aber in Wahrheit sitzt es immer auf meinem Schoß.

In Ihrem letzten Programm haben Sie damit gehadert, dass Ihr Sohn die deutsche Staatsbürgerschaft bekommt. Ist er jetzt Deutscher oder Österreicher?
Lisa Eckhart: Er ist halb-halb. Er kann mit 18 selbst entscheiden, welche Staatsbürgerschaft er haben möchte. Er hat die freie Wahl. Aber ich werde ihn freilich entsprechend bearbeiten, dass er am Ende die richtige Entscheidung trifft.

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