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Gil Ofarim
Gil Ofarim: Der Rockmusiker blickt während des gesamten Prozesses auf den Boden.
Gil Ofarim: Der Rockmusiker blickt während des gesamten Prozesses auf den Boden.
Hendrik Schmidt / dpa / picturedesk.com

Sieben Gerichtstage: Gil Ofarim hat Antisemitismus-Vorwürfe erfunden

29.11.2023 um 09:23, Nastassja Offenbacher
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Wende im Fall Ofarim: Er gesteht, dass die Antisemitismusvorwürfe gegen einen Hotelangestellten eine Lüge waren. Kurz darauf verschwindet er aus Social Media.

Es ist wohl der kurioseste Prozess eines Prominenten: Gil Ofarim hat am Dienstag Nachmittag gestanden, dass er alles gelogen hat und an der Geschichte mit dem Davidstern nichts dran ist.

Der Fall Ofarim

Im Oktober 2021 hat Ofarim in einem Video Antisemitismusvorwürfe gegen ein Leipziger Hotel erhoben. Der Manager habe gesagt, der Musiker solle seinen Davidstern abnehmen, erst dann könne er einchecken. Das war die medienwirksame Aussage des Sängers in seinem Video, das in der Folge vielfach geteilt worden ist.  Sofort haben sich sowohl Politiker als auch jüdische Organisationen auf die Seite des Musikers gestellt.

Genaue Überprüfung

Doch dann kam nach intensiven Ermittlungen die erste Wende in dem Fall: Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hatte sich der Vorfall so nicht zugetragen. Sie hat Anklage gegen den Münchner wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung erhoben. Das Verfahren gegen den Hotelier wurde daraufhin eingestellt.

"Ich entschuldige mich"

Schon im Vorfeld hatte sich herumgesprochen, dass sich der 41-Jährige vor Gericht äußern würde. Das geschah auch - doch es kam anders als erwartet: Der Rockmusiker hat sich zu einem unerwarteten Schritt entschlossen. Er hat seine Lügen gestanden. Gil Ofarim wird in den Medien übereinstimmend zitiert: "Herr W., ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, es tut mir leid, ich habe das Video gelöscht". Auf Nachfrage deutscher Medien beim Vorsitzenden Richter Stadler nimmt der Ex-Hotelangestellte die Entschuldigung des deutschen Prominenten an.

Plötzlich weg

Mit einer Geldstrafe von 10.000 Euro, die Ofarim innerhalb von sechs Monaten an die Jüdische Gemeinde Leipzig und den Förderverein Haus der Wannseekonferenz zahlen muss, sowie einem Schmerzensgeld in unbekannter Höhe für den ehemaligen Hotelangestellten, endet der Prozess für den einstigen Publikumsliebling beschämend. Aus den sozialen Netzwerken hat er sich inzwischen gelöscht. Wie es für ihn weitergeht und ob er die rund fünfstellige Summe überhaupt aufbringen kann, bleibt abzuwarten.

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