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Die Kandidaten vor der Sendung mit Moderatorin Claudia Reiter.
"Im Zentrum" sind Van der Bellens Herausforderer das erste Mal aufeinander getroffen.
"Im Zentrum" sind Van der Bellens Herausforderer das erste Mal aufeinander getroffen.
ORF/Roman Zach-Kiesling

VdB-Bashing: Kandidaten überholen sich rechts

12.09.2022 um 07:17, Stefanie Hermann
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Bei ihrem Aufeinandertreffen lassen die Herausforderer kein gutes Haar an Van der Bellen. Und dieser? Glänzt durch Abwesenheit.

Es war eine denkwürdige Ausgabe der Diskussions-Sendung "Im Zentrum". Die Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten sind das erste Mal aufeinandergetoffen. Alle? Nein, einer fehlte: Amtsinhaber Alexander Van der Bellen hat die Teilnahme an der Diskussion verweigert. "Alexander Van der Bellen bedankt sich für die Einladung", so die Absage seines Teams. Keiner seiner Amtsvorgänger hätte als amtierender Bundespräsident bei der Wiederwahl an TV-Duellen teilgenommen. Aus gutem Grund: "Die Wahrung der Würde des Amtes ist für den Bundespräsidenten sehr wichtig und dieser Tradition wird er folgen. Selbstverständlich steht er Medien für Interviews zur Verfügung."

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Walter Rosenkranz (FPÖ), Ex-FPÖ- und BZÖ-Politiker Gerald Grosz, Rechtsanwalt Tassilo Wallentin, MFG-Chef Michael Brunner, Schuhfabrikant Heinrich Staudinger und Bierpartei-Gründer Dominik "Marco Pogo" Wlazny nützten die Gelgenheit, erstmals für ein klares Profil zu sorgen. VdBs Abwesenheit haben sie naturgemäß als aufgelegten Elfer dankend angenommen. Die Einstiegsfrage, warum sie besonders geeignet für das Amt seien kommt nicht ohne Seitenhieb auf den Amtsinhaber aus. Grosz nennt ihn direkt "feig", Wallentin befindet eine gewisse Amtsmüdigkeit. Und Wlazny, der wegen seinem Background als Musiker immer wieder in der Kritik steht, hält fest: "Amtsinhaber kann man nicht studieren".

Rechtes Rennen um die Hofburg

EU, Migration und Russland-Sanktionen: Drei der sechs Kandiaten positionieren sich klar rechts, ein vierter liebäugelt zumindest mit einer entsprechenden Ausrichtung. Besonders harte Worte findet Wallentin, wenn es um die EU geht. In dieser sieht er eine "reformbedürfte Umteilungsmaschine Richtung Krisenländer". Rosenkranz meint, dass sie mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die EU implodiere.

Da wird mir ganz schlecht, wenn ich nur daran denke.

Brunner prangert Lobbyismus, Machtmissbrauch und Bürokratie an. Grosz will gar eine Volksabstimmung über einen Verbleib Österreichs in der Union. Anders Wlazny (über einen EU-Austritt: "da wird mir ganz schlecht, wenn ich nur daran denke") und Staudinger, der die "Geschwisterlichkeit" lobt.

Russland-Sanktionen als Spaltpilz

Gegen die Russland-Sanktionen sprechen sich Grosz, Brunner und Rosenkranz aus. Wallentin zeigt sich hier abwägender. Brunner ist überzeugt, dass die EU Kriegshetze betreibe. Wlazny steht steht vorbehaltlos hinter der angegriffenen Ukraine. Nur Staudinger hat zu dem Thema recht wenig zu sagen, wie sein Kommentar dazu vermuten lässt:  "Unser Wohlstand gründet sich auf den Boden der Ausbeutung der Natur, auch der Tiere und auch der Menschen vor allem in der Dritten Welt."

Die größten Differenzen der Kandidaten

Kann in Kabul auch nicht bei Großmufti-Wahl mitmachen

In Zweierkonfrontationen attestiert Staudinger Ex-BZÖ-Politiker Grosz beim Thema Ausländerwahlrecht Hetzerei. Grosz hingegen meint, er könne ja auch nicht in Kabul bei der Großmufti-Wahl mitmachen. Keine Annäherung gibt es auch zwischen Arzt Wlazny und Corona-Skeptiker Brunner beim Thema Impfen, und beim Klimaschutz zwischen Rosenkranz und Wallentin.

Wen Frauen wählen sollten

Warum Frauen einen der antretenden Männer wählen sollten, beantwortete Staudinger mit seinem Einsatz für Alleinerziehende. Wallentin als alleinerziehender Vater zweier Burschen sieht sich vor allem in Familienfragen als Verbündeter.  Brunners Partei wünsche sich, Mutter- und Vaterschaft als Beruf anzuerkennen. Grosz wollte sich von Frauen und Männern "und alles was dazwischen liegt" wählen lassen. Rosenkranz als Bildungspolitiker sah sich mit diesem Thema im Fokus der Mütter, und Wlazny meinte schlicht: "Natürlich bin ich Feminist."

Natürlich bin ich Feminist.

 

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