Kommentar: Kickls Kurs auf‘s Kanzleramt
Für Herbert Kickl könnte es aktuell nicht besser laufen. Die FPÖ galoppiert von Wahlerfolg zu Wahlerfolg und fährt dabei, wie von den Freiheitlichen genüsslich betont, die „historisch besten Ergebnisse“ in den jeweiligen Bundesländern ein. In der Sonntagsfrage liegen die Blauen seit Wochen mit deutlichem Abstand auf Platz eins. Von diesen Höhen konnte man selbst unter dem charismatischen Jörg Haider nur träumen. Nur ein paar Jahre nach dem Ibiza-Video darf man als FPÖ-Sympathisant wieder von einem freiheitlichen Kanzler träumen. Mit Recht: Würde jetzt gewählt werden, käme man nicht an der FPÖ vorbei. Selbst eine große Koalition liegt derzeit nicht im Bereich des Möglichen. Auch der Parteichef gibt sich diesen Träumereien gerne hin. In seiner 1.-Mai-Rede proklamierte sich Kickl, in einem vollbesetzten Bierzelt, gleich zum „Volkskanzler“.

Gegner im Selbstzerstörungsmodus
Die „Wir gegen die da oben“-Taktik der FPÖ hat sich seit Jörg Haider allerdings nur wenig verändert. Die Freiheitlichen profitieren zurzeit aber vor allem von der Schwäche der Konkurrenz. Die SPÖ ist seit Monaten mit internen Grabenkämpfen und der Suche nach einem Parteivorsitzenden beschäftigt. Die von der Inseratenaffäre gebeutelte Volkspartei setzt die Scheuklappen auf, versucht, die einst erfolgreiche Kurz-Taktik aufzuwärmen und setzt auf das Asylthema. Diese Ausrichtung sorgt gleichzeitig dafür, dass es in der Koalition mit den Grünen gewaltig kriselt. Man bringt sich bereits in Position für eine neuerliche Koalition mit der FPÖ – dieses Mal allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Als Juniorpartner müsste man sich schließlich zum Steigbügelhalter des „Volkskanzlers“ machen.