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Porträt von Schramböck bei einem Fest
Schramböck plant ihren Wohnsitz nach Saudi-Arabien zu verlegen.
Schramböck plant ihren Wohnsitz nach Saudi-Arabien zu verlegen.
Andreas Tischler / picturedesk.com

Neustart unter Palmen: Ex-ÖVP-Ministerin lobt Saudi-Arabien

08.09.2023 um 15:34, Stefanie Hermann
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Die nächste Ex-Ministerin wandert aus. Schramböck gründet ein Unternehmen in Saudi-Arabien – und sucht einen Wohnsitz im Wüstenstaat.

Nicht nur Fußballspieler wechseln aktuell in die Wüste: Ex-Politikerin Margarete Schramböck (ÖVP) gründet in Saudi-Arabien ein neues Unternehmen. Damit nicht genug: Auch einen Wohnsitz im Wüstenstaat sucht die frühere Wirtschaftsministerin.

Digitale Öl-Tochter

Bereits im Frühjahr 2023 ließ Schramböck aufhorchen. Ein Jahr nachdem die Managerin der Politik den Rücken gekehrt hat, hat sie einen Job bei Aramco Digital, seines Zeichens Digital-Tochter des größten Ölkonzerns der Welt, angenommen. Auf der Agenda des zu 90 Prozent staatlichen Unternehmens: die "Vision 2030" des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Salman gilt als durchwegs umstritten. UNO-Ermittlungen deuten auf eine mögliche Verantwortung am Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi im Jahr 2018 hin.

Wohnsitz im Wüstenstaat

Das scheint Schramböck wenig zu stören. Salman sehe sie als "Führungspersönlichkeit mit einer klaren Vorstellung." Wie sie im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin trend verrät, plant Schramböck jetzt ein eigenes Beratungsunternehmen in Saudi-Arabien zu gründen. Bereits jetzt verbringt Schramböck mehr als 50 Prozent ihrer Zeit in Saudi-Arabien. Aktuell sucht sie dort einen festen Wohnsitz. Als westliche Frau erfahre sie keine Einschränkungen in Saudi-Arabien. "Es war für mich eine große Überraschung, diese Freiheit dort zu genießen - auch was Kleidung betrifft. Ich kleide mich kaum anders als bei uns. Auch die saudischen Frauen gehen jetzt abends aus", so die gebürtige Tirolerin.

Frauenrechte und Vertrauen

"Wer wirtschaftlich zusammenarbeitet, hat auch eine Basis, miteinander zu reden und Vertrauen aufzubauen", sagt Schramböck im Interview. "Die Politik muss ihre Themen regeln, und die Wirtschaft macht ihre Dinge. Wir sollten nicht immer einseitig die Menschenrechte sehen, sondern auch den großen Fortschritt bei Frauenrechten.“ 34 Prozent der Frauen würden im Königreich mittlerweile arbeiten, berichtet sie, viele von ihnen in hochqualifizierten Jobs.

Missachtung von Menschenrechten

Die Menschrechtsorganisation Amnesty International hingegen sieht die Situation in der absoluten Monarchie alles andere als rosig. Frauen würden noch immer einen Vormund benötigen. Fundamentale Menschenrechte würden bis heute nicht gewahrt werden. Die Organisation Freedom House stuft das Land in Bezug auf politische und Freiheitsrechte auf einer Skala von 1 (frei) bis 7 (unfrei) als glatte 7, also "nicht frei", ein. Das Demokratie-Rating des Economist (2012) zählt Saudi-Arabien zu den zehn autoritärsten Staaten weltweit.

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