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Peter Lindbergh stellte bei den Models vor seiner Kamera den Menschen in den Vordergrund, nicht den Look. 
Peter Lindbergh stellte bei den Models vor seiner Kamera den Menschen in den Vordergrund, nicht den Look. 
TOBIAS KLEINSCHMIDT/EPA/picturedesk.com

6 berühmte Modefotografen

05.09.2019 um 11:50, Izabela Lovric
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Sie gelten als die Schöpfer der Supermodels, fotografierten Cover für Vogue & Co. und veränderten die Modeszene: sechs große Fotografen der Geschichte.

Peter Lindbergh revolutionierte die Modefotografie, und seine Werke werden noch lange nach seinem Tot die Szene beeinflussen. Helmut Newton fing als erster Modefotograf überhaupt die Persönlichkeit der Models ein. Sie alle schufen Bilder, die nicht nur die Modewelt bewegten. Fashion-Fotografen verändern Sichtweisen, schaffen neue Perspektiven, bringen Ikonen hervor und wirken wesentlich an der Entsehung von Trends mit. Die sechs einflussreichsten Modefotografen der Geschichte.

1. Peter Lindbergh

Der deutsche Starfotograf verstarb im September 2019 im Alter von 74 Jahren. Während seiner erfolgreichen Laufbahn arbeitete er für berühmte Modeschöpfer wie Jean-Paul Gaultier, Giorgio Armani und für internationale Magazine. Lindbergh prägte die Modefotografie mit seinen markanten Schwarz-Weiß-Bildern. Seine Karriere als Modefotograf begann 1978 mit Mode-Features im "Stern". Noch im selben Jahr zog er nach Paris und arbeitete für die "Vogue". Schnell wurde er zu einem der bekanntesten Modefotografen der Welt. Zu seinen Kunden zählten Magazine wie Marie Claire, Vanity Fair, Allure und Rolling Stone. Auch Prominente wie Mick Jagger, Tina Turner, John Travolta und Madonna ließen sich von ihm porträtieren. Er setzte Kampagnen für Jil Sander, Prada oder Calvin Klein fotografisch in Szene. Seine Arbeit ist inspiriert vom frühen deutschen Kino und Ausdruckstanz der 1920er-Jahre. Die natürliche, wahre Schönheit sowie Authentizität und Persönlichkeit seiner Models stehen im Fokus. Überdies gilt er als Schöpfer der "Supermodels" der 1990er-Jahre: Cindy Crawford, Naomi Campbell, Linda Evangelista und Christy Turlington wurden durch seine Linse weltberühmt.

2. Helmut Newton

Helmut Newton galt als Bildkünstler und leistete Pionier-Arbeit. Seine Art der Darstellung veränderte die Modeszene gleichermaßen wie Lindbergh. Statt im Studio zu shooten bevorzugte er Outdoor-Sets. Der deutsch-australische Fotograf entdeckte seine Leidenschaft bereits mit 12 Jahren, als er seine erste Kamera erhielt. Im Jahr 1946 eröffnete er sein Fotostudio in Melbourne und präsentierte bereits sieben Jahre später seine erste Ausstellung "New Visions in Photography". Schon bald arbeitete er für die australische und die britische Vogue, bevor er sich als Modefotograf in Paris niederließ. In den 1970er-Jahren zählte er weltweit zu den bestbezahlten Mode- und Werbefotografen der Branche. Newtons Stil gilt als erotisch, stilisiert und spielt mit Fetisch-Elementen. Die Frauen in seinen Fotografien wirken dominant und präsent.

3. Richard Avedon

Avedon zählt zu den bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er hatte Sixties Model Twiggy vor der Linse und auch Charlie Chaplin entlockte er vor der Kamera ein Lächeln. Der amerikanische Fotograf wurde mit Modeaufnahmen berühmt. Er ging vom Studio auf die Straße – inspiriert von seinem Vorbild Martin Munkacsi: Statt statischen Posen bevorzugte er Models in Bewegung. Eines seiner bekanntesten Werke: "Dovima with Elephants", in dem er Elefanten an die Seite seines Lieblingsmodels Dovima stellte. Neben der Modefotografie war er ein bedeutender Porträtist. Seine Einkünfte ermöglichten es ihm, sich auch Liebhaberprojekten zuzuwenden. Besonders die Bildstrecke "American West" sorgte für Aufsehen und offenbarte Avedons Talent, die “Wahrheit“ und Authentizität jenseits des schönen Scheins der Modewelt einzufangen. Alle Gesichter der Strecke erzählen von der Kehrseite des amerikanischen Traums und präsentieren die nackte Realität. Auf seinen schonungslosen Nahaufnahmen von Obdachlosen, Junkies, Alkoholikern oder Arbeitern zollt Avedon ihnen vollen Respekt, wodurch sie ihre Würde wahren können.

