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Werner Christl testet den neuen Stromer von VW - alle Bilder in der Slideshow weiter unten...
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Peter Christian Mayr

Test: VW ID.3 - Was kann Volkswagens E-Auto wirklich?

19.11.2020 um 10:06, Werner Christl
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Neues aus „Voltsburg“! Volkswagen gibt 
Voll-Strom. Mit dem ID.3 startet man in Form eines völlig eigenständig konstruierten Elektroautos in die Zukunft. Wir schauen uns an, 
ob der ID.3 auch eine Zukunft hat.

Darauf pfeifen wir ab sofort: Auto aufsperren, Tür auf, reinsetzen, Kupplung treten, Bremse betätigen, Fahrzeug starten, Gang rein, Gas geben, losfahren. Im neuen ID.3 geht das so: Tür auf, reinsetzen, Automatik auf D, fahren – fertig. Mit Startknopf und anderen Unwichtigkeiten hält sich der ID.3-Fahrer nicht auf. Sobald der Allerwerteste auf dem Sitz angekommen ist, geht das E-Auto automatisch in Betrieb. Im Gegenzug steigt man auch einfach aus – den Rest erledigt der VW. Das ist eigentlich recht praktisch und funktioniert im Alltag tatsächlich. Nun wird sich aber wohl kein Mensch aus diesem Grund den ID.3 zulegen. Also, was kann VWs neuer E-Flitzer? Gleich vorweg: Von Reichweitenpanikattacken wird der ID.3-Fahrer nicht geschüttelt. Die getestete Pro-Performance-Version mit 204 PS und 58-kWh-Akku soll eine WLTP-Reichweite von ca. 420 Kilometern haben. Im Test bei aufgedrehter Heizung, niedrigen Temperaturen und nicht besonders sparsamer Fahrweise lagen wir bei einem Verbrauch von etwa 19 kWh, was einer Reichweite von ungefähr 300 Kilometern entspricht. Wir schafften aber auch kurzfristig 17 kWh in der Stadt ohne Heizung. Wir gehen von einer realen Reichweite von 300 bis 400 Kilometern aus. Abhängig davon, wo und wie man fährt. In der Stadt ist der ID.3 brutal sparsam und auf der Autobahn mit maximal 160 km/h steigt der Verbrauch – logo. Daneben gibt es eine 77-kWh-Version, die bis zu 549 Kilometer Reichweite schafft. Eine kleinere Version (45 kWh) kommt dann 2021. 

An der „Zapfsäule“

Kritik gibt es für den Ladedeckel bzw. die sich darin befindliche Steckdose. Wer bei Dunkelheit anstecken will, wird durch das eingebaute LED-Licht derart geblendet, dass man die Steckdose kaum findet. Das Lamperl sollte eher auf die Steckdose und nicht ins Gesicht leuchten! Ob der Ladedeckel nicht besser vorne in der Motorhaube wäre, ist wahrscheinlich eine Glaubensfrage. In der Regel sind die „Tankstellen“ vor dem Auto. Geladen wird zu Hause an der gewöhnlichen Steckdose in etwa 28 Stunden und in erfreulichen 30 Minuten stehen bei 100 kW Ladeleistung 290 Kilometer Reichweite am Screen. Kritik hat der ID.3 für die verwendeten Materialien im Innenraum einstecken müssen. Tatsächlich gibt es kaum soften Kunststoff zu finden. Aber: Hohe Reichweiten sind nur möglich, wenn man nicht zu viel Gewicht mitschleppt. Deshalb hat VW auf gewichtige Materialien wie Leder und ähnliche Gewichtsverursacher verzichtet. Man setzt auf Kunststoff – teilweise aus Recyclingmaterial. Deshalb wirkt das Cockpit vielleicht nicht ganz so hochwertig, wodurch der Preis trotz hoher Akkupreise in vernünftigen Höhen gehalten werden kann. Generell gibt es wenig Knöpfe im ID.3. Das meiste läuft über die beiden Screens. Die Bedienung dieser ist leicht zu durchschauen. Alles übersichtlich und nachvollziehbar. Ein Plus gibt es für die Assistenzsysteme, die massig vorhanden sind. Erhaben über Kritik ist der ID.3 in Sachen Fahrwerk, Fahrspaß, Beschleunigung (0–100 in 7,3 Sekunden). Dazu kommt ein unglaublich kleiner Wendekreis und ein sehr gutes Raumgefühl – die Platzverhältnisse passen. VW geht jedenfalls mit dem ID.3 einen neuen und richtig guten Weg.

Kurz angesprochen...

Der ID.3 macht einem das Meckern nicht leicht. Der Preis nach Abzug der Förderungen ist sehr gut. Trotzdem müssten E-Autos noch günstiger sein. 

Wenn Volkswagen zig Milliarden in die Hand nimmt und ein Auto wie den ID.3 konstruiert, kann man davon ausgehen, dass dies nicht zur Gaudi passiert.  Der ID.3 ist eine Art Startsignal für den ganzen Automarkt in Richtung Zukunft der E-Mobilität!

Ansteckend: Mit der 58-KWh-Batterie schafft der neue ID.3 420 Kilometer Reichweite laut WLTP. Die Akkus sind im Fahrzeugboden versteckt, was dem Fahrverhalten zugute kommt. Der ID.3 ist 4,26 Meter lang.

Knubbel. Die Auswahl via Fahrstufenknubbel ist etwas gewöhnungsbedürftig – aber dann nach kurzer Eingewöhnungszeit schwer OK. 

Knopflos: Knöpfe findet man im ID.3. nur wenige – so wie beispielsweise, die für Scheibenheizung oder Scheinwerfer.  

Platzverhältnisse: Das Kofferraumvolumen mit 385 Litern und generell die Platzverhältnisse sind sehr gut. 

Alles neu konstruiert: Der ID.3 ist garantiert kein VW-Golf. Alles an diesem Auto wurde neu konstruiert und designed. Ähnlichkeiten gibt es nur in Bereichen wie Fahrwerk oder Handling. Das kann der Stromer genauso gut wie der Golf – wenn nicht besser. 

 

DIE ECKDATEN:

Reichweite:  300 – 420 Kilometer

0 – 100 km/h: 7,3 Sekunden

Antrieb: Elektro

Leistung: 204 PS

Länge: 4,26 Meter

Spitze: 160 km/h

Stromverbrauch im Test: 19 kWh/100 km

Leergewicht: ca 1.800 kg

Kofferraum 385 Liter

Startpreis ohne Förderung: EUR 34.090,–

Preis Testfahrzeug: EUR 49.590,

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