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Im Test: Volvos EX90
Volvos großes Elektro-SUV mit 616 Kilometer Reichweite
Volvos großes Elektro-SUV mit 616 Kilometer Reichweite
Werner Christl

Test: Volvo EX90 - Lautloser Luxusliner

06.05.2025 um 15:39, Werner Christl
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Wir sehen uns an, ob der Volvo EX90, der gerade zum „World Luxus Car 2025“ gewählt wurde, diese Auszeichnung verdient und was Volvo mit Thors Hammer am Hut hat.

Er wäre kein Volvo, der EX90, wenn er nicht irgendetwas Neuartiges verbaut hätte, das die Sicherheit verbessern soll. In diesem Fall ist es Lidar. Nein keine Figur aus Pipi Langstrumpf, sondern quasi ein Sicherheitsauge. Diese befindet sich oberhalb der Windschutzscheibe und sieht aus wie ein zu kleine geratenes Taxischild. Dahinter versteckt sich eben unter anderem die zukünftige Technik für autonomes Fahren. Insgesamt ein sehr fortschrittliches System, das beispielsweise alle Autos im Umkreis von zig Metern erkennt und dazu noch in Millisekunden die Größe der anderen Fahrzeuge im Blick hat. Am Screen vor dem Fahrer kann man sogar eine Animation sehen, wie der Verkehr vor einem gescannt wird. Theoretisch könnte man nur mit dem Animationsbildschirm fahren. Ob ich als Fahrer das beobachten muss, ist natürlich fraglich. Es zeigt aber wie das System arbeitet. Und natürlich ist dieser Luxus-Volvo mit zahlreichen zusätzlichen Assistenten vollgestopft. Alleine darüber könnten wir Seiten füllen!

Big Volvo - Raumwunder

Mit seinen gut fünf Metern Länge ist der EX90 ein ziemlich großer Zeitgenosse. Interessanterweise wirkt er von außen betrachtet viel kompakter bzw. kleiner. Das hängt wahrscheinlich mit seiner windschlüpfrigen Form zusammen. Es gibt praktisch keinen Kühlergrill, braucht aber ein E-Auto ohnehin nicht mehr. Insgesamt ein sehr reduziertes Design, wie wir es von Volvo erwarten würden. Und wenn man mit einem Wikinger schon unterwegs ist, darf Thors Hammer nicht fehlen. So nennt Volvo die Lichtsignatur der LED-Scheinwerfer. 

Der Innenraum des Schweden 

Das Testauto war als Siebensitzer ausgelegt. Wie immer sind die Platzverhältnisse in der dritten Reihe beengt. Das ist aber in der Regel bei allen SUVs, die als Siebensitzer erhältlich sind so. Die Dritte Reihe lässt sich auf Knopfdruck umlegen. Dabei verschwinden die Sitze praktisch im Kofferraumboden. Insgesamt verdient der Kofferraum die Bezeichnung Schlund. Da passt wirklich sehr viel rein. Auch bei Verwendung der dritten Sitzreihe bleiben 324 Liter Kofferraumvolumen übrig. Wenn diese nicht verwendet wird, sind es stolze 700 Liter! Zusätzlich gibt es unter der Motorhaube noch Stauraum für Kabel und andere Utensilien. Das Innendesign ist „typisch Volvo“. Sehr geradlinig, keine Verschnörkelungen, wenig Knöpfe und ein auffälliger Hauptscreen, der vertikal angeordnet ist und damit wie ein übergroßes iPad aussieht. Als Fahrzeugschlüssel dient das Handy oder alternativ eine Karte. Letztere hatten wir im Test. Die ist aber eher umständlich, weil man diese direkt an den Türgriff halten muss, damit der Volvo öffnet. Zudem muss die Karte auf ein eigenes Plätzchen im Bereich der Mittelkonsole gelegt werden. Die Karte kann also nicht einfach in der Hosentasche verschwinden.

Wie er sich fährt 

Volvo verspricht den leisesten Volvo aller Zeiten. Tatsächlich gibt es nur wenige Autos am Markt, die nur annähernd derart ruhig agieren. Damit ist aber nicht der Motor gemeint – ein E-Motor ist sowieso leise – sondern es fehlen Wind- und Fahrgeräusche. Dadurch wird die Langstrecke ruhig und ziemlich entspannt gefahren. Dazu kommt das Luftfahrwerk, das alles extrem gut wegbügelt. Vor allem kleinere lästige Unebenheiten auf der Straße, verschwinden quasi. Wer also Langstrecken liebt, wird den EX-90 auch lieben. Massagesitze und mächtig Power erweitern den Fahrkomfort. 

616 Kilometer Reichweite 

408 Allrad-Pferde helfen dem Test-EX90 ordentlich zu beschleunigen. Mit 770 Newtonmetern Drehmoment geht es ordentlich vorwärts! Bei 180 km/h Spitze ist Schluss. Zu wenig für ein Luxusauto? Mit E-Autos über 200 Sachen zu fahren ist aber ohnehin kontraproduktiv und in Österreich sowieso nicht erlaubt. Nun zur Reichweite: Der Volvo EX90 gehört zu jenen Elektroautos, die auf eine sehr große Batterie setzen. Nicht ganz 100 kWh stehen bereit. Das soll eine Reichweite von 616 Kilometern ergeben. Wie bei allen E-Autos gilt auch hier. Im Winter ist das sicher nicht zu schaffen und wer auf der Autobahn den Elektro-Gasfuß strapaziert, wird auch mit weit weniger Reichweite leben müssen. Im Test mit eingeschalteter Klimaanlage können wir einen Durchschnittsverbrauch von 22 kWh unterschreiben. Für ein derart großes Allrad-E-Auto passt das sicher gut.

Die Preisfrage 

Preislich gibt es eine gewisse Hürde, um einen EX90 zu fahren. Das Testfahrzeug mit überkompletter Ausstattung wie Bowers & Wilkins Soundsystem, adaptivem Luftfahrwerk und anderen Nettigkeiten hatte einen Endpreis von 111.340,- Euro. Den günstigsten EX90 gibt es ab EURO 83.900 Euro. Volvo fährt eben mit dem EX90 in der Oberklasse…Und: Ja, der verdient durchaus die Auszeichnung „World Luxus Car 2025“.

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