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Porträt vor Mikrofon im Weißen Haus
"North Stream 2 wird es nicht mehr geben".
"North Stream 2 wird es nicht mehr geben".
Alex Brandon/ AP/ picturedesk.com

North Stream Sprengung: Waren es die Amerikaner doch nicht?

14.02.2023 um 16:18, Andrea Schröder
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Wenige Tage nach den Sabotage-Enthüllungen eines US-Journalisten tauchen Zweifel an seiner Story auf.

Nur zwei Tage vor Kriegsgbeginn hatte US-Präsident Joe Biden im Februar 2022 vor zahlreichen Journalisten und im Beisein von Bundeskanzler Olaf Schulz folgende Warnung ausgesprochen:

Wenn Russland in die Ukraine einmarschiert, wird es kein Nord Stream 2 mehr geben. Wir werden dem ein Ende bereiten. Ich verspreche Ihnen, dass wir in der Lage sein werden, das zu tun.

Kein Wunder, dass von Anfang an neben Russland vor allem Amerika in Verdacht stand, für die Explosion der North Stream 2-Gaspipeline verantwortlich zu sein.  

Von langer Hand geplant

Ein US-Journalist untermauerte jetzt diese Vermutung in einer Veröffentlichung auf seinem Blog. Seymour Hersh, legendärer Aufdecker (Kriegsverbrechen in Vietnam, Abu Ghraib-Folter) und Pulitzer-Preisträger, schildert die Vorgangsweise so:

Taucher der US-Marine hätten im Juni vergangenen Jahres während einer NATO-Übung in der Ostsee Sprengstoff an den Pipelines angebracht.

Am 26. September sei dieser mittels einer Solar-Boje aus einem Militärflugzeug  ferngezündet worden.

Porträt sitzend mit Mikro in der Hand
Seymour Hersh, Journalist und Aufdecker.

Seymour Hersh, der sich auf der Blog-Plattform "Substack" wenig bescheiden als "the world's leading investigative journalist" bezeichnet, trommelte  lautstark in eigener Sache. Seine Enthüllungen seien die "Wahrheit". Er habe drei Monate lang daran gearbeitet,  "ganz ohne Druck eines Herausgebers (...), sie einer gewissen Denklinie anzupassen oder sie abzuschwächen“.

Wollte seine Story niemand haben?

Was der 85-jährige hier als eine Heldentat feiert, macht Beobachter stutzig. Für viel wahrscheinlicher halten es diese, dass Hersh mit seinen Recherchen bei renommierten Verlagen abgeblitzt ist - und ihm nichts anderes übrig blieb, als die Sabotage-Geschichte selbst zu veröffentlichen.

Luftaufnahme
Ende September 2022 vor Bornholm...

Anonyme Hinweisgeber

Warum aber sollten seriöse Medien Hershs Beitrag ablehnen? Der wahrscheinliche Grund: dessen Arbeitsweise. Seine Recherchen bestehen stets zu einem maßgeblichen Teil aus Hinweisen anonymer Quellen.

Bei der jüngsten Enthüllung beruft sich der Journalist auf eine einzige Person, die ihm die Sabotage durch die US-Marine verraten haben soll. Er habe mit „einer Quelle mit direkter Kenntnis der Planungen der Operation“ gesprochen. Die "Wirtschaftswoche" zieht nüchtern Bilanz:

 Das ist selbst für jemanden wie Hersh, der für seine anonymen Hinweisgeber berüchtigt ist, reichlich dünn.

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