4. Patrick Demarchelier

Demarchelier ist ein französischer Fotograf und besonders für sein Schaffen im Bereich der Modefotografie bekannt. Im Jahr 1975 erlebte er seinen internationalen Durchbruch in New York. Seine Fotografien, vor allem Titelbilder, erschienen in namhaften Zeitschriften wie Elle, Vogue, GQ oder dem Rolling Stone. Mit seiner Kamera begleitete er die beruflichen Anfänge von Linda Evagelista, Kate Moss, Christy Turlington, Cindy Crawford und Naomi Campbell und trug maßgeblich dazu bei, dass diese Damen in den Rang der Supermodels erhoben wurden. Demarchelier gelingt das Kunststück, Models gleichermaßen natürlich wie vollkommen erscheinen zu lassen. Seine weitere Passion: Star-Porträts. Der gefragte Fotograf hatte bereits Beyoncé, Leonardo DiCaprio, Hillary Clinton, Angelina Jolie oder Victoria Beckham vor der Linse. Im Jahr 1989 wurde ihm die Ehre zuteil, Lady Diana für das britische Königshaus zu porträtieren. Sein Stil ist frisch und natürlich, die Models stellt er feminin, zart, nahbar und mit selbstbewusster Eleganz dar. Seine Bilder sind inspiriert von Avedons elegantem, schlichten, avantgardistischen Stil und Newtons graziler "Femme fatale"-Fotografie. Zu seinen Stammkunden gehören Magazine Elle, Marie Claire und Vanity Fair und Luxuslabels wie Chanel, Dior und Louis Vuitton.

5. David Bailey

Der legendäre Londoner Fotograf diente zuerst der Royal Air Force, bevor er seiner eigentlichen Berufung folgte. Er brachte sich alles selbst bei, ergatterte einen Vertrag bei der Vogue, verewigte Prominente aus der Mode-, Film- und Musikszene und porträtierte das englische Königshaus. Andy Warhol, Catherine Deneuve, Margaret Thatcher: Alle hatte er vor der Kamera. Mit seinen Posterproduktionen der Stones und der Beatles fing er das Lebensgefühl der Swinging Sixties wie kaum ein anderer ein. Bailey kreierte einen neuen lässig-coolen Stil und nutzte neutrale Hintergründe ohne viel Schnickschnack – eine Revolution für die Modefotografie jener Zeit. Sein Arbeitsstil und seine Lebensweise waren prägend für eine ganze Generation. Der italienische Regisseur Michelangelo Antonioni widmete dem Fotografen sogar einen ganzen Film: In "Blow Up" diente Bailey als Vorlage für die Hauptfigur Thomas. David Bailey übertrug die unverstellte Leichtigkeit der Swinging Sixties auf seinen fotografischen Stil, fing die Schönheit und Persönlichkeit der Models und Stars ein und zeigte sie, wie sie waren – menschlich.

6. Horst P. Horst

Der amerikanische Fotograf deutscher Herkunft prägte das Erscheinungsbild der Mode. "Jeder wollte von ihm fotografiert werden", schreibt Vogue-Chefredakteurin Anna Wintour über Horst P. Horst. Er zählt zu den wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Sein Mentor und späterer Partner Baron George Hoyningen-Huene, der damalige Cheffotograf der französischen Vogue, führte ihn in die Welt des bedeutendsten Modemagazins ein. Der einzigartige Stil von Horst P. Horst ist geprägt vom antiken Schönheitsideal und schlägt sich in seinen Mode-Fotografien nieder. Die Menschen auf seinen Bildern gleichen Statuen. Horst P. Horst besitzt ein bildhauerisches Gespür für Körper und Formen, die Aufnahmen bestechen durch die spezielle Lichtsetzung: dreidimensional und dramatisch wie in Museen. Er gilt als "Magier des Lichts". Den Durchbruch als Fotograf schaffte er 1935 mit seinem ersten Coverfoto für die britische Vogue, weitere sollten folgen. Cecil Beaton, einer der bedeutendsten britischen Fotografen, holte ihn zum Magazin. Doch als Hoyingen-Huene im selben Jahr seinen Posten als Cheffotograf der Pariser Vogue aufgibt, rückt Horst P. Horst nach. Vier Jahre später wanderte er in die USA aus. Dort arbeitete er hauptsächlich für die Vogue und wurde zur Ikone der Mode- und Porträtfotografie. Die berühmteste Aufnahme von Horst zeigt die Rückenansicht eines Mainbocher-Korsetts.

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