Wie bitte? FPÖ Steiermark wird SPÖ-Mitglied

Ganz durchdacht war er wohl nicht, der Plan der SPÖ. In einer Art Schnellschuss hatte das Parteipräsidium am Mittwoch entschieden, das Duell Doskozil vs. Rendi-Wagner abzusagen. Statt eines Zweikampfes sollte die Kandidatur sämtlichen Parteimitgliedern offen stehen. Und: Auch stimmberechtigt sollte jeder sein, der zum Stichtag 24.03.2023 der SPÖ angehört - ungeachtet dessen, wie lange schon.

>>> Knalleffekt: Traiskirchner Bürgermeister Babler tritt an

Hunderte Eintritte in die SPÖ

Das ist für viele Beweggrund (wieder) in die Partei einzutreten. Bekannte (Ex-)SPÖ-Afficionados wie Rudi Fussi und große Namen wie Robert Menasse haben sich ein Parteibuch geholt. Hunderte seien es allein in Wien, twittert Nikolaus Kowall stolz, der den Prozess mit seiner Kandidatur-Ansage erst losgetreten hatte.

Liebe Leute, ich darf keine ganz genauen Zahlen nennen, aber alleine in Wien können wie etliche (!) hundert Eintritte bestätigen - dabei sind noch weit nicht alle Mails ins System eingetragen. Aus Wels höre ich Systemüberlastung wegen der Neueintritte. Weiter so⚡️✌️— Nikolaus Kowall (@nikowall_) March 23, 2023

Manipulation möglich

Durch seine Ansage hatte er seiner Partei kaum eine andere Wahl gelassen, als Kandidatur- und Wahlprozess basisdemokratisch zu öffnen. Wie man dabei vorgegangen ist, scheint jedoch wenig durchdacht. Die Mindestanforderung für Stimm- und Kandidaturrecht ist dermaßen gering, dass Manipulation Tür und Tor geöffnet sind. Kein Wunder, dass der Mitgliederzustrom nicht nur den biblisch gesprochen verlorenen Sohn, sondern auch den einen oder anderen vermeintlichen Judas in den Hafen der SPÖ spült.

FPÖ wird SPÖ-Mitglied

Als gäbe es nicht schon genug Unruhe, hat jetzt auch die FPÖ einen Antrag auf Mitgliedschaft in der SPÖ gestellt. Auf Twitter postet sie den mittlerweile hundertfach geteilten Willkommensbrief sowie die Erklärung dazu. "Gehen wir es gemeinsam an!", so die FPÖ Steiermark. "Es braucht eine echte Linke, die ausschließlich die Partikularinteressen lauter Minderheiten und aufgeregter Gender- und Klima-Fanatiker aus der woke-Blase vertritt!"

Die FPÖ Steiermark ist jetzt nicht mehr Mitglied der FPÖ? pic.twitter.com/hMNtHHrVqW— Martin Thür (@MartinThuer) March 23, 2023

Was heißt das jetzt?

Hat sich die FPÖ Steiermark damit selbst aufgelöst? Hat die SPÖ mit einer Flut Freiheitlicher SPÖ-Fans zu rechnen? Weder noch. Sowohl das Statut der FPÖ als auch jenes der SPÖ untersagen die rote Mitgliedschaft. Im Falle einer Zweitmitgliedschaft würde das blaue Parteibuch seine Gültigkeit verlieren. Auf der anderen Seite untersagt das Statut der SPÖ Mitgliedern anderer Parteien die Aufnahme.